Black Box: Thriller (German Edition)
was?«, fragte Washburn.
Bosch riss sich von seinen Gedanken los und sah 2 -Small an.
»Nein. Erst müssen wir noch diese Kugel finden.«
»Wozu brauchen Sie die noch? Sie haben doch jetzt die Waffe.«
»Weil sie uns hilft, das Ganze glaubhaft zu machen. Geschworene stehen auf solche kleinen Details. Kommen Sie.«
Bosch stand auf und begann, die drei Pistolen in die Schachtel zurückzulegen. Gant hielt Washburn die Handschellen entgegen und signalisierte ihm damit, aufzustehen. Washburn blieb sitzen und meuterte weiter.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, wo sie ist, Mann. Sie brauchen mich jetzt nicht mehr.«
Plötzlich wurde Bosch etwas klar, und er winkte Gant zurück. »Wissen Sie was, Charles. Wenn Sie uns versprechen, zu kooperieren, werden wir auf die Handschellen verzichten. Und wir werden auch dafür sorgen, dass Sie Ihrer Ex nicht zu nahe kommen. Wäre das okay für Sie?«
Washburn sah Bosch an und nickte. Bosch sah die plötzliche Veränderung. Der kleine Mann hatte Angst gehabt, von seinem Sohn in Handschellen gesehen zu werden.
»Aber wenn Sie auszubüxen versuchen«, sagte Gant, »kriege ich Sie, und was dann mit Ihnen passiert, wird Ihnen nicht gefallen. So, und jetzt kommen Sie endlich.«
Diesmal half er Washburn vom Stuhl hoch.
Eine halbe Stunde später standen Bosch und Chu mit Washburn im Garten des Hauses, in dem er aufgewachsen war. Gant hielt vor dem Haus Wache, damit sich der Ärger von Washburns Ex nicht in Handgreiflichkeiten gegen den Vater ihres Kinds entlud.
Washburn brauchte nicht lang, um ihnen den Zaunpfosten zu zeigen, in den er vor zwanzig Jahren eine Kugel geballert hatte. Das Einschussloch war immer noch zu sehen, vor allem im schräg einfallenden Licht der Taschenlampen. Es war die Stelle, wo der Witterungsschutz auf dem Holz durchbrochen und das Wasser eingedrungen war. Zuerst hielt Bosch zum Größenvergleich eine Visitenkarte neben das Loch, und Chu machte mit seinem Handy ein Foto davon. Dann klappte Bosch die Klinge seines Taschenmessers aus und puhlte das Bleigeschoss aus dem morschen Holz. Um es zu säubern, rollte er es kurz zwischen den Fingern und hielt es dann hoch. Die Kugel, die davor in der Pistole gewesen war, hatte Anneke Jespersen getötet.
Er ließ das Projektil in eine kleine Beweismitteltüte fallen, die Chu ihm aufhielt.
»Kann ich jetzt endlich gehen?«, fragte Washburn, dessen Blick immer wieder nervös zur Hintertür des Hauses zuckte.
»Noch nicht ganz«, sagte Bosch. »Wir müssen noch mal ins 77 th zurück und etwas Schreibkram erledigen.«
»Sie haben aber gesagt, dass Sie die Anklage fallenlassen, wenn ich Ihnen helfe. Kooperationsbereiter Zeuge und so.«
»Sie haben kooperiert, Charles, und das wissen wir zu schätzen. Aber wir haben nie gesagt, dass wir alle Anklagepunkte fallenlassen. Wir haben gesagt, wenn Sie uns helfen, helfen wir Ihnen. Deshalb fahren wir jetzt zurück, und dann werde ich ein bisschen herumtelefonieren und sehen, wie wir Ihre Situation verbessern können. Was die Anklage wegen Drogenbesitzes angeht, können wir sicher etwas für Sie tun. Aber um die Unterhaltszahlungen für Ihren Sohn werden Sie nicht rumkommen. Deswegen hat ein Richter einen Haftbefehl gegen Sie ausgestellt. Um das zu regeln, müssen Sie vor ihm erscheinen.«
»Das war eine Sie, und wie soll ich das regeln, wenn ich in den Knast komme?«
Bosch drehte sich so, dass er Washburn direkt gegenüberstand, und stellte die Beine etwas aus. Wenn 2 -Small abzuhauen versuchte, würde er es jetzt tun. Chu bekam es mit und nahm ebenfalls eine andere Haltung ein.
»Tja«, sagte Bosch, »das ist etwas, was Sie vielleicht Ihren Anwalt fragen sollten.«
»Mein Anwalt taugt nichts. Ich hab ihn noch nicht mal gesehen.«
»Dann sollten Sie sich vielleicht einen neuen nehmen. Kommen Sie.«
Als sie auf das kaputte Gartentor zugingen, erschien unter dem Vorhang eines der hinteren Fenster des Hauses das Gesicht eines Jungen. Washburn reckte ihm seinen erhobenen Daumen entgegen.
Bis sie in der 77 th Street Station fertig waren und Washburn in die Arrestzelle gebracht hatten, war es zu spät, um die Pistole und die Kugel, die sie gerade gefunden hatten, direkt beim Regional Crime Lab in der Cal State abzuliefern. Deshalb fuhren Bosch und Chu ins PAB zurück und schlossen alles im Beweismittelsafe der Einheit Offen-Ungelöst ein.
Bevor sich Bosch auf den Heimweg machte, schaute er nach, ob auf seinem Schreibtisch irgendwelche Nachrichten auf ihn warteten. An der
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