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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Befürchtungen kochten hoch, und er machte einen kolossalen Fehler.
    »Bei Vergewaltigung beträgt die Verjährungsfrist sieben Jahre, und Sie können mir absolut nichts nachweisen. Mit der ganzen anderen Scheiße hatte ich nichts zu tun.«
    Das war ein beträchtliches Eingeständnis seinerseits. Alles, was Bosch hatte, war eine Verschwörungstheorie, aber keinerlei Beweise, um sie zu stützen. Der Auftritt mit Banks diente nur einem einzigen Zweck. Ihn gegen die anderen auszuspielen. Ihn zum Beweismaterial gegen sie zu machen.
    Aber Banks schien nicht zu begreifen, was er gerade gesagt, was er preisgegeben hatte. Bosch schwamm weiter auf seiner Welle.
    »Hat das Henderson gesagt? Dass Sie wegen der Vergewaltigung nichts mehr zu befürchten hätten? Hat er deshalb Cosgrove zu erpressen versucht? Wollte er deshalb Geld für sein eigenes Restaurant?«
    Banks antwortete nicht. Er schien erstaunt, wie viel Bosch über die Sache wusste. Bosch hatte zwar nur geraten, aber nicht ohne ein gewisses Vertrauen in die Richtigkeit seiner Vermutungen, was die Verhältnisses der Männer auf dem Kreuzfahrtschiff anging.
    »Nur dumm, dass dieser Schuss nach hinten losgegangen ist.«
    Bosch nickte, wie um seine Aussage zu bestätigen. Er sah so etwas wie Begreifen in Banks’ Augen kriechen. Genau darauf hatte er gewartet.
    »Nur zu Ihrer Information«, fuhr Bosch fort. »Dowler haben wir uns auch schon gekauft. Er will nicht für den Rest seines Lebens ins Gefängnis wandern. Deshalb kooperiert er.«
    Banks schüttelte den Kopf.
    »Vollkommen ausgeschlossen. Ich habe eben erst mit ihm geredet. Am Telefon. Unmittelbar nachdem Sie aus dem Zentrum gegangen sind.«
    Das war der Haken beim Improvisieren. Man konnte nie vorhersagen, wann die Geschichte, die man jemandem auftischte, mit unwiderlegbaren Fakten kollidierte. Bosch versuchte es durch ein wissendes Grinsen zu überspielen und nickte.
    »Natürlich haben Sie mit ihm telefoniert. Aber er war bei uns, als Sie ihn angerufen haben. Er hat genau das gesagt, was wir ihm gesagt haben, das er Ihnen sagen soll. Und danach hat er uns brav weiter alles Mögliche über Sie und Cosgrove und Drummond erzählt … beziehungsweise Drummer, wie Sie ihn damals genannt haben.«
    Bosch sah wachsende Gewissheit in Banks’ Augen sickern. Jetzt waren seine letzten Zweifel verflogen, dass irgendjemand Bosch von Drummer erzählt haben musste. Das konnte er sich nicht einfach aus den Fingern gesogen haben.
    Bosch schaute ostentativ in die Akte, die vor ihm lag, als wollte er sich vergewissern, dass er nichts vergessen hatte.
    »Also, ich weiß nicht, Reg. Wenn das alles vor eine Grand Jury kommt und Sie alle wegen Mordes, Vergewaltigung und Verschwörung und was weiß ich noch allem angeklagt werden, was für Anwälte, glauben Sie, werden sich dann wohl Cosgrove und Drummond nehmen? Und wen werden Sie sich leisten können? Und wenn die beiden zum Beispiel auf die Idee kommen, Sie mal eben vor einen Bus zu stoßen und zu behaupten, dass Sie, Dowler und Henderson es waren, die das Komplott geschmiedet haben, wem, glauben Sie, wird die Jury dann glauben? Cosgrove und Drummond oder Ihnen?«
    Obwohl seine Arme hinter der Stuhllehne festgekettet waren, versuchte Banks sich vorzubeugen, aber das gelang ihm nur wenige Zentimeter. Deshalb blieb ihm nichts, als in bitterer Angst und Enttäuschung den Kopf hängen zu lassen.
    »Die Sache ist längst verjährt«, sagte er. »Wegen des Schiffs kann ich nicht mehr angeklagt werden, und das ist das Einzige, was ich getan habe.«
    Bosch schüttelte langsam den Kopf. Kriminelle erstaunten ihn immer wieder von neuem mit ihrer Fähigkeit, sich von ihren Taten zu distanzieren und sie zu rationalisieren.
    »Sie können ja nicht mal beim Namen nennen, was Sie getan haben. Sie sprechen nur vom ›Schiff‹. Es war Vergewaltigung. Sie und die anderen haben Anneke Jespersen vergewaltigt. Und was Ihre rechtliche Situation angeht, sind Sie ebenfalls auf dem Holzweg. Eine kriminelle Verschwörung zur Vertuschung einer Straftat lässt diese Straftat weiter fortbestehen. Sie können wegen dieser Sache nach wie vor belangt werden, Banks, und das werden Sie auch.«
    Bosch improvisierte und schaffte es, Banks zu überzeugen, obwohl er sich alles aus dem Stegreif einfallen ließ.
    Das musste er auch, denn es gab nur einen einzigen Ausgang der Sache, der etwas brachte. Er musste Banks drehen, ihn zum Reden bringen und breitschlagen, vor Gericht gegen die anderen auszusagen. Alle seine

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