Black Cats 01. Was kostet der Tod
den Mund und schloss ihn gleich wieder, als hätte sie noch mehr sagen wollen und es sich dann anders überlegt.
»Was ist?«
Unschlüssigkeit machte sich auf ihrem Gesicht breit. Aber bevor sie weitersprechen konnte, fuhr ein Auto vorbei, das mit gefährlich hoher Geschwindigkeit die Landstraße entlangsauste. Sie wandte sich ruckartig von Dean ab, beugte sich zur Windschutzscheibe vor und starrte dem Auto hinterher. »Mist! Hab das Nummernschild nicht erkannt.«
Von der sanften Frau zum knallharten Cop in weniger als zehn Sekunden. Was für eine unwiderstehliche Kombination!
Sie räusperte sich und redete weiter, als ob das Thema mit dem Hund – und was auch immer sie ihm gerade hatte sagen wollen – nie zur Sprache gekommen wäre. »Du hast erzählt, dass ihr Probleme mit der Zuständigkeit habt?«
Er beließ es dabei, denn er wusste, dass Stacey keine Frau war, die etwas für sich behielt, wenn es wirklich wichtig war. Sie sagte, was gesagt werden musste und wann es gesagt werden musste. Er zweifelte nicht daran, dass sie ihm erzählen würde, was sie noch auf dem Herzen hatte, wenn sie bereit dafür war. »Ja. Wyatt springt im Sechseck, um alle Fäden in der Hand zu behalten. Aber wenigstens hat die Angelegenheit dafür gesorgt, dass sich die BAU auf ihren Hintern gesetzt und aufgehorcht hat. Sie haben aufgehört, dem Agenten Steine in den Weg zu legen, der das Täterprofil erarbeitet. Wir sollten es in ein paar Tagen haben.«
»Ich wette, dass wir auch ohne das Profil einige Vermutungen über den Kerl anstellen können.«
»Weißt du, ›Vermutung‹ ist bei der Strafverfolgung kein sehr gutes Wort.«
»Ja, ist mir klar. Aber komm schon, ein paar Fakten liegen doch auf der Hand.«
»Zum Beispiel?«
»Wahrscheinlich ist er ein Tierquäler.«
Angesichts dessen, worüber sie gerade eben gesprochen hatten, starrte er sie bloß ungläubig an.
»Ich bin immer noch der Meinung, dass das, was mit Lady geschehen ist, nichts mit diesem Fall zu tun hat«, beharrte sie.
Dean gab auf und antwortete lediglich: »Okay. Tierquälerei ist unter Serienmördern tatsächlich stark verbreitet. Kennst du jemanden mit so einer Vergangenheit?« Stirnrunzelnd fügte er hinzu: »Oder vielleicht auch zwei Jemande?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich werde meinen Vater fragen.«
»Gute Idee.«
Sie lehnte sich in ihrem Sitz zurück und dachte schweigend nach, bevor sie weitere Mutmaßungen anstellte. »Er hasst Frauen.«
»Möglich. Oder er begehrt Frauen und ist unfähig, Geschlechtsverkehr mit ihnen zu haben. Also tötet er sie stattdessen.« Er zögerte, bevor er hinzufügte: »Drei der Opfer waren mit nicht identifizierten Objekten geschändet worden.«
Sie erschauderte. Und zwar nicht wegen der Klimaanlage.
»Na gut«, sagte sie, »was ist mit Missbrauch?«
»Nochmals: gut möglich. Aber nicht zwingend.«
»Liebesentzug?«
»Vielleicht. Aber man kann in vieler Hinsicht unter Liebesentzug leiden – vielleicht hat ihn seine Frau verlassen, oder seine Mutter ist gestorben.«
Sie stieß ein kurzes, humorloses Lachen hervor.
»Was denn?«
»Deine Beschreibung passt sowohl auf Randy als auch auf meinen Bruder.«
Er schwieg und schaute sie an, bis sich ihr Gesichtsausdruck verfinsterte.
»Das ist echt nicht witzig«, sagte sie schließlich.
»Sie waren beide an dem Abend in der Kneipe.«
»Halten Sie sich zurück, Agent Taggert!«
»Dieser Covey. Du meintest, er ist Fernfahrer, stimmt’s? Viel unterwegs? Keiner würde ihn vermissen, wenn er über Nacht fort wäre.«
»Das ist lächerlich.«
Dean wählte seine Worte mit Bedacht, aber er konnte sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »Und dein Bruder scheint mir ein sehr zorniger Mensch zu sein.«
»Zornig, das ja. Gemeingefährlich – auf gar keinen Fall.« Jetzt war es nicht mehr die gleißende Sonne draußen, weswegen es im Auto so heiß war, sondern vielmehr ihre aufrichtige Empörung. »Tim hat nicht einmal einen Computer, Herrgott noch mal! Er wohnt in einer miesen kleinen Einzimmerwohnung in der Stadt und ist so darauf bedacht, sich aus dieser Welt zurückzuziehen, dass er selten überhaupt ans Telefon geht. Ich muss quasi Rauchsignale senden, wenn ich ihn treffen will.«
Dean hatte ihn gesehen. Er verstand den armen Kerl, und er tat ihm leid. »Sieh mal, ich beschuldige keinen von den beiden, irgendwas getan zu haben«, beteuerte er. »Ich will nur auf Folgendes hinaus: Meistens kann man diese Profile so verdrehen,
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