Black Cats 01. Was kostet der Tod
Fläche, die es zu durchforsten galt, war riesig, und da sie nur zu siebt waren – Stacey, Taggert, drei ihrer Deputys und zwei weitere FBI -Agenten, die gestern Abend angekommen waren – , entwickelte sich ihre Aufgabe zu einem Großunternehmen. Stacey zog es vor, gleich nach Sonnenaufgang loszulegen und jede Minute auszunutzen, in der die Luft noch einigermaßen kühl war. Obwohl ein dichtes Dach aus Kiefern, Eichen und Zedern sie von der gleißenden Sonne abschirmte, schloss der Wald um Warren Lees Zaun sie ein wie in eine Höhle, in der sich die Hitze anstaute und schon allein das Atmen schwerfiel.
Abgesehen davon hatte Stacey in der Nacht sowieso nicht viel länger als zwanzig Minuten am Stück geschlafen. Sie hatte wach gelegen, an die Decke gestarrt und zu begreifen versucht, was Dean Taggert ihr erzählt hatte: dass hier in Hope Valley mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Serienmörder lebte. Das überstieg die Grenzen ihrer Vorstellungskraft bei Weitem – ebenso gut hätte er behaupten können, Außerirdische seien vor der Stadt gelandet.
Das war allerdings nicht das Einzige gewesen, was sie am Einschlafen gehindert hatte. Die Trauer um die arme, bedauernswerte Lisa hatte ihren Teil dazu beigetragen. Und wenn Stacey doch mal für einige Minuten in unruhigen Schlaf gefallen war, hatte sie von Dean Taggert geträumt. Seltsame Träume, an die sie sich kaum noch erinnern konnte, die aber Unbehagen und Nervosität bei ihr hinterlassen hatten.
»Bist du sicher, dass deine Leute wissen, was sie tun?«
Es kostete Stacey einige Mühe, auf Special Agent Taggerts unverblümte Frage hin nicht zu erstarren. Schulter an Schulter standen sie nebeneinander und hielten kurz inne, nachdem sie gerade einen weiteren Bereich ihres Suchabschnitts durchkämmt hatten. Gestern im Diner mochte er Dean gewesen sein, aber heute war er wieder ganz der knallharte FBI -Agent. Was ihr nur recht war. Sie hatte genug Zeit darauf verschwendet, sich zu fragen, warum um Himmels willen ein Mann, der Mord und Schrecken in ihre sichere, geborgene Welt hineinbrachte, ihr so verdammt gut gefiel.
Fast wünschte sie sich, Taggert wäre heute Morgen wieder abgefahren und nicht sein Chef. Blackstone war nur ganz kurz bei ihnen vorbeigekommen, bevor er nach Washington zurückgereist war – offenbar gab es in dem Fall eine neue Entwicklung. Vielleicht war es aber auch ganz gut so; es fiel ihr schwer, sich den Teamleiter dabei vorzustellen, wie er in seinem schicken schwarzen Anzug und den polierten Schuhen im Wald herumkroch.
»Sie werden nicht auf irgendwelche Spuren trampeln, oder?«
»Meine Leute sind gut«, blaffte sie. »Absolut zuverlässig.«
Stacey hatte gründlich darüber nachgedacht, welchen ihrer Deputys sie diese Aufgabe zutraute. Dazu gehörte nicht nur die Suche, sondern auch die Fähigkeit, den Grund dafür wenigstens vorläufig für sich zu behalten. Sie würde es Winnie Freed sagen müssen, und zwar bald. Aber auf keinen Fall würde sie zu ihr gehen, ohne vorher wenigstens versucht zu haben, den Leichnam ihrer Tochter zu finden. Niemand verkraftete die Nachricht von einem Todesfall ohne Weiteres. Wenn sie jedoch keine Leiche begraben konnte, würden sich bei Winnie Zweifel regen – sie würde alles infrage stellen.
Würde sich selbst mit falschen Hoffnungen quälen.
Also musste Stacey so lange schweigen, bis sie wenigstens einmal gründlich nach Lisa gesucht hatten.
»Wir müssen einen Zahn zulegen«, sagte Taggert. »Das dauert zu lange.«
»Bist du sicher, dass deine Leute wissen, was sie tun?«, fragte Stacey, ohne genau zu wissen, warum sie Taggert eigentlich reizen wollte.
Er runzelte die Stirn, seine Lippen wurden schmal. Zum Scherzen war er nicht gerade aufgelegt.
»Ziemlich sicher. Willst du ihre Zeugnisse sehen?«
»Tut mir leid. Aber wir wissen nicht einmal, wonach wir suchen, Agent Taggert«, antwortete sie und behielt den kühlen Tonfall bei. Es hatte sie ziemlich beeindruckt, wie professionell ihre Deputys sich heute verhalten hatten, und die unterschwellige Kritik gefiel ihr überhaupt nicht. Sie wünschte nur, ihr Stellvertreter hätte sich nicht selbst außer Gefecht gesetzt, indem er von seinem verdammten Dach gefallen war.
»Wir suchen nach allem Möglichen«, erwiderte Dean. »Einfach nach allem, was uns weiterbringen könnte.«
»Selbst wenn die Witterung nicht schon jede Blutspur beseitigt hätte – wir wissen, dass Lisa auf einer Plane stand, die das meiste Blut aufgefangen haben dürfte. Ich
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