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Black Box: Thriller (German Edition)

Black Box: Thriller (German Edition)

Titel: Black Box: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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was geblieben oder wieder fortgegangen war.
    Nach einer Weile packte er den Helm wieder ins Regal zurück und hob die Schachtel, die ihn verborgen hatte, an ihren Platz. Er schloss den Lagerraum ab und ging ins Haus, um sich schlafen zu legen.

17
    D etective Mendenhall war eine zierliche Frau mit einem offenen, um nicht zu sagen entwaffnenden Lächeln. Sie sah in keiner Weise bedrohlich aus, was Bosch sofort alarmierte. Nicht, dass er nicht auf der Hut und auf alles gefasst gewesen wäre, als er mit Rick Jackson das Bradbury Building betreten hatte. Seine lange Erfahrung mit Ermittlern der Dienstaufsicht, mit denen er sich hatte auseinandersetzen müssen, gebot ihm, Mendenhalls Lächeln nicht zu erwidern und sich nicht von ihrer Behauptung einlullen zu lassen, sie suche lediglich nach der Wahrheit und dies völlig unvoreingenommen und ohne jegliche Maßgaben von oben.
    Sie hatte ein eigenes Büro. Es war klein, aber die Stühle vor ihrem Schreibtisch waren bequem. Wie viele Büros in dem alten Gebäude hatte es sogar einen Kamin. Die Fenster hinter ihr öffneten sich auf den Broadway und das Haus, in dem sich das alte Million Dollar Theater befand. Sie stellte ein Aufnahmegerät auf den Schreibtisch, Jackson fügte ihm sein eigenes hinzu, und sie fingen an. Nach namentlicher Nennung aller Anwesenden und nach den Standardermahnungen über Polizisten, die erzwungene Aussagen machten, sagte Mendenhall einfach: »Erzählen Sie mir von der Dienstreise, die Sie am Montag zur Haftanstalt in San Quentin gemacht haben.«
    In den nächsten zwanzig Minuten schilderte Bosch die Fakten seiner Reise nach San Quentin, die er unternommen hatte, um Rufus Coleman zu der Waffe zu befragen, mit der Anneke Jespersen erschossen worden war. Er nannte Mendenhall jedes Detail, das ihm einfiel, darunter auch, wie lange er hatte warten müssen, bis der Häftling zu ihm gebracht wurde. Bosch und Jackson hatten bereits bei ihrem gemeinsamen Frühstück beschlossen, dass Bosch nichts verschweigen sollte. Dahinter stand die Hoffnung, dass Mendenhall über genügend gesunden Menschenverstand verfügte, um zu merken, dass O’Tooles Beschwerde kleinlich und nicht gerechtfertigt war.
    Bosch ergänzte seine Darstellung mit Kopien von Dokumenten aus dem Mordbuch, damit Mendenhall sehen konnte, dass es unerlässlich gewesen war, nach San Quentin zu fahren, um mit Coleman zu sprechen, und dass die Reise kein Vorwand gewesen war, um sich mit Shawn Stone treffen zu können.
    Das Gespräch schien gut zu laufen, und Mendenhall stellte nur allgemein gehaltene Fragen, die es Bosch gestatteten, ausführlich zu antworten. Als er fertig war, engte sie ihr Augenmerk auf bestimmte Punkte ein.
    »Wusste Shawn Stone, dass Sie ihn besuchen wollten?«, fragte sie.
    »Nein, er hatte keine Ahnung«, antwortete Bosch.
    »Haben Sie seiner Mutter vorher erzählt, dass Sie ihn besuchen würden?«
    »Nein, auch sie wusste nichts davon. Es war ein spontaner Entschluss. Wie bereits gesagt, war mein Rückflug fest gebucht. Ich hatte noch Zeit für einen kurzen Besuch, und deshalb habe ich gefragt, ob ich ihn sprechen könnte.«
    »Aber man hat ihn in das ermittlungsbehördliche Vernehmungszimmer zu Ihnen gebracht, richtig?«
    »Das ist richtig. Sie haben mich nicht ins Besucherzimmer für Freunde und Verwandte geschickt. Sie wollten ihn zu mir bringen.«
    Das war der einzige Punkt, an dem Bosch sich angreifbar fühlte. Er hatte nicht wie ein normaler Bürger darum gebeten, Shawn Stone sprechen zu dürfen. Er war in dem Raum geblieben, in den sie Rufus Coleman gebracht hatten, und hatte nur darum gebeten, einen anderen Häftling – Stone – sprechen zu dürfen. Er wusste, dass ihm das dahingehend ausgelegt werden konnte, dass er sich mit seiner Dienstmarke einen Vorteil verschafft hatte.
    Mendenhall bohrte weiter.
    »Gut, und als Sie Ihre Reise nach San Quentin geplant haben, haben Sie da Ihre Aufenthaltszeit zwischen den Flügen so berechnet, dass Ihnen genügend Zeit für ein Treffen mit Shawn Stone blieb?«
    »In keiner Weise, nein. Wenn man nach San Quentin rauffliegt, kann man vorher nie sagen, wie lange es dauert, bis sie einem den Häftling bringen und wie lange der Häftling mit einem redet. Ich bin dort oben schon wegen Gesprächen gewesen, die nach einer Minute zu Ende waren, und manchmal hat ein Gespräch, für das eine Stunde veranschlagt war, vier Stunden gedauert. Jedenfalls lässt sich das nie im Voraus sagen, deshalb sieht man immer zu, dass man zeitlich

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