Black Cats 01. Was kostet der Tod
verkrampften Schultern und an dem leisen Zittern ihres Kinns, als ihre Wangen sich anstrengten, die Mundwinkel anzuheben.
Kräftige Hände. Starke Schultern. Ein wohlgeformtes Kinn. Ein schöner Mund.
Dean rutschte auf seinem Stuhl hin und her.
»Ich habe mich gefragt, wie es dir wohl geht. Wollte eigentlich auch vorbeikommen und deinen Vater besuchen. Hab bloß diesen Sommer so viele Fernfahrten zu den großen Fachhändlern in anderen Bundesstaaten. Gott bewahre, dass die Leute ihre Breitbildfernseher und Blu-ray-Player nicht rechtzeitig zum Start der neuen Serien im Herbst bekommen.«
»Dad würde sich bestimmt freuen, dich zu sehen«, antwortete Stacey. Sie deutete auf Dean. »Das ist Dean Taggert. Dean, ich möchte dir Randy Covey vorstellen. Den besten Kumpel meines Bruders.«
Der Fremde kicherte. Offensichtlich war ihm der beißende Unterton in ihrer Stimme entgangen.
Dean fiel auf, dass sie ihn nicht mit seiner Berufsbezeichnung vorgestellt hatte, und er bewunderte wieder einmal die Geistesgegenwart dieser Frau. Das war eine Seltenheit unter den Kleinstadtpolizisten, mit denen er bisher zusammengearbeitet hatte – so schien es ihm jedenfalls oft. Aber Stacey hatte er nicht ausdrücklich bitten müssen, Schweigen darüber zu bewahren, wer er war und warum er sich in Hope Valley aufhielt.
Der stämmige Mann reichte Dean eine dickliche Pranke und schüttelte hastig und zuvorkommend Deans Hand. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Neu in der Stadt? Stibitzen Sie uns den hübschesten Gesetzeshüter diesseits des Mississippis?«
Mulrooney. Jetzt wusste Dean, an wen ihn der Neuankömmling erinnerte. Oder fast, wenn er nicht so harmlos und gutmütig wäre, sondern eher sarkastisch und derb.
Allerdings waren Dean Sarkasmus und Derbheit zehnmal lieber als leutselige Freundlichkeit. »Ich bin nur zu Besuch da.«
»Randy wohnt draußen in der Nähe meines Vaters. Er ist ein alter Freund der Familie.«
»Vor allem alt«, sagte Randy und klang ein bisschen betrübt. »Ich und Staceys Bruder Tim haben früher dafür gesorgt, dass die Kleine hier nicht ständig in Schwierigkeiten geriet.« Plötzlich sah er zur Tür, wo ein junger Mann herumlungerte. »Komm und sag dem Sheriff Hallo, mein Sohn.« Randy streckte ihm den Arm entgegen. Der Junge schien zwischen neunzehn und zwanzig Jahre alt zu sein – was bedeutete, dass Randy wahrscheinlich schon als Teenager einen Treffer gelandet hatte.
Der Sohn sah seinem bulligen Vater nicht besonders ähnlich, sondern war groß und schmal, hatte weißblondes Haar, und auf seinen Wangen zeugten leuchtend rote Krater von einem erfolglosen Kampf gegen Akne. Trotz der glühenden Hitze trug er lange, viel zu große Jeans, die auf dem Boden schleiften und über denen wahrscheinlich zehn Zentimeter vom oberen Rand seiner Boxershorts zum Vorschein kämen, hätte er darüber nicht auch noch einen riesigen Pulli an, der ihm bis zu den Knien reichte.
»Hi, Seth«, begrüßte Stacey den Jungen lächelnd.
»Hallo«, murmelte er. Er steckte die Hände in die Hosentaschen, zog die Schultern hoch und trat von einem Fuß auf den anderen. Typisch Sohn – möglichst unsichtbar bleiben und so tun, als gehöre er nicht zu Randy, der wie alle Eltern ein bisschen peinlich war.
Oh Mann! Dean hoffte, dass Jared sich später anders verhalten würde. Und dass seine Exfrau ihren Willen nicht bekam, sondern Dean genug Zeit mit ihm verbringen konnte, um ihn richtig zu erziehen.
»Na ja, wir verdünnisieren uns mal. Wir kriegen schon genug Ärger, weil wir zu spät zum Abendbrot kommen. Wenn Mama rausfindet, dass wir uns hier vorher schon ein paar Zwiebelringe geholt haben, dann gute Nacht.«
Ohne ganz sicher zu sein, ob Randy von seiner Frau oder doch von seiner eigenen Mutter sprach, murmelte Dean ein »Auf Wiedersehen« und sah zu, wie das ungleiche Paar das Diner verließ. Als sie draußen waren, fragte er: »Mama?«
Stacey verdrehte die Augen. »Randys Frau hat ihn verlassen, als Seth klein war. Da ist Randy wieder bei seiner Mutter eingezogen, die ihm half, den Jungen großzuziehen. Es ist wirklich ein Jammer. Letztes Jahr war Randy mit einer guten Freundin von mir zusammen, Angie. Sie betreibt das neue Internetcafé. Aber ich glaube, ›Mama‹ hat das nicht gefallen. Sie ist eine verbitterte alte Schachtel.«
»Und deine?«, fragte Dean in dem Versuch, ihr wieder dieses Lächeln auf die Lippen zu zaubern. »Hat es ihr gefallen, dass ihr süßes kleines Mädchen den Posten des Sheriffs
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