Black CATS - Parrish, L: Black CATS
gesessen und untätig aus dem Fenster gestarrt hatte, hatte sie sich schließlich gestattet, über die fünf Wörter nachzudenken, die ihren Bildschirm gefüllt hatten.
Was war in der Kiste?
Beinahe wäre ihr das Herz stehen geblieben, obwohl sie sich sofort einen Dummkopf schalt. Es war reiner Zufall, dass jemand so einen Eintrag schrieb, nachdem Alec keine zwölf Stunden zuvor die Kiste mit ihrem Rechner in ihre Wohnung getragen hatte.
Und wenn es kein Zufall war?
Himmel! Was, wenn nicht?
»Hallo, Erde an Samantha !«
Sie zuckte zusammen, als Tricia ihr mit einer Hand, die von zig Fingerringen und glitzernden Armreifen geziert wurde, vorm Gesicht rumwedelte. Tricia Scott sah nicht aus wie eine typische Immobilienmaklerin. Kein konservatives Kostümchen, kein Mercedes Benz. Die hübsche Rothaarige trug Hosenanzüge aus Seide mit Urwaldmotiven und fuhr einen riesigen Geländewagen, in dem sie ihre Klienten in der Stadt herumkutschierte. Allein durch ihren Charakter und ihren unermüdlichen Elan war es ihr gelungen, die Krise des Immobilienmarktes zu überleben. Nachdem ihre Ehe zerbrochen war, hatte Sam eine Zeit lang bei Tricia gewohnt und verdankte es ihr, dass sie nicht völlig den Verstand verloren hatte.
»Tut mir leid. Hab grad an was anderes gedacht .«
»Grübel nicht so viel « , schimpfte ihre Mutter. »Du guckst so ernst, du kriegst noch Sorgenfalten .«
»Sie haben gar keine Falten, Mrs H.« , sagte Tricia mit einem zuckersüßen Lächeln. Ihre nächsten Worte verrieten den Grund dafür. »Wie heißt eigentlich Ihr Schönheitschirurg ?«
Neben ihr saß Onkel Nate, der sich die ganze Zeit zurückgehalten hatte und einfach zufrieden damit war, von plaudernden Frauen umgeben zu sein. Jetzt hustete er in sein Taschentuch, um ein Lachen zu überspielen. Er mochte Sams Mutter vielleicht lieben, aber dennoch sah er Christine Harrington so, wie sie war: eine etwas eitle, überzogen romantische Frau, die sich nach jemandem sehnte, der sich um sie kümmerte. Daher achtete sie peinlich genau auf ihr Äußeres – immer auf der Suche nach dem nächsten Kandidaten. Dass sie Onkel Nate nie als Kandidaten in Erwägung gezogen hatte, musste ihn verletzen, doch er hatte nie einen Ton von sich gegeben.
Ihre Mutter zankte sich schon seit so vielen Jahren mit Tricia, dass der Seitenhieb sie kaum überraschen konnte. Sie setzte ein künstliches Lächeln auf. »Ich gebe Ihnen seine Nummer. Bei Ihnen wird es ja auch schon höchste Zeit, wie ich sehe .«
Tricia prustete gut gelaunt los. Die beiden Frauen hatten viel gemeinsam. Obwohl sie das niemals zugeben würden, konnten sie sich irgendwie doch ganz gut leiden.
»Hast du an deinem Geburtstag morgen irgendwas Besonderes vor, Samantha ?« , fragte Nate.
Am Leben bleiben wäre gut. Einem gewissen Psychofreak aus dem Weg gehen, der sie letzte Nacht eventuell beobachtet hatte? Auch nicht schlecht.
»Nicht so richtig « , murmelte sie. »Vielleicht nehme ich doch mal dein Angebot an und komme mit zu deinem Schützenverein, um schießen zu lernen .«
Nate schien sich zu freuen. »Du weißt ja, ich bring’s dir bei, wann immer du Zeit hast .« Er beugte sich vor, sah sie aufmerksam an und tätschelte ihr die Schulter. »Eine junge Frau kann heutzutage gar nicht vorsichtig genug sein .«
»Genau wie ein Richter « , gab sie mit einem bedeutungsvollen Blick zurück.
»Wo du recht hast, hast du recht « , antwortete er, und sein leises Lächeln verriet ihr, dass er irgendwo unter seiner Kleidung immer eine Pistole bei sich trug.
Tricia hatte ihre Unterhaltung mit angehört. »Ich sollte das auch lernen. Ihr würdet gar nicht glauben, was ich bei meiner Arbeit manchmal für Perverslinge treffe. Vor ein paar Wochen habe ich eine Hausbesichtigung für eines meiner Objekte abgehalten, und ein Pärchen kam rein und war kurz danach verschwunden. Also mache ich mich auf die Suche nach ihnen, und wo finde ich sie? Im Kleiderschrank im Schlafzimmer, wo sie es genau auf einem Haufen Dreckwäsche des Hausbesitzers treiben !«
Sams Mutter rümpfte die Nase. »Stellt euch das mal vor! Ich müsste all meine Klamotten wegwerfen und mich ganz neu einkleiden .«
»Ja, widerlich. Aber ist es nicht mindestens genauso eklig, auf der dreckigen Unterwäsche von jemand anders zu liegen und Sex zu haben? Das nenn ich mal eine schmutzige Fantasie « , erwiderte Tricia.
Sam wusste nicht, was sie schlimmer fand: nach Hause zu kommen und festzustellen, dass irgendwer sich auf ihren Klamotten
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