Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
beteiligt gewesen zu sein. »Es war der Krieg, Mann. Er hat bei jedem seine Spuren hinterlassen.«
    Diese Ausrede hörte Bosch nicht zum ersten Mal – der Gedanke, die ständige Lebensgefahr und die Ängste des Krieges stellten einem Soldaten einen Freibrief für zutiefst verwerfliche Straftaten aus, die er im normalen Leben niemals beginge oder auch nur in Erwägung zöge. Sie musste als Entschuldigung für alle möglichen Verbrechen herhalten, die von der Auslöschung ganzer Dörfer bis zur Gruppenvergewaltigung einer betäubten Frau reichen konnten. Bosch nahm sie Banks nicht ab und fand, dass Jespersen recht gehabt hatte. Bei dieser Tat handelte es sich um ein durch nichts zu entschuldigendes Kriegsverbrechen. Fest überzeugt war er allerdings davon, dass der Krieg den wahren Charakter eines Menschen zum Vorschein brachte, ob nun gut oder schlecht. Er hatte kein Verständnis für Banks oder die anderen.
    »War das der Grund, warum Cosgrove das
Romp and Stomp
an den Golf mitgenommen hat? Für den Fall, dass der Krieg seine Spuren an ihm hinterlassen würde? Bei wie viel anderen Frauen hat er es dort drüben noch ausprobiert? Oder zuvor an der Highschool? Sie sind doch sicher alle auf dieselbe Schule gegangen. Es würde mich sehr wundern, wenn Sie diese K.-o.-Tropfen auf dem Schiff zum ersten Mal ausprobiert hätten.«
    »Nein, Mann, ich habe dieses Zeug nie benutzt. Ich wusste nicht einmal, dass er es ihr damals gegeben hat. Ich dachte, sie wäre einfach, na ja, betrunken. Das mit dem Romp and Stomp hat mir Drummond erst später erzählt.«
    »Wie bitte? Sie haben doch eben erst behauptet, Drummond war gar nicht dabei.«
    »War er auch nicht. Ich rede von später. Als wir wieder zu Hause waren. Er wusste genau, was in dieser Kabine passiert ist. Er wusste alles.«
    Um sich ein besseres Bild machen zu können, welche Rolle Drummond bei den Straftaten gegen Anneke Jespersen gespielt hatte, musste Bosch mehr wissen. Er machte einen unvermittelten Zeitsprung zu den Unruhen von 1992 in L.A.
    »Dann erzählen Sie mal, was im Crenshaw Boulevard passiert ist.«
    Banks schüttelte den Kopf.
    »Dazu kann ich Ihnen nichts erzählen.«
    »Was heißt hier, dazu können Sie mir nichts erzählen? Sie waren doch dort.«
    »Ich war zwar dort, aber nicht wirklich
dort,
wenn Sie wissen, was ich meine?«
    »Nein, weiß ich nicht. Erklären Sie es mir.«
    »Ich meine, ich war natürlich dort. Wir wurden schließlich hingeschickt. Aber als dieses Mädchen erschossen wurde, war ich nicht mal in der Nähe dieser Durchfahrt. Ich war zusammen mit Henderson an der Sperre am anderen Ende. Ausweise kontrollieren.«
    »Sie sagen also aus – und das habe ich auf Band –, dass Sie ›das Mädchen‹, Anneke Jespersen, weder lebend noch tot gesehen haben, als Sie in L.A. waren?«
    Die Förmlichkeit der Frage gab Banks zu denken. Er merkte, dass es Bosch darauf angelegt hatte, ihn auf seine Aussage festzunageln.
    Bosch hatte ihn zu Beginn der Vernehmung ausdrücklich darauf hingewiesen, dass nur dann Hoffnung für ihn bestand, wenn er die Wahrheit sagte. Zugleich hatte er ihn gewarnt, dass er all seine Aussichten auf Milde zunichte machte, wenn er auch nur ein einziges Mal log, und dass sich Bosch dann nicht mehr für ihn einsetzen würde.
    Als kooperationswilliger Zeuge war Banks nicht mehr angekettet. Er hob die Hände und strich sich mit den Fingern durchs Haar. Zwei Stunden zuvor hatte er noch auf einem Hocker der VFW -Bar gesessen. Jetzt kämpfte er im übertragenen Sinn um sein Leben, um ein Leben, das nach diesem Abend mit Sicherheit anders aussehen würde.
    »Halt, warten Sie, das ist nicht ganz richtig. Ich habe sie gesehen. Ja, ich habe sie gesehen, aber ich habe nicht gewusst, dass sie in dieser Durchfahrt erschossen wurde. Ich war nicht in der Nähe. Dass sie es war, habe ich erst erfahren, als wir etwa zwei Wochen später wieder zu Hause zurück waren. Wirklich.«
    »Gut. Dann erzählen Sie, wo Sie sie gesehen haben.«
    Banks sagte, dass, kurz nachdem die 237 th zur Bekämpfung der Unruhen in Los Angeles eingetroffen war, Henderson den anderen erzählt hatte, dass er »die Blonde« vom Schiff unter den Journalisten vor dem Coliseum gesehen hatte, wo auch die Einheiten der California National Guard zusammengezogen wurden, nachdem sie in einem langen Lkw-Konvoi vom Central Valley heruntergekommen waren.
    Zunächst hatten die anderen Henderson nicht geglaubt, aber dann hatte Cosgrove Drummond losgeschickt, um einen genaueren Blick

Weitere Kostenlose Bücher