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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Tüftler im Namen des Gesetzes nennen. Sie treibt der Ehrgeiz, nicht nur auf dem neuesten Stand der Technik, sondern nach Möglichkeit den anderen eine Idee voraus zu sein.
    Zwischen überzeugten Pädophilen, die Bilder von missbrauchten Kindern suchen oder aus ihrer Sammlung anbieten, und denen, die das Geschäft kommerziell betreiben, den Produzenten von Kinderpornografie, machen die BKA-Beamten keinen Unterschied. Was sie finden, geben sie weiter, alles andere ist dann Aufgabe der Ermittler und der Justiz. In eigener Regie benachrichtigen die Fahnder vom BKA sofort die jeweiligen Provider. Stehen deren Server im Ausland, kann das Bundeskriminalamt nur Informationen übermitteln, aber was die zuständigen Behörden dann damit anfangen, ob sie die entsprechenden Seiten löschen lassen oder die Hintermänner ermitteln und die verhaften, ist allein deren Entscheidung. Hoppe: »Wir haben gute Erfahrungen gemacht mit Russland, wenn wir den Kollegen dort die Provider melden, von denen aus versendet wird. In den Vereinigten Staaten wird sozusagen die Freiheit des Internet als das höhere Rechtsgut betrachtet. Von dort bekommen wir höchst selten eine Rückmeldung, ob die entsprechenden Seiten nun gelöscht oder welche Maßnahmen unternommen wurden. Zusätzliches und flankierendes Sperren allgemein zugänglicher kinderpornografischer Webseiten bis zu deren Löschung würde aufseiten
des Konsumenten zumindest den ungeschulten Internetbenutzer treffen.«
    Allein in den Vereinigten Staaten gibt es rund fünfzehntausend registrierte Provider. Nur tausend von denen haben mit der für Kindesmissbrauch zuständigen Behörde, dem NCMEC, dem National Center for Missing and Exploited Children, engen Kontakt und setzen Löschungsersuchen direkt um. Etwa hundert kooperieren in einem sogenannten Memorandum of Understanding und sind auf freiwilliger Basis bereit, weitere Maßnahmen gegen entsprechende Seiten zu ergreifen. Welche das sind, ist selbst der zuständigen Behörde im Einzelfall nicht bekannt. Auf andere hat sogar das mächtige FBI keinen Zugriff, weil durch einen Umleitungsservice die Websites zwar in den USA gehostet sind, die eigentlichen Verantwortlichen aber irgendwo in Osteuropa, gern in Russland, sitzen. Thomas de Maizière hat immer wieder bei Gesprächen in Washington um verstärkten Fahndungsdruck gebeten, denn nach wie vor sind die USA Hauptstandort der einschlägigen Server. So einfach, sagt er, sei es eben nicht, denn es sei mit dem NCMEC eine halbstaatliche Stelle zuständig, und bis dann selbst bei konkreten Hinweisen von Bundeskriminalamt oder EUROPOL die entsprechenden Seiten gesperrt oder gelöscht würden, vergehe zu viel Zeit.
    Bei vielen Betreibern der ermittelten Server handelt es sich um kriminelle Vereinigungen, um Organisierte Kriminalität. Das Geschäftsmodell ist simpel. Bilder, auf denen die sexuell ausgebeuteten und missbrauchten Kinder zu sehen sind, holen sie sich aus dem Internet, basteln daraus eine eigene Website, die zunächst von ihren Zielgruppen frei anklickbar ist. Sobald die Angefixten mehr von dem Stoff wollen, härtere Drogen, schlimmere Szenen, müssen sie zahlen. Dass es unter den Anbietern viele Betrüger gibt, die kassieren, aber nie liefern, weil sie wissen, dass von ihren speziellen Kunden keiner vor Gericht ziehen wird, um sie zu verklagen, löst in Wiesbaden klammheimliche Freude aus. Denn endlich mal trifft Betrug die Richtigen.
    Peter Vogt hat sich in Sachsen-Anhalt zehn Jahre lang dem
Kampf gegen die Pädosexuellen verschrieben, bevor er dann dort 2008 um die Versetzung in ein anderes Referat bat. Er gab keine Begründung für seinen Rückzug, aber es war für Journalisten nicht schwer, seine Gründe zu recherchieren. Man nennt das unter uns nicht Ermittlungen, sondern Recherchen. Es stellte sich dann heraus, dass er sich vergeblich gewehrt hatte gegen eine Polizeistrukturreform, die in seinem Fall dazu führte, dass ein eingespieltes Team aus Ermittlern, Sachbearbeitern und ihm, dem alle Ermittlungen begleitenden Staatsanwalt, auseinandergerissen wurde und er plötzlich mit zwar engagierten, aber unerfahrenen Beamten auf die Jagd hätte gehen sollen. Da gab er auf.
    Dabei wirkt er noch heute wie ein Mann, der stets bereit wäre zu einem besonderen Einsatz. Eigentlich war er 1992 aus Nordrhein-Westfalen in die neuen Bundesländer gekommen, für einen besonderen Einsatz, um den so unverhofft näher gerückten Brüdern und Schwestern beim Aufbau einer rechtsstaatlichen

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