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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Kleinen beging er, auf dem Gleis vor Bahnsteig 4 liegend, Selbstmord mit seiner eigenen Waffe. Das ergab die Spurensicherung am Tatort. Das ergaben die Aussagen aller Zeugen. Das sind Fakten. Ausschließlich auf die stützen sich, und in diesem Fall besonders genau, die Ermittler des Bundeskriminalamtes.
    Es blieb deshalb am Ende nichts übrig vom vorschnell geäußerten Verdacht, Grams sei kaltblütig aus Rache hingerichtet worden. Täter seien die Kameraden des erschossenen jungen Michael Newrzella. Die hätten sich geschworen, ihre Tat totzuschweigen. Und dennoch blieb etwas hängen. Trotz nicht widerlegbarer Befunde schwelt weiterhin der Verdacht, wonach es doch
kein Selbstmord, sondern Mord gewesen und dieser anschließend bis heute auch noch durch alle staatlichen Instanzen vertuscht worden sei. Verschwörungstheorien dieser Art, aufgestellt von Fanatikern und Vollidioten, werden verbreitet im Internet. Der seit zehn Jahren und aktuell immer noch beliebteste Wahnsinn zum Beispiel lautet, dass die CIA oder der Mossad und nicht Osama bin Ladens Terroristen am 11. September 2001 die Flugzeuge in die Türme des New Yorker World Trade Center gejagt und dabei Tausende in den Tod geschickt hätten. Der öffentlich gemachte und öffentlich kontrovers diskutierte Verdacht, dass Grams in Wahrheit eben doch von einem der achtunddreißig beim Einsatz beteiligten Beamten einer BKA-Spezialeinheit per aufgesetzten Kopfschuss getötet worden sei, wurde zwar eindeutig widerlegt. Doch für viele ist nach wie vor der Fall Grams ein Indiz für die grassierenden Vorurteile über eine mit Spezialkommandos besetzte geheimnisvolle Festung in Wiesbaden, eine Darth-Vaderartige Organisation, die in der ansonsten von friedlichen Rentnern besetzten Kurstadt residiert.
    Ob Wolfgang Grams persönlich die Schüsse auf Rohwedder und seine Frau abgefeuert hat, ist durch den Vergleich seiner am Tatort in Düsseldorf gefundenen telogenen Haare mit denen vom Tatort in Bad Kleinen nicht mehr zu klären. Damals an Ostern 1991 fanden die Spurensucher einzelne Haare auf dem Handtuch, das neben einem umgekippten Gartenstuhl lag. Wahrscheinlich war das Gewehr des Todesschützen darin eingewickelt. Die Hinweise auf Grams sind zwar eindeutig, er war sicher am Mord beteiligt, es sind jedoch keine Beweise. War er auch der Todesschütze?
    »Das Ihnen zum Trost, Frau Rohwedder«, sagte einer der BKA-Beamten, die nach dem Mord zu ihr ins Krankenhaus kamen, um sie zu befragen, »wen die wirklich haben wollen, den kriegen die.« Mit »die« meinte er die Terroristen der Rote Armee Fraktion. Wer von ihnen tatsächlich auf Detlev Rohwedder geschossen hatte, der im Arbeitszimmer seiner Villa verblutet war, wussten die Ermittler damals nicht. Das wissen die Staatsschützer bis heute
nicht. Was sie aber sicher wissen, was für sie feststeht, ist die Täterschaft der RAF. Nicht allein aufgrund eines Bekennerschreibens mit dem üblichen Stern, dem Zeichen der Rote Armee Fraktion. Der Brief hätte schließlich ja gefälscht sein können, denn die Sprache der Terroristen war leicht nachzuahmen, weil sie voller Klischees steckte und deshalb ähnlich klang wie andere ideologische Leerformeln deutscher Nation. Dennoch waren die Analytiker vom Staatsschutz schon früh überzeugt davon, dass es sich um ein RAF-Kommando gehandelt haben muss, das den Treuhand-Chef ermordet hatte, und nicht um ehemalige Stasi-Agenten. Es gebe, sagt mir einer der in dem Fall nach wie vor tätigen Ermittler vom Staatsschutz, kein einziges Indiz, keinen einzigen Anhaltspunkt, der auf die ehemalige Staatssicherheit hinweisen würde. Aber eine ganze Menge Indizien in Richtung RAF.
    Der Verdacht, dass ihn in Wirklichkeit Fanatiker aus dem untergegangenen DDR-System erschossen, um sich beispielhaft an ihm zu rächen, den hatte – und hat – nicht nur Hergard Rohwedder: »Davon sind auch Politiker wie Angela Merkel oder Günther Nooke oder Dagmar Schipanski überzeugt. Das haben sie mir so gesagt. Denn die RAF hat nie auf die Verwandten ihrer Opfer geschossen. Ein so perfekt geplantes Verbrechen deutet eher auf Profikiller hin. Ich glaube, wie viele andere, dass es die Stasi war, vielleicht in einem Joint Venture mit der RAF, was den Bekennerbrief erklären würde. Die das geplant haben, die müssen vorher heimlich im Haus gewesen sein, denn sonst hätten sie nicht gewusst, dass es oben im ersten Stock kein Panzerglas gab.«
    Auch für ihren Verdacht lassen sich Argumente finden, obwohl die für einen

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