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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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zu geraten. Sie empfand Mitgefühl, aber sie war nicht dumm. Wenn Winnie die Waffe senkte und auch nur annähernd in ihre Richtung zielte, würden Dean oder Mitch sie ohne Zögern töten.
    »Was hat der Arzt gesagt?«, fragte sie und blieb einige Meter vor dem Sofa stehen.
    »Er hat gesagt, dass meine Lisa schwanger gewesen ist, als sie fünfzehn war. Sie ist zu ihm gegangen.«
    Für Stacey war das nichts Neues. Aber Lisas Mutter hatte davon offensichtlich nichts gewusst.
    »Dann hat er mir erzählt, dass Stan dabei gewesen ist und angeboten hat, für die Abtreibung zu zahlen.«
    Scheißkerl!
    »Der Arzt dachte, Stan wäre einfach ein besorgter Stiefvater.« Die Tränen begannen wieder zu fließen. »Ich wusste es sofort besser. Er hätte nicht mal für einen Eimer Wasser bezahlt, um Lisa zu helfen, wenn sie in einem brennenden Haus gesteckt hätte.«
    »Was haben Sie dann gemacht?« Langsam kam sie näher. Einen einzigen Schritt.
    »Ich bin nach Hause gegangen. Und habe gewartet.« Ihre Lippen verzogen sich zu einem höhnischen Lächeln. »Er war ein paar Tage fort. Die Leute auf Arbeit fanden es eigenartig, dass er anscheinend nicht hier bei mir bleiben wollte, nachdem wir das mit Lisa erfahren haben.«
    Noch einen Schritt. Stacey nickte verständnisvoll, als würden sie gerade eine ganz normale Unterhaltung führen. Als stünde Winnie nicht kurz davor, sich das Leben zu nehmen, und als würde Stacey sich nicht verzweifelt bemühen, Winnie davon abzuhalten. »Was hat er gesagt, als Sie ihn zur Rede gestellt haben?«
    »Erst hat er alles geleugnet. Dann hat er behauptet, sie hätte sich an ihn herangemacht und er wäre nur ein armer, schwacher Mann.«
    Jetzt hatten sie einen kritischen Punkt erreicht. Plötzlich begriff Stacey die Tragweite dessen, was gerade geschah. Falls Winnie das hier überlebte, könnte alles, was sie jetzt sagte, enorm wichtig werden.
    »Winnie, ich bin fest davon überzeugt, dass Stan Sie grün und blau geschlagen hat, und zwar schon seit Langem. Wir werden Fotos von Ihrem Gesicht machen. Der Arzt wird bezeugen, dass Sie jahrelang misshandelt worden sind, denn davon gehe ich aus.«
    Winnie sah sie an, als wäre ihr gerade ein zweiter Kopf gewachsen. »Was kümmert mich das jetzt noch?«
    Stacey deutete auf Lisas Bild. »Weil es sie kümmern würde. Sie hat Sie geliebt. Sie würde nicht wollen, dass Sie sich umbringen.« Genauso wenig würde Lisa wollen, dass ihre Mutter für den Rest ihres Lebens ins Gefängnis wanderte, weil sie den Mann getötet hatte, der sie beide mehr als ein Jahrzehnt lang missbraucht hatte. Körperlich, sexuell und emotional.
    Stacey verschloss nicht die Augen davor, dass hier ein Mord geschehen war. Aber sie konnte verstehen, dass jemand in Winnies Situation durchdrehte. Und sie glaubte, dass auch die Geschworenen es verstehen würden.
    »Ach, mein wunderschönes kleines Mädchen«, flüsterte Winnie und starrte wieder auf das Bild. »Ich hätte für sie da sein sollen. Ich habe ihr Unrecht getan.«
    »Dann tun Sie jetzt das Richtige. Sehen Sie sich mit an, wie ihr Mörder gefasst und verurteilt wird. Führen Sie Ihr Leben weiter, und kämpfen Sie für Gerechtigkeit.«
    Winnie erstarrte.
    Stacey spürte, dass ihre Worte Wirkung zeigten, und fuhr fort. »Wir sind kurz davor, ihn zu finden, Winnie. Ich bin sicher, dass Sie wissen wollen, wer das getan hat. Und Sie wollen bestimmt miterleben, wie er eingesperrt wird und für den Rest seines jämmerlichen Lebens in einer Zelle verrottet.«
    Sie bezweifelte, dass der Sensenmann viel Zeit im Gefängnis verbringen würde. Er hatte Menschen in mindestens drei Bundesstaaten ermordet, in denen die Todesstrafe verhängt wurde. Aber sie wollte, dass Winnie sich auf das Leben konzentrierte. Nicht auf den Tod.
    »Wenn Sie sich umbringen, dann hat Stan gewonnen und Sie beide zugrunde gerichtet. Sie wissen, dass Lisa das nicht gewollt hätte. Und Sie wollen das auch nicht. Opfern Sie für ihn nicht noch einen Teil von sich selbst. Er hat schon genug angerichtet, als er noch lebte.«
    Eine Träne lief Winnie über die tiefen Sorgenfalten auf den Wangen, tropfte ihr vom Kinn und fiel auf Lisas Bild. Die Trauer, die von dieser Frau ausging, erfüllte fast spürbar den Raum, das ganze Haus. Während eines langen Augenblicks fürchtete Stacey, sie hätte sie verloren. Wie sollte Winnie denn auch weiterleben? Wie hatten all die Eltern dieser armen Studenten weitergelebt?
    Aber glücklicherweise irrte sie sich. Nachdem Winnie eine

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