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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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eine Stunde später sah Bosch die Lichter des Hauses durch die Zweige der letzten Baumreihen blinken. Er stapfte weiter, und je näher er den Lichtern kam, umso lauter erschien ihm das stete Flapsen.
    Am Ende der Mandelpflanzung ging er an der Straßenböschung in die Hocke und betrachtete, was vor ihm lag. Das Haus war die exotische Version eines französischen Châteaus. Es war zwar nur zweistöckig, hatte aber steile Dächer und mit Türmchen versehene Ecken. Irgendetwas daran erinnerte Bosch an eine kleinere Ausgabe des Château Marmont in L.A.
    Das Haus wurde von Bodenscheinwerfern angestrahlt. Vor dem Eingang war eine große Wendeschleife, und eine Straße führte hinter das Gebäude, wo Bosch die Garagen vermutete. Ein Fahrzeug war nirgendwo zu sehen, und Bosch merkte, dass alle Lichter, die er zwischen den Bäumen hindurch gesehen hatte, außen waren. Im Haus selbst war es dunkel. Es schien niemand da zu sein.
    Bosch richtete sich auf, stieg die Böschung hinauf und begann, auf das Haus zuzugehen. Schon nach wenigen Metern erreichte er eine leicht erhöhte Plattform. Das große H in ihrer Mitte deutete darauf hin, dass es sich um einen Hubschrauberlandeplatz handelte. Er ging weiter auf das Haus zu, als ihm vom Rande seines Blickfelds etwas in die Augen stach. Er blieb stehen und schaute nach links zu einer niedrigen Bodenerhebung.
    Zuerst konnte er nichts erkennen. Das Haus war so hell angestrahlt, dass die Sterne am Himmel kaum zu sehen waren und die Umgebung des Hauses tiefschwarz erschien. Doch dann sah er es. Hoch über der Bodenerhebung bewegte sich etwas. Es waren die langsam kreisenden Rotorblätter eines Windrads, die flüchtig den schwachen Schein der Sterne verdeckten und den Himmel in ständig neue Segmente unterteilten.
    Das unidentifizierbare Geräusch, das Bosch auf seinem Weg durch die Pflanzung begleitet hatte, kam von der Windkraftturbine. Cosgrove glaubte so sehr an die Kraft des Windes, dass er sich einen seiner Eisenriesen in den eigenen Garten gestellt hatte. Bosch vermutete, dass die Scheinwerfer, die das Château in helles Licht tauchten, von den unablässig über das Valley streichenden Winden mit Strom versorgt wurden.
    Bosch richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf das angestrahlte Haus, und fast im selben Moment begann er aus einem Gefühl der Verunsicherung heraus sein Vorgehen zu hinterfragen. Der Mann, der hinter diesen Mauern lebte, war klug und mächtig genug, um den Wind für seine Zwecke einzuspannen. Er lebte hinter einer Mauer aus Geld und einer Phalanx – nein, man konnte ruhig von einer Armee sprechen – aus Bäumen. Er hatte es nicht nötig, einen Zaun um seinen riesigen Besitz zu ziehen, weil er wusste, dass bereits die riesige Pflanzung jeden Eindringling einschüchterte, der sich auf sein Land wagen wollte. Er lebte in einer Burg, die von einem tiefen Graben umgeben war, und wer war Bosch schon, dass er sich einbildete, den Burgherrn zur Strecke bringen zu können? Bosch wusste nicht einmal, was genau er verbrochen hatte. Anneke Jespersen war tot, und Bosch ließ sich lediglich von einer Ahnung leiten. Er hatte keinerlei Beweise. Alles, was er hatte, war eine zwanzig Jahre zurückliegende Übereinstimmung, sonst nichts.
    Plötzlich brach ein Schwall aus maschinell erzeugtem Lärm und Wind über ihn herein. Ein Hubschrauber kam über die Mandelbäume geflogen und ging über ihm in den Schwebeflug. Bosch rannte zu der Pflanzung zurück und rutschte die Böschung hinab in den Schlamm und das Wasser. Als er sich umdrehte, sah er, wie sich der Hubschrauber – eine schwarze Silhouette vor dem dunklen Himmel – über dem Landeplatz in Stellung brachte. Ein Scheinwerfer auf seiner Unterseite ging an und richtete sich auf das H in der Mitte der Plattform. Bosch duckte sich tiefer und beobachtete, wie der Hubschrauber gegen den Wind ankämpfte, damit seine Kufen die richtige Position beibehielten. Dann sank er langsam tiefer und setzte behutsam auf. Das Licht ging aus, und die schrille Antriebsturbine wurde abgeschaltet.
    Die Rotoren drehten sich noch eine Weile im Leerlauf und kamen schließlich zum Stillstand. Die Tür auf der Pilotenseite ging auf, und eine Gestalt kletterte aus der Kanzel. Bosch war mindestens dreißig Meter entfernt und konnte nur ihre Umrisse erkennen, identifizierte sie aber als einen Mann. Der Pilot ging zur hinteren Tür und öffnete sie. Bosch erwartete, dass eine weitere Person ausstiege, aber heraus sprang ein Hund. Der Pilot nahm einen

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