Black Cats 01. Was kostet der Tod
Angst, dass sie möglicherweise in Gefahr geraten könnte, ließ seine Füße regelrecht über den Boden fliegen. Allerdings schlängelte sich Stacey viel flinker durch das Dickicht, und so kam sie mit einem Vorsprung von einigen Metern und ein paar tiefen Atemzügen bei den anderen an.
Seine betäubten Gehirnzellen nahmen ihre Arbeit wieder auf, als er neben ihr zum Stehen kam und sah, dass es ihr gut ging und sie die Situation unter Kontrolle hatte.
Sie wirkte angespannt, aber beherrscht.
Stacey hatte ihr Holster geöffnet, und ihre Fingerspitzen ruhten auf dem Griff ihrer Waffe. Ihr war nicht anzumerken, dass sie soeben einen Hundert-Meter-Sprint hingelegt hatte – weder rang sie nach Luft, noch zitterten ihre Hände oder ihr Kinn. Sie war ganz bei der Sache, während sie argwöhnisch auf den Stahlzaun blickte, auf dem der Respekt einflößende Stacheldraht angebracht war.
Hinter dem Zaun saß ein Hüne von einem Mann auf einem Geländefahrzeug.
Mit seinem grau melierten, kurz geschorenen Haar, seinen dunkelgrünen Tarnklamotten und den Springerstiefeln wirkte er wie ein Veteran. Irgendwo hatte dieser Kerl etwas verdammt Aufregendes und Brutales erlebt, das ihn schwer beeindruckt und ihm so das Hirn durcheinandergewirbelt hatte, dass er nicht mehr wusste, ob gerade Frieden herrschte oder nicht. Sein finsterer Blick machte das überdeutlich – ganz zu schweigen von der Flinte auf seinem Schoß.
Deans Hand glitt ebenfalls zu seiner Hüfte. Aber Stacey warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihn wortlos dazu aufforderte, sich zurückzuhalten.
»Hat er mit diesem Gewehr auf Sie gezielt?«, fragte sie ihre Deputys, ohne den Kopf zu wenden; ihre ganze Aufmerksamkeit war weiterhin auf den Mann gerichtet, der sie durch den Stahlzaun hindurch anstarrte.
»Nein, Sheriff«, antwortete einer von ihnen. »Er hat nur ein bisschen damit herumgefuchtelt.«
Sie nickte, ohne die Hand von ihrer Waffe zu nehmen. »Warren, Sie werden auf der Stelle Ihren Quad starten und zu Ihrem Haus zurückfahren. Verstanden?«
Warren. Der Name kam Dean bekannt vor. Und auf einmal wusste er, mit wem sie es hier zu tun hatten. Das war Warren Lee, der Mann, dem das Grundstück auf der anderen Seite des Zaunes gehörte. Der gewaltbereite Kerl, von dem Stacey überzeugt zu sein schien, dass er nicht der Mann auf dem Video war.
Dean war sich da nicht so sicher. Die schemenhafte Gestalt, die Lisa und die anderen Frauen ermordet hatte, war von oben bis unten verhüllt gewesen. Eine schwarze Kapuze hatte seinen ganzen Kopf verborgen, und den Rest seines Körpers hatte ein knöchellanger Umhang bedeckt. Aber er war groß gewesen und offensichtlich auch stark, wenn man bedachte, wie er seine Opfer überwältigt hatte. Außerdem beherrschte er den Umgang mit Waffen abscheulich gut.
Die Nähe zum Tatort und der hitzige Charakter dieses Mannes konnten bedeuten, dass sie demjenigen gegenüberstanden, der all diese Frauen umgebracht hatte. Deans Muskeln spannten sich an. Langsam nahm er seine Dienstwaffe aus dem Holster, hielt sie gesenkt und richtete sie neben sich auf den Boden. Er wollte die Stimmung nicht noch weiter anheizen, aber auf gar keinen Fall würde er sich davon überrumpeln lassen, dass dieser böse dreinschauende Bastard plötzlich anfing, um sich zu schießen.
Ihm fiel auf, dass keiner der Deputys sich verhielt wie er. Sie alle waren Staceys Beispiel gefolgt: höchst wachsam, aber ohne die Waffen zu ziehen. Dean gestand sich widerwillig ein, dass sie wohl wusste, was sie tat. Dies war ihr Revier; der Mann war eines ihrer Schäfchen, die ihr alle wohlbekannt waren.
»Was ist hier los? Was haben Sie auf meinem Grundstück verloren?«
»Dies ist nicht Ihr Grundstück«, antwortete Stacey, und ihre Stimme klang dabei so kühl, dass Dean sich fragte, ob in ihrer DNA ein bisschen Eis codiert war. »Wir stehen auf staatlichem Grund und Boden und haben auch das volle Recht dazu. Also, ich meine es ernst. Fahren Sie zurück zu Ihrem Haus, und legen Sie die Flinte beiseite, bevor Sie damit auf die falsche Person zielen und sich eine Kugel einfangen.« Trotz ihrer Worte blieb ihr Tonfall gelassen, nicht unbedingt drohend, aber auch nicht im Mindesten nachgiebig.
Diese Frau war wirklich die Ruhe selbst – sogar unter Druck.
»Das ist mein Zaun … «
»Und wir fassen ihn nicht an«, unterbrach sie ihn.
»Ich habe das Recht, mein Eigentum zu verteidigen und dafür zu sorgen, dass Sie mein Grundstück nicht betreten.«
»Wir sind
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