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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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BKA und GSG 9 und LKA Mecklenburg-Vorpommern auf dem Bahnhof von Bad Kleinen waren schwere Pannen passiert, sowohl bei der Observation von Wolfgang Grams und Birgit Hogefeld – die unverletzt festgenommen werden konnte – als auch beim Zugriff selbst. Das ergab eine anschließende interne Analyse des Falls.
    Die Ergebnisse wurden beim Bundeskriminalamt in Wiesbaden hinter verschlossenen Türen diskutiert, doch nichts, wie mir einer erzählte, der dabei gewesen ist, wurde vertuscht oder schöngeredet, nichts dem Schicksal oder einem unvorhersehbaren Zufall vor Ort angelastet. Die Selbstkritik mündete im Gegenteil sogar in einer neuen Strategie für künftige Einsätze. Denn die nach dem Mord an Rohwedder auf Beschluss der Innenminister eingerichteten sogenannten »Koordinierungsgruppen Terrorismusbekämpfung« (KGT), in denen Spezialisten von Bundeskriminalamt, Landeskriminalämtern, Verfassungsschutz und Bundesanwaltschaft vertreten sind, hatten festgestellt, dass sowohl bei der Planung als auch bei der Kommunikation während des Einsatzes vieles schiefgegangen war. Zu viel. Das Bundeskriminalamt zog in Eigenregie zeitnah personell und organisatorisch Konsequenzen aus den Fehlern. Nicht nur für die Bekämpfung des Terrorismus, sondern grundsätzlich für alle Einsätze gegen die Organisierte Kriminalität, nicht nur bei der taktischen, sondern auch bei der strategischen Ausbildung seiner Beamten.
    Seitdem ist es selbstverständlich, was früher bloß die Ausnahme war, dass Staatsanwälte bei Ermittlungen und Fahndungen und sogar beim Einsatz von Anfang an dabei sind. Sie wissen, was die Kriminalbeamten tun, können jeden Schritt nachvollziehen, haben unmittelbare Eindrücke, die sich dann niederschlagen beim Prozess, in dem sie die Anklage vertreten. Bad Kleinen war ein GAU, wie mir viele im Bundeskriminalamt bestätigten, manche
mehr, manche weniger zögernd. Aber einer mit am Ende dann doch positiven Auswirkungen.
    Ohne die Wissenschaft wäre nie herausgekommen, was die beiden Tatorte Düsseldorf-Oberkassel und Bad Kleinen miteinander verband. Wolfgang Grams konnte vom BKA-Labor aufgrund einer vergleichenden DNA-Analyse mit Haaren, die damals auf dem am Tatort gefundenen blauen Frotteehandtuch gesichert worden waren, zweifelsfrei seine Verbindung zu dem bis dahin unaufgeklärten Mord am Treuhand-Chef nachgewiesen werden. Warum wurde das Ergebnis aber erst 2001 veröffentlicht? Die Zeitverzögerung, acht Jahre nach dem Selbstmord von Grams, taugt ebenfalls nicht für eine paranoide Verschwörungstheorie, für die Unterstellung eines Komplotts von Politikern, Rechtsmedizinern, Staatsschützern, BKA- und GSG-9-Beamten, wonach Grams in Wirklichkeit von Kameraden des erschossenen Kommissars kaltblütig auf dem Gleis liegend hingerichtet worden sei. Es gibt eine einfache Erklärung: Die für Vergleiche dieser Art, in diesem Fall eine Analyse von telogenen Haaren, notwendige Technik molekulargenetischer Untersuchungen kann erst seit der Jahrtausendwende bei der Bearbeitung weit zurückliegender Verbrechen eingesetzt werden. Zuvor gab es sie schlicht nicht.
    Als die erste Generation der RAF gejagt wurde, konzentrierte man sich auf das, was bei der Rasterfahndung hängen geblieben war, was als typisch galt für das Verhalten der Terroristen: Stromrechnungen, Mieten, Mietwagen bar oder sogar per Überweisung zu bezahlen. Dazu kamen bei den Ermittlungen gegen die zweite Generation bewährte Methoden der Daktyloskopie und der Serologie – Untersuchungen von Blutgruppe, Ausscheidungen. Alles allerdings noch eher grobrastig. Ab Ende der Achtzigerjahre konnten sich die Beamten auf DNA-Analysen stützen, auf Handschriftenvergleiche, sogar auf Restspeichel auf den Bekennerschreiben. Beim Zukleben der Briefe wurden Spuren hinterlassen. Oder es blieben beispielsweise beim Angurten in den Fluchtfahrzeugen verräterische Hautpartikelchen der Fahrer zurück.
Auch die ergaben eindeutige Beweise für die Täterschaft. Die dritte Generation der RAF, von der nach wie vor einige gesucht werden – denn der Haftbefehl bleibt gültig, obwohl sie dem bewaffneten Kampf abgeschworen haben –, hat aus Fehlern ihrer Vorgänger gelernt. Trägt Handschuhe. Mietet keine Fahrzeuge mehr. Benutzt öffentliche Verkehrsmittel. Taucht in Ferienwohnungen unter. Geht nicht mehr auf Reisen.
    Erst nach dem Vergleich der telogenen Haare stand also fest, dass Grams am Attentat auf Rohwedder beteiligt war. Die Kommissare vom Staatsschutz in Meckenheim sind

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