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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Mandelbäume ragten, war so still, dass der Eindruck entstand, als wüchsen die Bäume aus einem riesigen Spiegel.
    Die Einfahrt zum Cosgrove-Besitz war nicht zu übersehen. Die breite Abzweigung war von einer Ziegelmauer und einem schwarzen Eisentor bewacht. Für diejenigen, die auf das Gelände kommen wollten, gab es eine erhöht angebrachte Überwachungskamera und eine Sprechanlage. Auf dem Tor prangten die Buchstaben
CC
.
    Bosch nutzte die große Asphaltfläche vor dem Tor, um zu wenden – so, als hätte er sich verfahren. Als er auf der Hammett Road zum CA - 99 zurückfuhr, stellte er fest, dass sich die Sicherheitsvorkehrungen auf die Zufahrt des Anwesens beschränkten. Mit einem Fahrzeug kam man nur auf das Gelände, wenn man die Erlaubnis dafür erhielt und das Tor geöffnet bekam. Zu Fuß auf das Grundstück zu gelangen, war eine andere Sache. Es gab keine Mauer und keinen Zaun, die einen am Betreten hinderten. Wenn es einem nichts ausmachte, nasse Füße zu bekommen, brauchte man nur durch die Mandelpflanzung zu waten. Falls es dort keine versteckten Kameras und Bewegungsmelder gab, war es ein typischer Fall von mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen. Alles nur Show und nichts dahinter.
    Sobald Bosch den CA - 99 wieder erreichte und weiter nach Norden fuhr, kam er an einem Schild vorbei, das ihn in San Joaquin County willkommen hieß. Die nächsten drei Ausfahrten führten in die Stadt Ripon, und Bosch sah ein Motelschild über die dichten rosa und weiß blühenden Büsche entlang der Straße spitzen. Er nahm die nächste Ausfahrt und fuhr zum Blu-Lite Motel and Liquor Market zurück. Es war ein altes, im Ranchstil erbautes Motel aus den fünfziger Jahren. Bosch suchte eine ruhige Unterkunft, wo sein Kommen und Gehen nicht Gegenstand ständiger Beobachtung war. Da vor den zahlreichen Zimmern nur ein einziges Auto stand, erschien ihm das Motel geradezu ideal.
    Er bezahlte das Zimmer an der Theke des Getränkemarkts. Er schaute nicht aufs Geld und gönnte sich ein 49 -Dollar-Zimmer mit einer Kochnische.
    »Sie haben hier nicht zufällig Wi-Fi?«, fragte er den Mann an der Kasse.
    »Offiziell nicht«, sagte der Mann. »Aber für fünf Dollar kriegen Sie von mir das Passwort für das Wi-Fi des Hauses hinter dem Motel. Sie können das Signal in Ihrem Zimmer empfangen.«
    »An wen gehen die fünf Dollar?«
    »Ich teile sie mir mit dem Mann, der hinter dem Motel wohnt.«
    Bosch dachte kurz nach.
    »Es ist privat und sicher«, fügte der Verkäufer hinzu.
    »Okay«, sagte Bosch. »Ich nehme es.«
    Er fuhr zu Zimmer sieben und parkte vor der Tür. Er brachte seine Reisetasche nach drinnen, stellte sie aufs Bett und schaute sich um. In der Kochnische war ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen. Das Zimmer würde seinen Zweck erfüllen.
    Bevor er wieder ging, zog Bosch sein blaues Hemd aus und hängte es für den Fall, dass er bis Mittwoch bleiben und es noch einmal anziehen musste, in den Schrank. Dann nahm er ein schwarzes Polohemd aus seiner Tasche. Er schlüpfte hinein, verließ das Zimmer und ging zu seinem Wagen. Als er vom Parkplatz des Motels fuhr, lief wieder »Over the Rainbow«.
    Boschs nächstes Ziel war Manteca, und lange bevor er dort ankam, konnte er den Wasserturm mit der Aufschrift »Cosgrove Ag« sehen. Das Familienunternehmen lag an einer parallel zum Freeway verlaufenden Straße. Es bestand aus einem Verwaltungsgebäude sowie riesigen Lagerhallen und einem weitläufigen Areal, auf dem Dutzende ordentlich aufgereihter Sattelzüge und Tankwagen auf ihren Einsatz warteten. Das Firmengelände war von scheinbar endlosen Weinanbauflächen umgeben, die sich bis zu den aschfarbenen Bergen im Westen zogen. Die naturbelassene Landschaft am fernen Horizont war nur von stählernen Riesen durchsetzt, die wie Eindringlinge aus einer anderen Welt die Hänge herabkamen: die hohen Windkrafttürme, die Carl Cosgrove ins Valley gebracht hatte.
    Nachdem Bosch sich vom Umfang des Cosgrove-Imperiums gebührend beeindruckt gezeigt hatte, mischte er sich unters gemeine Volk. Mit Hilfe der Karten, die er sich am Samstag ausgedruckt hatte, fuhr er zu den Adressen, die der Kfz-Zulassungsstelle DMV für Francis John Dowler und Reginald Banks vorlagen. Sah man einmal davon ab, dass sie auf Cosgrove-Land zu liegen schienen, hinterließen die beiden Behausungen keinen bleibenden Eindruck auf Bosch.
    Banks wohnte in einem kleinen frei stehenden Haus, das an die Mandelpflanzungen entlang der Brunswick Road grenzte. Ein Blick auf die

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