Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
Vom Netzwerk:
kinoreife Idee zur Lösung des Problems. Denn es war eindeutig Gefahr im Verzug. Bei Nacht und kaum Nebel schleichen sich deshalb dunkle Gestalten in ein Schwarzwalddorf, bewaffnet mit zwölf Kanistern, blau wie die ursprünglich von den Verdächtigen in Hannover erworbenen, und tauschen sie mit denen aus, die hier vor Ort in einer gemieteten verschlossenen Garage lagern. Ihr Inhalt besteht aus einer Mischung von Wasser und absolut ungefährlichen, aber streng riechenden Chemikalien und einer noch gerade mal dreiprozentigen Wasserstoffperoxidlösung. Dafür haben die Kollegen von der Kriminaltechnik in Wiesbaden gesorgt.
    Sogar das Ende der »Operation Alberich« ist filmreif. Regie führt diesmal der Zufall. Zwei Verkehrspolizisten kontrollieren routinemäßig auf dem Land neben anderen Pkws auch das Auto
der Verdächtigen und geben die Namen auf den Führerscheinen ins System INPOL ein. Dabei reden sie deutlich vernehmbar miteinander, und einer der Polizisten sagt sinngemäß: Mensch, die stehen beim BKA auf der Liste. Das hören die Überprüften, die im Auto sitzen. Jetzt wissen sie, dass man ihnen auf der Spur ist. Doch auch die beim Bundeskriminalamt hören dank der Wanzen alles mit und entschließen sich deshalb zum sofortigen Zugriff. Beim Einsatz wird ein Beamter, der einen flüchtenden Verdächtigen verfolgt, von diesem beschossen und leicht verletzt. Wenige Stunden danach werden die drei Männer, ab dann bekannt als »Sauerland-Terroristen«, weil die GSG 9 in deren gemietetem Ferienhaus im sauerländischen Oberschledorn zugeschlagen hatte, dem Generalbundesanwalt in Karlsruhe überstellt. Der erhob Anklage. Die beiden zum Islam konvertierten Deutschen Fritz Gelowicz und Daniel Schneider erhielten im Prozess, der im Frühjahr 2010 unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfand, eine Haftstrafe von jeweils zwölf Jahren, der mitangeklagte türkische Staatsbürger Adem Yilmaz wurde zu elf Jahren Haft verurteilt, und als ihr williger Helfer musste der Deutsch-Türke Attila Selek für fünf Jahre hinter Gitter. Der Richter stellte in der Begründung der Urteile fest, sie hätten ein »ungeheures Blutbad mit einer unübersehbaren Zahl von Toten geplant«.
    Dagegen waren deutsche Terroristen der Rote Armee Fraktion nicht einmal Brüder im Geiste, so mörderisch sie auch in ihrem Hass agierten. Attentate der RAF zielten auf Diplomaten wie Gerold von Braunmühl oder auf Justizbeamte wie Siegfried Buback, dessen Begleiter ebenfalls ermordet wurden, oder auf Richter wie Günter von Drenkmann und vor allem auf führende Manager aus dem »militärisch-industriellen Komplex«, in den die Mörder alles aus der Wirtschaft hineinrührten, was in ihrem kruden Weltbild zusammenpasste, tatsächlich aber nicht zusammengehörte. Siemens-Vorstand Karl Heinz Beckurts und sein Fahrer, ein Mann aus dem Volk, das zu befreien sie vorgaben, starben dabei ebenso wie Ernst Zimmermann, der Chef der Motoren- und Turbinen-Union, der unter den Augen seiner von den Terroristen gefesselten
Frau in seinem Haus mit Schüssen in den Hinterkopf getötet wurde. Die RAF-Killer trafen den Vorstandssprecher der Dresdner Bank, Jürgen Ponto, ebenso wie den Chef der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen. Sie erschossen einfache US-Soldaten, die in Deutschland stationiert waren, ermordeten Arbeitgeberpräsident Hanns Martin Schleyer, seine Personenschützer sowie seinen Chauffeur, sie töteten niederländische Zollbeamte und bei Banküberfällen auch mal unbeteiligte Zivilisten.
    Detlev Rohwedder selbst legte wenig Wert auf Bodyguards, aber das hätte die Verantwortlichen nicht davon abhalten dürfen, ihn rund um die Uhr zu schützen – auch gegen seinen Willen. In seinem Haus mit Blick auf den Rhein, Stahltor in der hohen Hecke und Videoüberwachung, fühlte er sich nie in Gefahr. Man hätte aber dennoch, unabhängig davon, was ihm als ausreichend erschien, wissen müssen, dass jederzeit etwas passieren könnte. Es gab ein Telex der Ermittler aus Berlin nach Düsseldorf mit der Schilderung des Brandanschlags auf die Treuhand-Niederlassung. Das Schreiben lag über die Feiertage irgendwo unbeachtet herum. Ähnlich wie das Telex mit dem Hinweis auf das Hochhaus im Fall Schleyer.
    Doch selbst wenn Rohwedders Beschützer in dieser letzten Nacht das Haus bis zum Morgen, bis zur Abfahrt Richtung Flughafen Düsseldorf, bewacht hätten, nichts wäre verhindert worden. Die wären ja nicht mit ihm in den ersten Stock in sein Arbeitszimmer gegangen und hätten

Weitere Kostenlose Bücher