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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Verzweiflung und Detailtreue der Wahrheit an. Jespersens Mörder könnte die Tatwaffe über den Zaun geworfen haben, um sie loszuwerden.
    Gant deutete den Blick richtig und stand auf. Er zog seinen Stuhl neben den von Bosch. Jetzt war er ein gleichberechtigter Mitspieler.
    »Das ist aber nicht gerade ohne, Charles.« Sein Ton vermittelte den Ernst der Sache perfekt. »Sie sind sich hoffentlich im Klaren darüber, dass wir mehr über diese Sache wissen, als Sie jemals darüber erfahren werden. Wenn Sie uns also nichts vormachen, können Sie sich selbst aus dieser Patsche befreien. Aber wenn Sie uns belügen, werden wir es merken.«
    »Okay«, sagte Washburn lammfromm. »Was wollen Sie wissen?«
    »Wir möchten von Ihnen wissen, was Sie vor zwanzig Jahren mit dieser Pistole gemacht haben.«
    »Ich hab sie jemandem gegeben. Erst hab ich sie versteckt, und dann hab ich sie jemandem gegeben.«
    »Wem?«
    »Einem Typen, den ich gekannt habe. Aber inzwischen habe ich ihn schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen.«
    »Ich frage Sie nicht noch einmal. Wem?«
    »Er hieß Trumond, aber ich weiß nicht, ob das sein richtiger Name war. In der Szene haben ihn alle Tru Story genannt.«
    »War das ein Spitzname? Wie hieß er mit Nachnamen?«
    In Beherzigung gängiger Verhörtechniken stellte Gant zunächst ein paar Fragen, auf die er die Antworten bereits wusste. Zum einen ermöglichte das dem Vernehmenden, den Wahrheitsgehalt der Antworten besser einschätzen zu können, zum anderen brachte es manchmal einen taktischen Vorteil, wenn der Vernommene glaubte, dass der Vernehmende weniger wusste, als das tatsächlich der Fall war.
    »Keine Ahnung, Mann«, sagte Washburn. »Außerdem ist er schon ein paar Jahre tot. Jemand hat ihn umgelegt.«
    »Wer hat ihn umgelegt?«
    »Woher soll ich das wissen? Er musste eben dran glauben. Das passiert ständig.«
    Gant lehnte sich zurück. Das war für Bosch das Zeichen, dass er wieder übernehmen konnte, wenn er wollte.
    Das tat er.
    »Erzählen Sie mir noch ein bisschen was über die Pistole.«
    »Es war eine Beretta. Haben Sie ja selbst schon gesagt. Eine schwarze.«
    »Wo genau haben Sie sie in Ihrem Garten gefunden?«
    »Keine Ahnung, irgendwo bei der Schaukel. Sie hat einfach im Gras gelegen, Mann. Ich hab sie erst nicht gesehen und bin mit dem Rasenmäher drübergefahren. Davon hat sie eine Mordsschramme abgekriegt.«
    »Wo war diese Schramme?«
    »Seitlich am Lauf.«
    Bosch wusste, diese Schramme konnte zur Identifizierung der Pistole herangezogen werden, wenn sie jemals gefunden wurde. Was noch wichtiger war, die Schramme würde helfen, Washburns Darstellung zu untermauern.
    »Hat die Pistole noch funktioniert?«
    »Klar hat sie noch funktioniert. Einwandfrei. Ich hab gleich damit geschossen, voll in einen Zaunpfosten. Hat mich ziemlich überrascht, dass der Abzug so leicht ging.«
    »Hat Ihre Mutter den Schuss gehört?«
    »Ja, sie ist nach draußen gekommen, aber ich habe die Knarre gleich unter meinem Hemd in die Hose gesteckt. Ich hab ihr einfach gesagt, der Rasenmäher hätte eine Fehlzündung.«
    Bosch fragte sich, ob die Kugel noch im Zaun steckte. Das wäre eine weitere Bestätigung von Washburns Geschichte. Er ging zum nächsten Punkt über.
    »Okay, Sie haben gesagt, Ihre Mutter hat Sie während der Unruhen in Ihrem Zimmer eingeschlossen, richtig?«
    »Ja, das ist richtig.«
    »Gut, und wann haben Sie die Pistole gefunden? Die Unruhen gingen nach drei Tagen zu Ende. Die letzte Nacht war der 1 . Mai. Wissen Sie noch, wann Sie die Pistole gefunden haben?«
    Washburn schüttelte den Kopf, als ärgerte er sich.
    »Das ist doch schon eine Ewigkeit her, Mann. Ich weiß nicht mehr, an welchem Tag ich die blöde Knarre gefunden habe. Ich weiß nur noch, dass ich sie gefunden habe, mehr nicht.«
    »Warum haben Sie sie Tru Story gegeben?«
    »Weil er damals der Boss im Viertel war. Deshalb hab ich sie ihm gegeben.«
    »Damit meinen Sie, dass er ein Boss bei den Rolling Sixties Crips war, richtig?«
    »Ja, richtig!«
    Er sagte es in spöttischer Nachahmung einer Weißenstimme. Es war klar, dass er mit Gant reden wollte und nicht mit Bosch. Der warf Gant einen kurzen Blick zu, worauf dieser sich wieder einschaltete.
    »Sie haben vorhin Trumond gesagt. Aber Sie meinen doch Trumont, oder? Trumont Story?«
    »Kann schon sein, Mann. So gut kannte ich ihn auch wieder nicht.«
    »Warum haben Sie ihm dann die Pistole gegeben?«
    »Weil ich ihn kennenlernen wollte. Weil ich den Fuß in die Tür

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