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Black Cats 01. Was kostet der Tod

Black Cats 01. Was kostet der Tod

Titel: Black Cats 01. Was kostet der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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einem gekühlten Martini. Er trank selten und niemals während der Arbeitszeit. Aber obwohl er genau genommen Feierabend hatte, war er während seines Aufenthalts hier in Hope Valley, Virginia, ununterbrochen im Dienst. Also musste eine heiße Dusche genügen.
    Das war schon irgendwie lustig. Sein Vorgesetzter, der Mann, der ihm geraten hatte, es sich niemals während der Arbeitszeit mit einem Martini allzu gemütlich zu machen, war derselbe, der letztes Jahr dank Wyatt seinen Posten verloren hatte. Sein ehemaliger Freund war tief in das Dickicht aus Beweisfälschung, Zeugenmanipulation und Erpressung verstrickt gewesen. Diese Art von Bestechlichkeit widersprach allen Grundsätzen, für die Wyatt einstand und wegen derer er überhaupt zum FBI gegangen war.
    Er hob ein imaginäres Glas in die Höhe und murmelte traurig: »Danke für den Tipp, alter Freund.«
    Während er sich in seinem Zimmer umsah, schüttelte er sich das Jackett von den Schultern und lockerte die Krawatte. Der Raum war schlicht eingerichtet, ein typisches Hotelzimmer eben. Wyatt war genug gereist, um die Zahl der Schubladen in der Kommode vorhersagen und mit einem Blick die Bequemlichkeit des Bettes einschätzen zu können. Er wettete, dass im obersten Fach des Nachttischschränkchens ein Neues Testament lag, in das irgendein gelangweilter Hotelgast ein Phallussymbol gemalt hatte.
    Glücklicherweise machte das ganze Zimmer jedoch einen sehr sauberen Eindruck – und, was noch wichtiger war, es roch auch so. Keine fettige Staubschicht bedeckte die Lamellen des Lüftungsschlitzes über dem Bett. Keine auffälligen Schmutzflecken verunstalteten den zerschlissenen Teppich, und die Fliesen im Bad wiesen weder Dreck noch Schimmel auf. Alles in allem hätten sie es also sehr viel schlimmer treffen können.
    Wyatt beschloss, Dean zu bitten, ihm einfach nur ein Sandwich mitzubringen, und griff nach seinem Handy. Aber noch ehe er dazu kam, Deans Nummer zu wählen, fing es in seiner Hand an zu klingeln. »Blackstone«, meldete er sich.
    Das kurze Zögern und das Geräusch überrascht eingezogener Luft verrieten ihm, dass Lily Fletcher am anderen Ende war, noch bevor sie anfing zu sprechen. Er musste lächeln. Lily, die erst vor Kurzem zu ihrem Team gestoßen war, hatte sich noch nicht an ihn gewöhnt und schien nie so recht zu wissen, wie sie sich benehmen sollte. War er jemals so jung und unerfahren gewesen? So enthusiastisch, so bemüht, alles richtig zu machen?
    Früher einmal, ja. Und was hatte es ihm gebracht?
    »Hier ist Fletcher, Sir. Tut mir leid, dass ich Sie störe, Sie sind bestimmt gerade beim Abendessen.«
    Er seufzte. »Lily, bitte nennen Sie mich Wyatt – besonders nach Feierabend und am Telefon.«
    »Entschuldigung.« Ein plötzliches dumpfes Geräusch und ein darauf folgender Schlag verrieten ihm, dass sie den Hörer hatte fallen lassen und gerade wieder nach ihm tastete, um ihn aufzuheben.
    Sein Lächeln wurde breiter. Er sah sie beinahe vor sich, wie sie an ihrem Schreibtisch saß und ihre zierliche Gestalt in dem riesigen Bürostuhl versank, den sie in einer Abstellkammer für sie aufgetrieben hatten. Das blonde Haar türmte sich hoch auf, die kleine Lesebrille mit dem Drahtgestell saß ihr auf der Nasenspitze. Hinter dieser Brille leuchteten ihre intelligenten Augen, die manchmal in aufrichtig empfundenem Schmerz feucht schimmerten. Letzteres war in dieser Branche keine hilfreiche Eigenschaft, aber egal, wie oft er sie ermahnt hatte, neutral zu bleiben – sie war ihren Gefühlen hoffnungslos ausgeliefert.
    Eigentlich waren diese Gefühle einer der Gründe gewesen, warum Wyatt sie in dieses Team geholt hatte. Vor Kurzem hatte sich in ihrer Familie ein tragisches Unglück ereignet, durch das sie ihren Neffen und ihre Schwester verloren hatte. Weil sie unbedingt ihr beengtes Büro verlassen und im Außendienst arbeiten wollte, hatte sie Wyatt gebeten, ihr eine Chance zu geben – was er dann auch getan hatte.
    Bereut hatte er das bisher nicht. Was ihr widerfahren war, hatte ihre Arbeit nicht beeinträchtigt. Obwohl Wyatt nicht leugnen konnte, dass Lily Fletchers Gesicht weißer wurde als die Marmorstatuen, die Washington zierten, wann immer sich die Gespräche im Büro um Kindesmissbrauch drehten – wenn es beispielsweise um das kranke Treiben auf Satan’s Playground ging.
    »Entschuldigung, mir ist der Hörer weggerutscht«, murmelte sie kurz darauf.
    Natürlich war er das.
    Sie hatte ihn sich wahrscheinlich wie immer zwischen Kopf und

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