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Black Bottom

Black Bottom

Titel: Black Bottom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Keune
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    Â»Kriminalpolizei, nicht die Außenstelle der … wie bitte? Interessierte Öffentlichkeit? … Die sollten froh sein, dass sie gestern Abend nicht dabei gewesen sind. ICH war es, verstehen Sie? … Was?« Belfort schien nicht sehr erbaut zu sein von der Wissbegierde seines Gesprächspartners. Er brummte noch zwei-, dreimal ablehnend in die Muschel des schweren schwarzen Duroplast-Telefons und legte dann wortlos und scheppernd auf.
    Lehmann merkte, dass die Kopfschmerzen zurückkamen, und kniff die Augen zusammen. Sein eigener Schreibtisch stand im angrenzenden Raum, der zu Belforts Räucherkammer keine Tür, sondern einen großen Wanddurchbruch hatte. Früher hatte er beide Räume für sich allein gehabt, bis der Chef ihm den unerwünschten Kollegen ins Vorzimmer gesetzt hatte; heute würde er die Ermittlungsarbeit in Sachen Femina unter Belforts Augen und Ohren machen müssen, und das erfüllte ihn mit einem Konkurrenzgefühl, das um ihn herumzusurren schien wie eine gottverdammte Schmeißfliege, nur kurz zu verscheuchen und hartnäckig.
    Belfort schien schon eine Weile bei der Arbeit zu sein; an der Schiefertafel hinter dem Schreibtisch gab es Skizzen mit Pfeilen, Namen und Kringeln, und alle paar Minuten kam von nebenan Fräulein Wunder hereingerannt, seine eigene Sekretärin, und reichte Belfort Zettel, Akten, braune Mappen mit Fotos, Listen, Protokollen.
    Â»Hier sind die Rufnummern, die Adressen, alles, was Sie brauchen, Chef.«
    Â»Chef?« Lehmann schnaubte das Wort der schlanken, brünetten Sekretärin entgegen, die sein Hereinkommen nicht bemerkt und den anderen, Belfort, mit diesem eigentlich für ihn selbst reservierten Begriff bedacht hatte.
    Â»Ch…, oh, Chef, Sie sind’s … Entschuldigung, ich hab Sie nicht kommen gehört, Chef, das war eben, das war wohl … Gewohnheit.« Gewohnheit? Ja, in der Tat, Belfort machte den Eindruck, als hätte er sich schon sehr eingelebt in Lehmanns Jagdrevier. Der Aschenbecher quoll über, seine eigene Kaffeekanne stand auf Belforts Schreibtisch, und Sándors Sekretärin, Auguste Wunder, hatte der Neue also auch schon gekapert.
    Obendrein schien die Arbeit erste Früchte zu tragen, denn noch während Sándor missmutig die Kaffeekanne hob, um herauszufinden, ob für ihn selbst noch etwas übrig war, klatschte Belfort eine der Mappen, die er überflogen hatte, auf den Schreibtisch und erhob sich.
    Â»Ohne Ihre kleine Verlobungskrise stören zu wollen, Lehmann … ich fürchte fast, die Arbeit ruft. Also los, wir nehmen ein Automobil. Oder wollen Sie lieber mit dem Bus fahren, damit Ihnen unterwegs nicht schwindelig wird?«
    Sándor Lehmann war eine Sekunde baff und unfähig, auf die freche Fußnote eine Antwort zu finden. Dann erinnerte er sich an eine Reaktion, die ihm auch sonst in vielen Lebenslagen gut geholfen hatte. Er machte zwei kleine Schritte auf Belfort zu und stellte sich mit seinen schweren schwarzen Budapestern dem anderen auf die Füße. Belfort schrie verblüfft auf, und Lehmann nickte wohlwollend und sagte zustimmend:
    Â»Ja, nehmen wir ein Automobil. Vor einer Busfahrt müssten Sie sich wohl auch erst die Schuhe putzen. Fräulein Wunder, notieren Sie, was an Anrufen reinkommt, ja?«
    Die Wunder hatte dem kleinen Kräftemessen der Männer zugesehen und salutierte jetzt verblüfft:
    Â»Jawohl … Chef!«

GENNAT
    Natürlich mussten Lehmann und Belfort vorher noch beim Dicken vorbei; ohne die Zustimmung von Ernst Gennat, dem schon lange nicht mehr ungekrönten Gott der Mordkommission, lief bei wichtigen Fällen noch immer gar nichts. Was für den Kollegen Sándor offenbar nur eine lästige Pflicht war, erfüllte Belfort mit einem stolzschwellenden Eifer. Selbstbewusst stolzierte er mit strammem Marschschritt neben Lehmann her, dem das Sohlenknallen in den gewienerten Gängen bei Weitem nicht so viel Spaß zu machen schien wie ihm.
    Belfort hatte die Auseinandersetzung im Büro längst abgehakt und verkündete mit entschlossener Stimme seine Pläne: »Ich habe beim Chef telefonisch um die Benutzung des Mordbereitschaftswagens gebeten, der Chef wollte sich die Sache kurz berichten lassen, aber der Wagen steht schon unten und wartet.«
    Â»Das Mordauto? War die Spurensicherung nicht die ganze Nacht vor Ort? Was wollen Sie denn mit dem Wagen vor der Femina? Bisschen auf die

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