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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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den Chefetagen der ehemaligen Kombinate heute anstelle der Politbürokraten des alten Regimes mehr Manager vom Range Rohwedders, es sähe um die Zukunft der angeblich
Erniedrigten und Beleidigten in den neuen Ländern wesentlich besser aus. Zaubern aber können auch die intelligentesten Manager nicht. Nur die RAF kann das – auf dem Papier.«
    Rohwedder ist der Einzige, der durch die umjubelt begrüßte deutsche Einheit sein Leben verlor. Die meisten Manager schwafelten in ihren Sonntagsreden von vaterländischen Pflichten, wollten sich aber persönlich im Osten nicht so gern engagieren. Die Entscheidung, das schwierigste Amt zu übernehmen, das es damals in Deutschland gab, machte sich Rohwedder nicht leicht. Ja, es fiel ihm sogar schwer. Aber nicht aus Feigheit, sondern aus Pflichtbewusstsein. Denn er hatte kurz zuvor seinen Vertrag als Vorstandschef von Hoesch um fünf Jahre verlängert, und der Ex-SPD-Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium hielt bestehende Verträge für verpflichtend. Doch dass ihn der damalige Finanzminister Theo Waigel und Bundeskanzler Helmut Kohl in die Pflicht nehmen wollten, weckte seine Leidenschaft. Er wollte es »mit jeder Faser seines Herzens« (Hergard Rohwedder). Historisch interessiert und gebildet, dazu ein überzeugter Patriot, war es für ihn nicht nur eine spannende Herausforderung, sondern eine Verpflichtung, ja sogar eine Freude, beim Wiederaufbau der früheren DDR mitzuhelfen. Seine Frau und seine Kinder band er in die Entscheidung ein. Er ahnte, dass seine Frau Angst hatte vor dem, was auf ihn zukommen würde. Sie konnte diese Angst nicht begründen, aber sie war da. Um einen Nachfolger für den Hoesch-Job kümmerte sich die Deutsche Bank. Sie entschied sich für Kajo Neukirchen, der als härtester Manager der Republik galt.
    Konkret sind auch die Vorwürfe, die Hergard Rohwedder gegenüber den Beamten äußert, die ihren Mann besser hätten beschützen müssen. Die den Staat vertraten, dem er diente. Denen wirft sie Versagen vor. »Ich habe den Sicherheitsleuten, die ihn immer vom Flugplatz Düsseldorf nach Hause begleiteten, wenn er aus Berlin kommend in der Nacht gelandet war, am Gründonnerstag gesagt, es braut sich etwas zusammen. Ich hatte nächtliche Anrufe bekommen, und nie hatte sich am anderen Ende jemand gemeldet. Dann hatte es einmal mitten in der Nacht an der Tür
geklingelt, und als ich vorsichtig rausschaute, war niemand da. Die Straße war leer, kein Mensch zu sehen. Das alles habe ich dem Begleitschutz gesagt. Die Antwort lautete: Wir haben das Prinzip der verdeckten Fahndung, sollen wir vielleicht mit dem Schiff auf dem Rhein hin- und herfahren?« Der floss nicht weit entfernt vom Haus der Rohwedders jenseits einer Schrebergartenkolonie. Daraufhin fragte sie an, ob es nicht möglich sei, so wie es bei den ausländischen Botschaften in der Bundeshauptstadt Bonn üblich war, das Objekt, also das Haus, mit bemannten Wachhäuschen zu sichern. »Es geschah jedoch nichts. Offenbar sind meine Beobachtungen nicht weitergegeben oder als irrelevant angesehen worden.«
    Am Tag vor dem Mord, auch daran erinnert sich Hergard Rohwedder, denn so hatte es ihr eine Bekannte aus der Nachbarschaft erzählt, habe diese bei ihrem Osterspaziergang in der Schrebergartensiedlung ein junges Paar gesehen, das lange die Villa des Treuhand-Chefs betrachtet habe. »Ihr war aufgefallen, dass die beiden sich mit Gesten und Blicken intensiv mit unserem Haus zu beschäftigen schienen. Sie meldete sich nach dem Anschlag bei der Polizei, sie wurde jedoch nie angehört.« Falls es sich bei dem Mann um Wolfgang Grams gehandelt hat, wofür vieles spricht, liegt die Vermutung nahe, dass die junge Frau Birgit Hogefeld gewesen ist. Sie und Grams waren ein Paar. Seit vielen Jahren gemeinsam auf der Flucht. Birgit Hogefeld sitzt, zu einer lebenslänglichen Strafe verurteilt wegen mehrfachen Mordes und als Mitglied einer terroristischen Vereinigung, längst im Gefängnis. Aber sie schweigt. Das Schweigegelöbnis der Rote Armee Fraktion, verkündet 1998, als die übrig gebliebenen sogenannten Kämpfer bekannt gaben, sich vom bewaffneten Kampf zu verabschieden, aber niemals mit den Vertretern des Staates zu kooperieren, hält sie für verpflichtend. Bei der Mafia nennt man so etwas Omertà .
    Ein architektonisches Prachtstück, das intensiv betrachtet zu werden gelohnt hätte, war das Haus mit der Nummer 7 am Kaiser-Friedrich-Ring, das dem Hoesch-Konzern gehörte, einst die
Dienstvilla von

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