Black Box: Thriller (German Edition)
etwas Spielraum hat.«
»Sie haben für das Gefängnis vier Stunden eingeplant.«
»In etwa. Dazu kommen noch die Unwägbarkeiten der Anreise. Man muss nach San Francisco hochfliegen, den Zug zur Mietwagenzentrale nehmen, sein Auto abholen und in die Stadt fahren, dann quer durch die ganze Stadt und über die Golden Gate Bridge und auf dem Rückweg zum Flughafen das Gleiche noch mal in der anderen Richtung. Da braucht man einen gewissen zeitlichen Spielraum. Mir sind etwas mehr als vier Stunden im Gefängnis geblieben, und davon sind zwei dafür draufgegangen, zu warten und mit Coleman zu reden. Sie können es selbst nachrechnen. Ich hatte noch etwas Zeit übrig und habe sie dafür verwendet, mit dem Jungen zu sprechen.«
»Wann genau haben Sie den Wärtern gesagt, dass Sie Stone sehen wollen?«
»Ich erinnere mich noch, auf die Uhr gesehen zu haben, als sie Coleman weggebracht haben. Das war um halb drei, und ich wusste, mein Flug ging um sechs. Das hieß, mir blieb, Staus und die Rückgabe des Mietwagens eingerechnet, noch mindestens eine Stunde Zeit. Ich hatte also die Wahl, früher am Flughafen zu sein oder noch kurz mit einem Häftling zu sprechen. Ich habe mich für Letzteres entschieden.«
»Haben Sie in Erwägung gezogen, wenn möglich, einen früheren Flug zu nehmen?«
»Nein, denn es hätte keinen Unterschied gemacht. Mein Dienst wäre bei meiner Rückkehr nach L.A. so oder so um gewesen. Ich wäre nicht mehr ins PAB gefahren. Deshalb hat es keine Rolle gespielt, ob ich um fünf oder um sieben in L.A. angekommen wäre. Mein Arbeitstag wäre beendet gewesen. Überstunden gibt es nicht mehr. Das wissen Sie doch, Detective.«
An dieser Stelle meldete sich Jackson zu Wort. Es war das erste Mal, dass er etwas sagte.
»Außerdem muss man häufig Aufschlag zahlen, wenn man einen anderen Flug nimmt. Das können zwischen fünfundzwanzig und hundert Dollar sein, und wenn er den Flug umgebucht hätte, hätte er sich deswegen in der Reisebudgetstelle rechtfertigen müssen.«
Bosch nickte. Jackson hatte aus dem Stegreif ein gutes Argument vorgebracht.
Obwohl Mendenhall nichts Schriftliches vor sich liegen hatte, schien sie eine Liste zu haben, die sie Punkt für Punkt abarbeitete. Sie hakte die Reisefrage in Gedanken ab und ging zur nächsten über.
»Haben Sie bei dem Justizvollzugsbeamten in San Quentin in irgendeiner Weise den Eindruck erweckt, dass Sie Shawn Stone im Zuge eines Ermittlungsverfahrens sprechen wollten?«
Bosch schüttelte den Kopf.
»Nein, habe ich nicht. Und ich glaube, dass von dem Moment an, als ich gefragt habe, ob ich etwas auf sein Kantinenkonto einzahlen könnte, klar war, dass er nicht Teil eines Ermittlungsverfahrens war.«
»Aber diese Frage haben Sie erst gestellt, nachdem Sie mit Stone gesprochen hatten, richtig?«
»Richtig.«
Darauf kam es zu einer Pause, in der Mendenhall die von Bosch mitgebrachten Unterlagen durchsah.
»Ich glaube, das wär’s fürs Erste, meine Herren.«
»Keine weiteren Fragen?«, fragte Bosch.
»Vorerst nicht. Vielleicht habe ich später noch welche.«
»Darf jetzt ich ein paar Fragen stellen?«
»Dürfen Sie, und wenn ich kann, beantworte ich sie.«
Bosch nickte. Ein faires Angebot.
»Wie lange wird das Ganze in etwa dauern?«
Mendenhall runzelte die Stirn.
»Also, was den konkreten Ermittlungsaufwand angeht, dürfte es sich nicht lange hinziehen. Außer ich bekomme nicht telefonisch, was ich von San Quentin brauche, und muss extra hochfahren.«
»Dann kostet es also unter Umständen zusätzliches Geld, dass Sie nach San Francisco fliegen und nachprüfen, was ich mit einer Extrastunde meiner Zeit angefangen habe.«
»Das hat mein Captain zu entscheiden. Aber er wird sicher die entstehenden Kosten und die Dringlichkeit der Ermittlungen gegeneinander abwägen. Außerdem weiß er, dass ich im Moment mehrere andere Verfahren bearbeite. Er könnte also zu der Einschätzung gelangen, dass die Sache den finanziellen und zeitlichen Aufwand nicht wert ist.«
Bosch zweifelte nicht daran, dass man Mendenhall nötigenfalls nach San Quentin hochschicken würde. Denn auch wenn sie sich vielleicht in einer Blase befand, in der kein Druck von oben herrschte, galt dies für ihren Captain sicher nicht.
»Sonst noch etwas?«, fragte sie. »Ich habe um neun einen Termin, auf den ich mich noch vorbereiten muss.«
»Ja«, sagte Bosch. »Von wo kommt diese Beschwerde?«
Die Frage schien Mendenhall zu überraschen.
»Darüber darf ich nicht sprechen, aber
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