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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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deutschen Polizei. Im Artikel erfolgte keine systematisierte Analyse des Falles, welche nach hiesigen Anforderungen notwendig wäre. Vielmehr erfolgen mehrere verschiedene Darstellungen eines möglichen Tatablaufs. […] Zudem enthalten die verschiedenen Versionen
der Tatrekonstruktionen unterschiedliche Informationsquellen (mit unterschiedlicher Qualität) und jede Versionsbildung erfolgt aus einer anderen Perspektive. Eine Abfolge der Ereignisse insgesamt wird nicht ausreichend erkennbar […]. Der Autor hatte wahrscheinlich nicht den Anspruch, den ›Fall Maddie‹ kriminalistisch und/oder fallanalytisch aufzuarbeiten.«
    Der Mann hat recht. In der Tat enthalten die verschiedenen Versionen der Tatrekonstruktionen unterschiedliche Informationsquellen mit unterschiedlicher Qualität, und jede »Versionsbildung« – was für ein Wort! – erfolgt tatsächlich aus einer anderen Perspektive. Eine Abfolge der Ereignisse insgesamt wird – auch da liegt der Fallanalytiker mit seiner Einschätzung richtig – nicht ausreichend erkennbar. Aber genau deshalb beginne ich die Geschichte eines unaufgeklärten Kriminalfalles, die des Falles Maddie, mit scheinbar zufälligen Ereignissen und scheinbar zufälligen Begegnungen. Alle aber gehören zu einem Puzzle, das bis heute nicht vollendet ist:
    Außergewöhnlich früh für gewöhnlich ausdauernd trinkfreudige Iren verlangt Martin Smith am Abend des 3. Mai 2007 in »Kellys Pub« die Rechnung, etwa um 21.50 Uhr. Es ist längst dunkel in Praia da Luz, der Atlantik nur hör-, nicht mehr sichtbar, die Luft aber noch frühlingshaft warm. Smith drängt zum Aufbruch. Sohn Peter und Schwiegertochter Aiofe und seine Enkel sind auf der ersten Maschine von Faro zurück nach Dublin gebucht, müssen am nächsten Morgen vor Sonnenaufgang in Praia da Luz losfahren, um pünktlich am Flughafen zu sein. Martin Smith, der als Pensionär frei über seine Zeit verfügen kann, will mit seiner Frau noch an der Algarve bleiben.
    Zu ihrer Ferienwohnung, etwa fünfhundert Meter von der Strandpromenade entfernt – zu Fuß in zehn bis fünfzehn Minuten erreichbar –, gehen sie an diesem Abend auf der Rua da Escola Primaria, die sich zur Siedlung Estrela hinaufschlängelt, fünf Kinder voran, vier Erwachsene dahinter. Es gibt keine Laternen an der Straße, doch der gedämpfte Lichtschein aus den Wohnungen
der anliegenden Häuser links und rechts reicht aus, um die Straße halbwegs zu beleuchten. Falls ihnen auf der Einbahnstraße ein Auto entgegenkäme, würden sie dessen Scheinwerfer rechtzeitig sehen, könnten auf den Bürgersteig ausweichen.
    Der Mann, dem sie etwa dreißig Meter hinter dem Stoppzeichen begegnen, wo ihr Nachhauseweg die Rua 25 de Avril kreuzt, kommt von oben auf sie zu. Auch er geht mitten auf der Straße. Ob sein Gesicht von der Sonne gebräunt ist oder von Natur aus braun, lässt sich im gedämpften Licht nicht ausmachen. Bei einer zufälligen Begegnung unter Fremden, die im nächsten Moment wieder vergessen sein wird, ist das aber auch unwesentlich. Erst viel später wird es wichtig, wesentlich, ja entscheidend sein. Wie sah der Mann aus? Eher wie ein Tourist? Oder eher wie ein Einheimischer ? Und wie alt war er?
    Martin Smith will sich nicht festlegen, als ihn Wochen später die Polizei befragt. Er schätzt ihn, falls ihn seine nachträglich aufgefrischte Erinnerung nicht trügt, auf fünfunddreißig bis vierzig. Aber auch das ist unsicher. Denn auf die Idee, dass hier an der Algarve, der Sonnenküste Portugals, einem Zentrum des Tourismus, Kinder entführt werden und dass so etwas jetzt vor ihren Augen passiert und dass alles mal wichtig sein würde, was sie sehen, kann bei der nächtlichen Begegnung schließlich keiner der Iren kommen.
    Genau jedoch erinnert er sich daran – was auch seine Angehörigen bestätigen –, dass der Mann ein kleines Mädchen in seinen Armen trug, ein Kind mit langem blonden Haar, den Kopf schlafend an seine Schulter gelehnt, drei oder vier Jahre alt. Es war barfuß und bekleidet mit einem weißen oder rosaroten zweiteiligen Schlafanzug. So genau ließ sich das nicht unterscheiden, und auch darauf achtete niemand von der Familie Smith. Wie hätten sie denn ahnen sollen, dass bald ihre Erinnerung an jedes noch so winzige Detail dieser Begegnung wichtig sein würde? Ob es sich bei dem Mädchen auf dem Arm des Fremden um Madeleine McCann gehandelt hat, deren Foto zum Zeitpunkt der Befragung der Smiths bereits in jeder Zeitung abgedruckt, auf allen

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