BKA - Die Jaeger des Boesen
zwischen der Straße und dem Rheinufer liegt. Zweifellos sind die Attentäter zu zweit gewesen, einer hat das Gewehr auf den Stuhl gestützt und gezielt, der andere durchs Fernglas geschaut und das Zeichen gegeben. Drei Kugeln werden abgefeuert, Rohwedder ist bereits nach dem ersten Schuss tot. Seine Frau wird von der zweiten Kugel getroffen, die dritte Kugel durchschlägt den Band mit Alexis de Tocquevilles »Erinnerungen« im Bücherregal. Irgendwann werden sie, auch nach mehr als zwanzig Jahren, die zweite Person, die Grams begleitete, noch verhaften, irgendwann wird die, falls sie bereits verurteilt ist wegen anderer Straftaten, doch noch reden. Wer schnelle Erfolge will, sagt mir ein Ermittler, hat beim Staatsschutz nichts verloren, der soll zur Abteilung Rauschgift gehen.
Die Rote Armee Fraktion zu bekämpfen war stets Aufgabe der Polizei. Um eine Fraktion von fanatischen Kriminellen zu besiegen, die in ihrem Größenwahn für sich in Anspruch nahmen, aus politischer Notwendigkeit heraus bomben und morden zu müssen, brauchte es keine Armee, sondern bestens ausgebildete, bestens ausgerüstete, bestens befähigte Ermittler, Spurensucher, Zielfahnder. Das gilt im Prinzip bis heute. Auch wenn inzwischen Spezialkommandos der Bundeswehr in entlegenen Gegenden der Welt, zum Beispiel in Afghanistan, präventiv eingesetzt werden.
Nach Erkenntnissen von Verbindungsbeamten des BKA und des Bundesnachrichtendienstes werden in geheimen Lagern von Al-Qaida neue Terroristen ausgebildet. Deren Auftrag lautet, auch in Deutschland Angst und Schrecken zu verbreiten.
Nach den Anschlägen von New York und Washington am 11. September 2001, die sich unter dem Rubrum Nine Eleven ins globale kollektive Bewusstsein eingebrannt haben, ist der Kampf gegen den internationalen Terror national nicht mehr zu gewinnen, so wenig wie der gegen die international organisierte Kriminalität. Als in Deutschland aufgewachsene und in Pakistan ausgebildete Islamisten einen blutigen Anschlag in Deutschland, vergleichbar denen in London oder Madrid, planten, war es deshalb zwar die Aufgabe des Bundeskriminalamtes, sie zu finden und festzunehmen. Der erste Hinweis aber kam von einem Geheimdienst, einem amerikanischen. Aus Fehlern und Schlampereien und mangelnder Koordination der betreffenden Behörden vor dem Anschlag, durch den die Attentäter dreitausend Menschen in den Tod schickten, hatten die Amerikaner die nötigen Konsequenzen gezogen. Im Gegensatz zu früheren Zeiten teilen sie seitdem das, was sie bei ihren Ermittlungen erfahren, weltweit nicht nur befreundeten Dienststellen mit, sondern auch zum Beispiel den russischen, die nicht zu den traditionellen Freunden der USA gehören.
Deutsche Sicherheitsbehörden hatten einiges wiedergutzumachen. Der Vorwurf, die terroristischen Schläfer, die in die USA einreisten, vier Flugzeuge entführten und sie als tödliche Waffen benutzten, hätten sich in aller Ruhe ungestört in Hamburg-Harburg auf ihre Mission vorbereiten können und seien nie auf dem Radar des Staatsschutzes aufgetaucht, traf ja zu. Der Stachel, versagt zu haben, saß tief.
Deshalb nahmen die Deutschen todernst, was NSA (National Security Agency) und CIA beim Durchforsten von verdächtigen E-Mails oder gespeicherten Meldungen in einem sogenannten Entwurfsordner bei Yahoo, vergleichbar einem ordinären Postfach in irgendeinem Postamt, auf das jedoch mehrere Menschen Zugriff
haben, entdeckten und an sie weitergaben. Internetpostfächer wie die des Providers Yahoo zu knacken ist für CIA oder NSA, aber auch für die Experten vom BKA kein Problem. Die Amerikaner hatten einen regen Onlineverkehr zwischen Pakistan und Deutschland registriert, wobei es in den E-Mails ganz offensichtlich nicht um Liebesgrüße oder Gewürze ging. Ein Anschlag, so der dringende Verdacht, stand offenbar unmittelbar bevor – doch wo und wann?
Im Oktober 2006 begann aufgrund der verdächtigen Internetbotschaften die »Operation Alberich«. Zu der Zeit hatten, wie sich später herausstellen sollte, auch die Täter mit den Vorbereitungen zu ihren Operationen begonnen. Die Planungen der Polizei wurden abgestimmt im Gemeinsamen Terrorismusabwehrzentrum (GTAZ) in Berlin, in dem als Reaktion auf die Attentate von New York, Madrid und London alle Aktivitäten gegen terroristische Bedrohungen koordiniert werden. Antiterrorspezialisten aus den Vereinigten Staaten unterstützten ihre deutschen Kollegen. Mögliche Attentäter waren dank der entschlüsselten E-Mails zwar
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