Black Cats 01. Was kostet der Tod
dem bereits jede Menge schlammverkrusteter Geländewagen, rostiger Transporter und Motorräder standen, die schon bessere Tage gesehen hatten. »Ich nehme nicht an, dass sie ein Mittagsmenü haben? Das würde erklären, warum sich die Massen hier um drei Uhr nachmittags versammeln.«
»Nur, wenn du unter Mittagessen Erdnüsse verstehst, deren Schalen an manchen Stellen in einer drei Zentimeter dicken Schicht den Boden bedecken. Deswegen dachte ich, dass wir gut daran tun, schon am Nachmittag herzukommen, statt bis heute Abend zu warten. Dann geht es hier nämlich noch ganz anders zu. Die Stammgäste sitzen alle schon auf ihren Plätzen, das garantiere ich dir.«
Bei Dicks war am Wochenende immer die Hölle los, von zehn Uhr morgens, wenn die Türen sich öffneten, bis zu dem Zeitpunkt, wenn sie sich wieder schlossen. Meistens mussten Stacey oder einer ihrer Deputys morgens um zwei noch etwas nachhelfen. In der Zwischenzeit wurde Bier verschüttet oder gleich auf den klebrigen Boden gekotzt. Dartpfeile zischten durch die Luft. Fäuste flogen. Und hin und wieder hatte irgendjemand Sex in dem dreckigen, schäbigen Hintereingang oder an der Außenwand des Gebäudes.
»Wie oft musst du hier rausfahren?«
Stacey bog mit dem Streifenwagen in die einzige freie Parklücke ganz hinten und ließ den Motor laufen wegen der Klimaanlage. Dann schob sie sich ihre dunkle Sonnenbrille ins Haar und blickte zu ihrem Beifahrer. »Ein- oder zweimal die Woche. An Wochenenden und Feiertagen öfter, wenn wir Alkoholkontrollen durchführen.«
»Da habt ihr wohl eine ziemlich hohe Trefferquote, wie?«
»Kann man so sagen.«
»Gehört Stan Freed zu den Stammgästen?« Seine einfache Frage konnte die tiefe Abneigung nicht verhehlen, die er diesem Mann gegenüber empfand.
»Nicht, dass ich wüsste.«
»Der Kerl ist ein richtiges Schwein, das ist dir klar, oder?«
Und ob ihr das klar war. »Ja, das ist er.« Sie berichtete ihm kurz, was Winnie ihr über ihren Besuch im Krankenhaus erzählt hatte – in der Nacht, in der Lisa verschwunden war.
»Es wird nicht schwer sein, das zu überprüfen. Schwieriger wird es herauszufinden, ob er die ganze Nacht im Wartezimmer saß oder weggefahren ist.«
Auch darüber hatte sie schon nachgedacht.
Dean blickte wieder zur Taverne und seufzte hörbar. »Schade, dass die Kneipe so ein Loch ist. Ich merke schon, dass mir am Ende dieses Tages der Sinn nach einem Bier stehen wird.«
»Hier wirst du ganz bestimmt kein Bier trinken wollen.« Aus irgendeinem Grund kamen ihr noch ein paar verrückte Worte über die Lippen, bevor sie es sich anders überlegen konnte. »Komm doch heute Abend zu mir! Ich habe ein Sixpack im Kühlschrank stehen. Ich vermute, wir könnten beide ein kühles Bierchen vertragen.«
So viel zu dem Vorsatz, den ersten Schritt ihm zu überlassen. Wie lange hatte dieser Entschluss vorgehalten – ganze acht Stunden?
Ein leises Lächeln umspielte seine Mundwinkel, und in seinen dunklen Augen schimmerte ein amüsiertes Leuchten auf. Der hartgesottene FBI -Agent hatte sich in den heißen Typen verwandelt, dem sie bereits ein- oder zweimal begegnet war, seit sich Special Agent Dean Taggert in der Stadt aufhielt. Der, der sie ihre Uniform vergessen ließ und ihr die Frau in Erinnerung rief, die darin steckte. »Sie wollen ein Date mit mir, Sheriff?«
Stacey schnaubte. Sie spürte, dass diesem Mann das Flirten schwerfiel, besonders während der Arbeit. Vielleicht brauchte er genauso dringend eine Pause wie sie.
»Könnte sein.«
»Dein Timing ist ungewöhnlich.«
»Deins ist beschissen.«
Eine Augenbraue schoss in die Höhe.
»Ich meine, du bist jetzt schon mehrere Tage hier und hast dich immer noch nicht dazu durchringen können, den ersten Schritt zu tun.«
Er lachte laut. Ein tiefes, männliches Lachen. »Wir überspringen also den Teil, bei dem wir uns langsam näher kennenlernen und herausfinden, ob wir mehr voneinander wollen, richtig?«
»Jau.«
»Nicht gerade subtil.«
»Subtil zu sein habe ich nie gelernt.« Mitgefangen, mitgehangen, wie es so schön hieß. »Außerdem habe ich es ja gestern schon gesagt: Wir wissen beide, dass wir mehr wollen. Ich wollte ganz die Dame spielen und dir den Rest überlassen.« Ihre Laune trübte sich etwas, und sie gestand: »Aber diese Sache nimmt mich ganz schön mit. Es fällt mir schwer, die ganze Zeit Distanz zu wahren. Und ehrlich gesagt könnte ich nach Feierabend ein bisschen Gesellschaft brauchen.«
Sie setzte nicht noch einen
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