Black Cats 01. Was kostet der Tod
möchte meine Mitarbeit anderen Abteilungen anbieten, sobald unsere Ermittlung erfolgreich beendet worden ist. Die Erfahrungen, die ich bei der Arbeit an der Satan’s-Playground -Website gemacht habe, könnten sich als nützlich erweisen.«
Sein Stirnrunzeln verriet, dass ihm die Vorstellung nicht gefiel, aber er antwortete mit Zurückhaltung. »Ich dachte, der Jobwechsel sollte Ihnen dabei helfen, Ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen. Ihr Leben weiterzuleben.« Seine Worte klangen fürsorglich, sein Tonfall mitfühlend.
»Wenn ich mein Leben weiterlebe, heißt das nicht, dass ich nicht versuchen kann, Verbrechern das Handwerk zu legen, die mir und meiner Familie solches Leid angetan haben«, antwortete sie entschlossen. »Der Mann, der meinen Neffen umgebracht hat, sitzt im Gefängnis, und da wird er für den Rest seines Lebens bleiben. Ich verwechsle ihn nicht mit den Perverslingen auf dieser Internetseite.«
Einen Moment lang schwieg Blackstone und rieb sich mit den Fingerspitzen die Schläfen, als kämpfe er gegen einen aufkommenden Kopfschmerz. Sie vermutete, dass man in seinem Job oft Kopfschmerzen hatte. Schließlich murmelte er: »Sie wissen, dass er Berufung eingelegt hat?«
Lily schloss kurz die Augen. Sie wollte nicht, dass ihr Chef die Wut und die Enttäuschung darin sah. Das Wissen, dass Jesse Tyrone Boyd seine Verurteilung wegen Vergewaltigung und Mord an dem kleinen Jungen, den sie mit ganzem Herzen geliebt hatte, anfechten wollte, zermarterte ihr das Hirn. Es quälte sie jede Minute, jeden Tag.
»Er wurde rechtmäßig verurteilt. Er wird nicht davonkommen.« Sie stieß die Worte zwischen den zusammengepressten Zähnen hervor.
»Aber während das noch nicht abgeschlossen ist, wollen Sie sich wirklich in etwas vertiefen, das so viele Ähnlichkeiten damit aufweist?«
»Wir wissen nicht, ob diese Ähnlichkeiten bestehen«, beharrte sie. »Nicht einmal, ob dieser Internet-Typ jemals ein Verbrechen an einem Kind verübt hat.« Das war eine Lüge. Sie wusste es. Irgendetwas tief in ihrem Inneren war davon überzeugt, dass dieses Scheusal, das sich auf dem Cyberspielplatz herumtrieb, schon oft genug auf realen Spielplätzen herumgelungert war. Aber sie musste sich so gleichgültig geben, musste sich vorschriftsgemäß verhalten, musste unbeteiligt und professionell wirken. »Ich will einfach nur tun, was ich kann, um dabei zu helfen, ihn festzunehmen.«
Während eines langen Augenblicks betrachtete Blackstone sie eindringlich. Durch reine Willenskraft schaffte sie es, ruhig zu bleiben und sich zu beherrschen.
»In Ordnung«, brummte er schließlich.
Lily unterdrückte einen Seufzer der Erleichterung. Während sie aufstand und sich zum Gehen wandte, bedankte sie sich bei ihm. Und als sie sein Büro verließ, sagte sie innerlich zu sich selbst, dass er die richtige Entscheidung gefällt hatte.
Es war nichts Persönliches. Nichts Persönliches. Nichts Persönliches.
Wenn sie sich das immer wieder durch den Kopf gehen ließ, glaubte sie vielleicht irgendwann daran.
Dicks Taverne war in den Sechzigern gebaut worden, und vom allerersten Tag an hatte sie ein ganz bestimmtes Publikum angelockt. Damals war das Lokal ein Zufluchtsort für Raufbolde gewesen, die den ausgeflippten Hippies aus dem Weg gehen wollten. In den Achtzigern war es ein Zufluchtsort für Raufbolde gewesen, die den widerlichen Spießern aus dem Weg gehen wollten.
Heute war es ein Zufluchtsort für Raufbolde, die allem aus dem Weg gehen wollten, das auch nur im Entferntesten nach Recht und Ordnung roch. Oder nach Höflichkeit, Anstand und Niveau.
Stacey hasste das Lokal beinahe ebenso sehr wie ihr Vater. Aber sie konnte nicht viel unternehmen, abgesehen davon, dass sie bei den unvermeidlichen Prügeleien eingriff, die sich immer wieder mal auf die Straße verlagerten. Der Eigentümer Dick Wood – war das nicht ein prima Name für einen Pornodarsteller, und benahm er sich nicht genau so, als hätte er ihn auch verdient? – hielt sich aus genau den beiden Bereichen heraus, die ihm zum Verhängnis werden konnten: Auf dem gesamten Gelände ließ er keinen Drogenhandel zu, und er war noch nie dabei erwischt worden, wie er Getränke an Minderjährige ausschenkte.
Sollte das jemals geschehen, würde sie ihn so schnell vor Gericht zerren, dass der Mann nicht mal die Zeit hätte, die Tür abzuschließen, bevor sie ein » Geschlossen «-Schild davorhängen würde.
»Edler Schuppen«, bemerkte Dean, als sie auf den Parkplatz fuhren, auf
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