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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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der Regel und in Friedenszeiten öffentlich und basieren auf Daten, die sich auf einen klar begrenzten geografischen Raum beziehen. So entstehen Landkarten oder Stadtpläne. In speziellen Fällen der Forensic Intelligence Unit werden solche geografische Daten per Eingabe von exklusiven, nicht handelsüblichen Daten aufgemischt und präzisiert. Exklusivmaterial der Met. Christine Leist hat in ihrer Funktion auf diese Daten Zugriff, denn ohne die könnte sie ihre Arbeit nicht machen. Es geht dann ja nicht mehr darum, zu erfahren, wo in London die meisten Alten leben und wo die meisten Jungen, wo die meisten Arbeitslosen und wo die meisten Banker, sondern vielmehr darum, wo die meisten Einbrüche stattfinden und die meisten Vergewaltigungen und die meisten Raubüberfälle oder wo die meisten Morde und Bandenkriege zwischen Jugendlichen an der Tagesordnung sind.
    Sobald Christine Leist dazu Informationen eingibt in ihren Stadtplan, erscheint auf ihrem Bildschirm ein ganz besonderes Szenario – eines, das Verbrechen sichtbar macht. Aus vielen heterogenen Informationen entsteht durch Analyse polizeiliches Spezialwissen. Gespeist von Spuren, die an den jeweiligen Tatorten von Ermittlern draußen entdeckt und, als Datei gespeichert, jetzt von ihr und ihren Kollegen im Großraumbüro in ihre Rechner eingegeben werden. Sie begeben sich gemeinsam auf die Jagd, sowohl die Beamten draußen im Dschungel der Großstadt als auch ihre Helfer drinnen in den Büros vor den Bildschirmen. Unwichtig, wer von ihnen am Ende gewinnt. Wichtig ist nur, dass die Täter verlieren.

    Das dahintersteckende Prinzip der Kriminalitätsbekämpfung hat 1967 bereits der spätere BKA-Chef Horst Herold begriffen und mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, hauptsächlich dem eigenen Verstand, als Polizeipräsident von Nürnberg vor Ort getestet. Man nannte es Kriminalgeografie. Kein schlechter Begriff, auch heute noch. Als er der Fachwelt seine Theorie in einem wissenschaftlichen Aufsatz vorstellte, erwähnte Herold in einer Fußnote lobend den »Kartenraum von New Scotland Yard«, denn dort würden »Karten geführt, die Auskunft geben über Ort und Häufigkeit des Vorkommens und den Umfang bestimmter Verbrechensarten in dem Zuständigkeitsbereich der Londoner Polizei«.
    Die noch heute geltenden wissenschaftlichen Grundlagen, die Thesen des fränkischen Kriminologen aus Passion, besagen ja, dass der eigentliche Nutzwert für die Strafverfolgungsbehörden darin besteht, bei allen Analysen vom Raum auszugehen. Da nickt Christine Leist. Ja, so ist es. Denn ein bestimmter Raum ist jener Fleck auf der Karte, meist leuchtend rot gekennzeichnet, heute auch »Hotspot« genannt, wo sich Verbrechen häufen. Das festzustellen ist zumindest statistisch betrachtet eine ziemlich leichte Übung. Zu Herolds Zeiten geschah das per Handarbeit auf Deliktkarten, heute reicht ein Mausklick.
    In Nürnberg gab es zwar selten Mord, aber regelmäßig Überfälle und Einbrüche. Um die Tätermobilität zu erkunden, ließ Herold damals kartografisch Delikte pro Fläche, Wohnsitze möglicher Täter pro Fläche und die Ergebnisse der Spurensicherung auflisten. Daraus entwickelte er Hochrechungen, um zu ermitteln, wo nach aller Wahrscheinlichkeit Täter zuschlagen würden: »Mein kriminalgeografisches System war vor allem ein schutzpolizeiliches Präventionsinstrument, das erstmals automatisiert als Feedback den Kräftebedarf des vorbeugenden Streifendienstes aufgrund aller Parameter errechnete und als Befehl verbindlich machte. Nicht ich als Polizeipräsident ordnete Ort, Zeit und Umfang des Streifendienstes an, sondern der Computer. Nicht die vermeintliche Erfahrung bestimmte den Einsatz, sondern die
Kriminalität selbst – so wie die Steuerung der Verkehrsampeln durch das Verkehrsaufkommen bestimmt wird. Als Nebenprodukte wurden sichtbar die geografischen Beziehungen zwischen Täterwohnsitzen und Tatorten.«
    Es gelang ihm innerhalb weniger Jahre, die Kriminalitätsrate der Stadt zu halbieren, indem er Polizisten dort präventiv einsetzte, wo laut Hochrechnung am häufigsten Straftaten passierten, sie nicht, wie sie es gewohnt waren, in ihren Revieren beließ, wo sie laut Stellenplan nun mal hingehörten, egal, ob da je Ungesetzliches geschah oder immer alles friedlich blieb. Herold: »Mein Ziel war es, ein nach kybernetischen Prinzipien funktionierendes System zu konstruieren, das die örtliche Kriminalität im Zangengriff von Tataufklärung und Verhütung reduziert.« In

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