Black CATS - Parrish, L: Black CATS
konnte: »Ich bringe dich so weit wie möglich weg von deiner Wohnung .«
Als Darwin festgestellt hatte, dass Samantha Dalton mit den Behörden zusammenarbeitete, um ihn zu schnappen, war das der enttäuschendste Augenblick seines gesamten Lebens gewesen.
Schlimmer als der Tod seiner Eltern in diesem dummen, völlig überflüssigen Unfall in seiner Kindheit. Schlimmer als die Erkenntnis, dass er ein Waisenjunge war, den niemand haben wollte. Schlimmer, als in die Kartei zur Pflegeunterbringung gesteckt zu werden. Schlimmer als die erste Nacht, als sein Pflegevater in sein Zimmer geschlichen kam, um ihm eine ›besondere Lektion‹ zu erteilen, die ihrer beider Geheimnis bleiben sollte.
Keines dieser Erlebnisse hatte ihn vernichtet. Wenn man nur noch mit schlimmen Dingen rechnete, war der Augenblick, wenn sie eintrafen, nicht mehr so schmerzlich.
Aber sie … von ihr hatte er mehr erwartet.
Du hast mich verraten .
Sie hatte etwas in ihm zerstört. Nicht allein durch das, was sie getan hatte – sondern vor allem durch die Einsicht, dass er sie falsch eingeschätzt hatte.
Mich verraten.
Er würde sich nie wieder so die Blöße geben. Nie wieder seine Erwartungen in jemanden setzen, nur um unweigerlich enttäuscht zu werden.
Verraten.
Zum Glück war er dort gewesen und hatte gesehen, wie dieser Mann gestern Nacht ihre Wohnung verlassen hatte. Wenn er das nicht mitbekommen hätte, wäre er niemals misstrauisch geworden. Dann hätte er vielleicht nicht in Samanthas E-Mails und ihren persönlichen Dokumenten herumspioniert. Das war ganz leicht gewesen, schließlich hatte er sich all die nötigen Passwörter und Zugangsinformationen besorgt, als er ihrer Wohnung am Heiligabend einen ausführlichen Besuch abgestattet hatte.
In den dunklen Stunden der vergangenen Nacht war er ihren gesamten Schriftverkehr durchgegangen – alles säuberlich archiviert in ihrem E-Mail-Programm. Als er festgestellt hatte, dass nirgendwo ein Mann erwähnt wurde, hatte ihn das noch mehr verwirrt. Bis er schließlich einen Hinweis gefunden hatte. Eine Mail von ihrer nuttigen Freundin Tricia, die sich dafür entschuldigte, dass sie am Tag zuvor eine unfeine Nachricht auf ihrem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, während ein geheimnisvoller Mann da gewesen war und alles mit angehört hatte.
Mehr gab es nicht. Die Spur hatte sich verloren, und er hätte beinahe aufgegeben. Dann war ihm etwas eingefallen. Er hatte bereits herausbekommen, dass Samantha einige Stunden, nachdem sie ihren Artikel ins Netz gestellt hatte, nicht zu Hause gewesen war. Konnte es sein, dass sie sogar noch viel länger weggeblieben war? Ganze 24 Stunden womöglich, bis zum darauffolgenden Abend, als sie mit diesem Mann heimgekehrt war? Hatte sie ihren Eintrag und die späteren Kommentare vielleicht von woanders aus geschrieben?
Und – falls das stimmte – wenn er wusste, wo sie gewesen war, konnte er dann auch herausfinden, mit wem?
Es war nicht ganz so einfach gewesen, diese Nuss zu knacken, aber nicht unmöglich. Während jener Nacht in ihrer Wohnung hatte er sich umfassende Notizen gemacht, daher wusste er, welches Blogsystem sie verwendete. Nun hatte er sich einen Zugang zu ihrem Blog verschaffen können, als wäre es sein eigener. Da er alle Möglichkeiten hatte, die ein Administrator besaß, sah er alles, was auch sie sah, und die Chronik der Website hatte sich vor ihm ausgebreitet wie ein gut ausgetretener Pfad.
Einer seiner Abstecher von diesem Pfad hatte ihm einen Blick auf die versteckten Serverprotokolle erlaubt – insbesondere auf die Informationen zu ihren Beiträgen der letzten Woche.
Samanthas Kommentare am Donnerstag trugen eine neue IP -Adresse. Das allein wäre nicht weiter verwunderlich gewesen, aber die Adresse stammte von einem völlig anderen Internet-Provider, den sie noch nie vorher verwendet hatte. Einem aus Washington, D.C.
Zu diesem Zeitpunkt war ihm bereits vor lauter Misstrauen der Atem gestockt. Er hatte sich noch tiefer hineingewühlt. Zwei volle Stunden hatte er damit verbracht zu recherchieren, Regierungswebsites zu besuchen, Datenbanken der Strafverfolgung und Blogs über Verschwörungstheorien zu durchkämmen, aber schließlich hatte er alles herausgefunden.
Die IP -Adresse, die sie bei ihrer Antwort benutzt hatte, stammte von der Regierung. Vom Federal Bureau of Investigation , um genau zu sein.
Zum Teufel mit ihr! Zum Teufel mit ihnen allen!
Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wie den Behörden aufgefallen war,
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