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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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namentlich ermittelt worden, doch nichts lag gegen die vor. Sie waren nirgends aufgefallen. Völlig unbeschriebene Blätter. Aber alle hatten ihre biografischen Wurzeln in Deutschland.
    Der Fachbegriff für solche Terroristen, nicht nur in Deutschland, lautet home grown terrorists . Die aus Deutschland schienen sich amerikanische Einrichtungen ausgesucht zu haben. Bestimmte Codewörter, die entschlüsselt worden waren, ließen das vermuten. Das konnten zum Beispiel Kasernen sein oder auch Diskotheken, die hauptsächlich von US-Soldaten besucht wurden. Weil alles auf eine Konzentration der möglichen Täter im Südwesten der Republik hindeutete, wurden die einzelnen Ermittlungsgruppen aus dem Saarland, aus Hessen und aus Baden-Württemberg unter Leitung des in solchen Fällen zuständigen Bundeskriminalamtes zusammengefasst in der »Ermittlungsgruppe Zeit«. Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen übernommen, zum Zeitpunkt der Anklage füllten die Protokolle dann rund sechshundert Leitz-Ordner.

    Mögliche Ziele von Anschlägen wurden fortan vorbeugend observiert. Am Jahresende 2006 fiel Beamten dabei in Hanau ein Auto auf, das in regelmäßigen Abständen, aber stets in langsamem Tempo an einer amerikanischen Kaserne vorbeifuhr. Sie baten über Funk Kollegen von der Verkehrspolizei, bei nächster Gelegenheit eine Alkoholkontrolle durchzuführen. Was am Silvesterabend nicht ungewöhnlich ist, also auch keinen Verdacht erregt. Der Fahrer war nüchtern, und obwohl das ja genügt hätte, wurden gleich auch seine Mitfahrer um ihre Personalausweise zwecks Überprüfung ihrer Identität gebeten. Damit hatte man ihre Namen, und die wurden ins System INPOL eingegeben. Drei von ihnen standen auf der Liste der beim GTAZ gespeicherten Verdächtigen. Zwar durften sie damals mit besten Wünschen für ein gutes neues Jahr weiterfahren, aber von da an wurden sie Tag und Nacht überwacht. Anfang 2007 begann so der größte bundesdeutsche Polizeieinsatz seit der Entführung von Hanns Martin Schleyer 1977 und der Ermordung des Treuhand-Chefs Detlev Rohwedder an Ostern 1991.
    Die Aktion wird inszeniert wie ein Theaterstück. Wohnungen der drei Verdächtigen zu observieren ist dabei die einfachste Übung. Technische Bautrupps, die scheinbar nur Stromleitungen oder Glasfaserkabel verlegen, bauen in Wirklichkeit an passenden Stellen Überwachungskameras auf, die in den kommenden acht Monaten alles aufzeichnen werden, was sich auf der »Bühne« abspielt, vor allem alle Personen, die in der Umgebung auftauchen. Die Fahrzeuge der Hauptverdächtigen sind verwanzt. Auch dann, wenn sie später Autos mieten werden, fährt in denen stets eine Wanze mit. Und alles, was im Fahrzeuginnern geredet wird, hören die vom Staatsschutz mit. Auf den »Aus«-Knopf müssen sie laut Gesetz bei der Wohnraumüberwachung oder beim Abhören der Telefonate nur dann drücken, sobald die Gespräche um Privatangelegenheiten gehen. Solche mitzuhören ist in Deutschland verboten. Worüber die Beamten, die in Italien, Frankreich, Großbritannien das Organisierte Verbrechen bekämpfen, oder potenzielle Terroristen nur lachen können.

    Was sich die jungen Männer gegenseitig mailen oder wohin sie online was auch immer mitteilen im fernen Pakistan, lesen Beamte in Echtzeit mit. Observierungsteams des BKA sind dabei, als jene in Hannover neun je fünfundsechzig Kilogramm fassende Kanister mit einer fünfunddreißigprozentigen Lösung von Wasserstoffperoxid besorgen, eine Chemikalie, die ungefährlich und in Kanistern frei verkäuflich ist, die aber bei entsprechender Mischung mit anderen Stoffen hochexplosiv werden kann. Das wissen die Wissenschaftler der Abteilung Kriminaltechnik selbstverständlich auch. Bald haben die Verdächtigen einen Vorrat zusammen, der bei Aufbereitung durch Experten eine explosive Mischung von fünfhundertfünfzig Kilogramm ergeben würde, was in etwa der Sprengkraft von vierhundertzehn Kilogramm TNT entspricht. Bei den beiden Anschlägen im Juli 2005 in London wurde ebenfalls Wasserstoffperoxid benutzt. Beim ersten waren es 2,5 Kilogramm, beim zweiten sechs. Man kann sich vorstellen, was man mit der hundertfachen Menge würde anrichten können. Deshalb muss schnell etwas geschehen, sehr schnell.
    Wo die Männer das Zeug lagern, ist kein Geheimnis, denn sie werden auf allen Fahrten unauffällig verfolgt.Vielleicht – aber darüber gibt es selbstverständlich keinen Aktenvermerk oder gar ein Protokoll – hatte ein kreativer Beamter eine

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