BKA - Die Jaeger des Boesen
Geheimdienst, das gilt für den bis heute unaufgeklärten Mord an Olof Palme 1986 in Stockholm, angeblich verübt von frustrierten ehemaligen Kriminalpolizisten oder Armeeangehörigen.
Immer dann, wenn es in Wahrheit nichts Neues gibt, erblühen aus Gerüchten erneut abenteuerliche Geschichten. Eine von denen, exemplarisch in ihrer Wirkung, weil im Gegensatz zu früheren Zeiten vor allem durchs Internet Millionen Menschen weltweit davon erfuhren, ist die Geschichte vom Verschwinden eines englischen Mädchens aus einer Ferienanlage an der Algarve am
3. Mai 2007, wenige Tage vor seinem vierten Geburtstag. Die Kleine heißt Madeleine McCann. Was wirklich geschah in jener Nacht, in der sie verschwand, wissen nur der oder die Täter. Und wer die sind, weiß wiederum niemand. Fest steht nur, dass es seit Mai 2007 kein Lebenszeichen mehr gibt von Madeleine, genannt Maddie. Seitdem ist ihre Geschichte bekannt als »Der Fall Maddie«.
Selbst die entscheidende Frage, ob es sich um eine Entführung handelt (Hypothese 1) oder um die » Verdeckung eines tragischen Unfalls« (Hypothese 2), wie es korrekt in der Sprache der Fallanalytiker vom Bundeskriminalamt heißt, bleibt unbeantwortet. Nachdem alle kriminalistischen Ermittlungen ohne belastbares Ergebnis geblieben waren, der Einsatz modernster technischer und wissenschaftlicher Untersuchungen vergebens gewesen war, nachdem sich zudem der früh schon aufkeimende Verdacht gegen Madeleines Eltern nicht hatte untermauern lassen, stellte die portugiesische Polizei im August 2008 die Ermittlungen ein und gab vier Wochen später die Akten im Fall Maddie frei.
Wenn es um Fälle wie den von Maddie geht, um Kinder also, sind Polizisten auf der ganzen Welt automatisch engagierter als bei anderen Kriminalfällen – Betrug, Mord, Bankraub.Viele von ihnen haben selbst Kinder zu Hause und können nachfühlen, was die betroffenen Eltern fühlen. Wichtig ist bei solchen Ermittlungen der Faktor Zeit. Sobald ein kleines Kind als vermisst gemeldet wird, beginnt die Polizei unverzüglich mit der Suche nach ihm. Ein dilettantischer Einsatz wie der in jener Nacht, als Maddie verschwand, wäre in Deutschland undenkbar.
Beim Verdacht auf Kidnapping gibt es nämlich penible Vorschriften, denn mit jeder Stunde Verzögerung sinkt die Chance, ein verschwundenes kleines Mädchen, einen verschwundenen kleinen Jungen noch lebend zu finden. Das wissen die Kriminalisten aus den Analysen von Fällen, bei denen sie am Ende nur noch ein kindliches Skelett in einem Waldstück entdeckten oder ein verlassenes Kinderfahrrad in irgendeinem Straßengraben. Von Beginn an wird deshalb alles eingesetzt, was technisch und
personell bei einer Fahndung möglich ist: Hundertschaften von Schutzpolizisten mit Spürhunden, Feuerwehr, Suchhubschrauber, sogar Tornado-Flugzeuge der Bundeswehr mit Wärmebildkameras. Immer dann, wenn sich der Verdacht erhärtet, dass es sich um Kidnapping und Erpressung von Lösegeld handelt, übernimmt das für Entführungen zuständige Bundeskriminalamt den Fall.
Es wäre vermessen zu glauben, durch noch so intensive Lektüre aller verfügbaren Dokumente und Berichte im Fall der verschwundenen Madeleine McCann mehr zu wissen, als die Polizei am Ende zu wissen glaubte. Eine systematische Analyse mit entsprechenden Thesen zu Täterwahrscheinlichkeiten können nur Profis leisten. Meine Rechercheergebnisse listen ganz bewusst mit allen widersprüchlichen Aussagen deshalb nur wertfrei verschiedene Versionen eines möglichen Tatverlaufs auf. Dies alles auch – um die Verwirrung zu steigern – aus verschiedenen Perspektiven. Es sind also journalistische Annäherungen an das, was im Mai 2007 an der Algarve tatsächlich passiert sein könnte.
Ein erfahrener Fallanalytiker vom Kriminalistischen Institut des BKA, dem ich mit der Bitte um eine Beurteilung meinen Text gab, stellte denn auch kühl, professionell fest:
»Der Text enthält verschiedene Darstellungen eines möglichen Tatablaufs im Fall der verschwundenen Madeleine »Maddie« McCann. Es ist nicht zu erkennen, für welchen hypothetischen Ablauf der Autor sich aufgrund seiner Recherchen entscheidet. (Beim fallanalytischen Vorgehen ist es das Ziel, die wahrscheinlichste Lösung herauszuarbeiten und mit objektiven Daten zu belegen. Diese dient dann als Ermittlungshinweis für die örtlich zuständigen Polizeikräfte.) Die Arbeitsweise und die Ergebnisse im Text entsprechen nicht den akkreditierten fallanalytischen Qualitätsstandards in der
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