Black CATS - Parrish, L: Black CATS
entspricht genau seinem bevorzugten Opfertyp: ein achtjähriger Junge; das andere ist ein wehrloses kleines Mädchen, das er ganz einfach außer Gefecht setzen kann, während er mit dem Jungen macht, was immer er will .«
Wyatt nickte zustimmend. Das konnte sein. Er wusste nicht, ob dieser Verdächtige wirklich so verzweifelt war, dass er sich auf den erstbesten unbeaufsichtigten Jungen stürzen würde, den er finden konnte. Andererseits hatte er schon einen ziemlich verzweifelten Eindruck gemacht, als er einem Fremden eine unglaublich hohe Summe angeboten hatte, nur um ein Video eines solchen Übergriffs zu sehen zu bekommen.
Es klopfte an seiner halb offenen Bürotür, und Lily Fletcher steckte den Kopf herein. »Sir, kann ich Sie kurz sprechen ?« Anscheinend sah sie nicht, wer ihm bereits gegenübersaß.
Wyatt winkte sie herein. »Unbedingt, Sie kommen gerade recht .«
Lily trat ein – und stolperte fast über ihre eigenen Füße, als sie Anspaugh sah. Jegliche Farbe wich aus ihrem Gesicht, und das Kinn klappte ihr herunter, als sie bestürzt die Luft einsog.
»Special Agent Anspaugh und ich haben uns gerade über den Einsatz unterhalten, der heute Abend stattfinden soll « , sagte Wyatt leise, ohne durch seinen Gesichtsausdruck oder Tonfall zu verraten, was er von der ganzen Angelegenheit hielt. »Ihre Unterstützung bei der Ermittlung nicht zu vergessen .«
Lily starrte ihn schweigend an. Offensichtlich begriff sie, dass er das Gespräch, das sie dringend miteinander führen mussten, nicht vor einem Außenstehenden beginnen wollte.
»Hey Lil, ich dachte, ich klär das Ganze mal von Chef zu Chef, dann kommen Sie nicht wieder in so eine Zwickmühle wie gestern Abend « , begrüßte sie der andere Agent.
Als Wyatt sah, wie ihre Augen fast unmerklich schmaler wurden und ihr die Röte ins Gesicht stieg, wusste er, was Lily von dieser Bemerkung hielt – von dem Spitznamen, von Anspaughs Einmischung, von der Tatsache, dass er sich als ihren Chef bezeichnete, und von dem Mann selbst. Lily Fletcher konnte man einfach viel zu leicht ansehen, was sie gerade dachte, denn sie trug ihre Gefühle immer dicht unter der hübschen Oberfläche zur Schau.
»Ich hab meinen Posten gestern Nacht nicht aufgegeben, Sir. Mrs Dalton war allein … « Wie immer, wenn sie nervös war – was aus irgendeinem Grund in seiner Gegenwart oft der Fall zu sein schien – , verhaspelte Fletcher sich in ihren eigenen Worten. »Ich meine, sie war nicht allein, nicht eine Sekunde. Alec Lambert war die ganze Zeit bei ihr, das wird er auch bestätigen .«
Wyatt antwortete nicht, sondern legte nur die Fingerspitzen auf seinem Schreibtisch aneinander.
»Hören Sie, Blackstone, sie hat nicht verantwortungslos gehandelt. Sie hat mir ja gesagt, dass sie uns nicht helfen könne, wenn sie keinen Ersatz findet « , fügte Anspaugh hinzu, obwohl sein Tonfall verriet, dass er sich nur widerwillig rechtfertigte – noch dazu vor Wyatt.
Der ignorierte ihn. »Steht Agent Stokes zur Verfügung, um heute Nacht den Dienst zu übernehmen ?« , fragte er. Bevor er irgendeine Entscheidung fällte, wollte er sich vergewissern, dass bei seinem eigenen Fall für alles gesorgt war.
Lily nickte. »Ich habe eben mit ihr telefoniert. Ihrer Tochter geht es gut, sie kann also kommen .« Sie ballte für einen Moment die Fäuste und fuhr rasch fort: »Alec und Mrs Dalton sind gerade auf dem Weg zurück vom Gefängnis. Er bleibt bis heute Abend bei ihr im Hotel; dann löst Jackie ihn gegen zehn Uhr ab und verbringt die Nacht bei der Zeugin .«
»Also, dann ist die Sache geritzt ?« , fragte Anspaugh. Zum Glück trug der Mann riesige Scheuklappen und stellte keine Fragen zu dem Fall, von dem sie gerade sprachen. Normalerweise würde ein Agent zumindest beiläufiges Interesse zeigen, wenn eine Zeugin beschützt und Gefängnisse besucht werden mussten. Anspaugh jedoch dachte lediglich an seine eigene Ermittlung, seine eigenen Ziele.
Deswegen erfüllte dieser Einsatz heute Abend Wyatt mit noch mehr Unbehagen.
»Agent Fletchers Beteiligung ist an einige Bedingungen geknüpft .«
»Was für Bedingungen ?« Anspaughs Augen wurden schmal vor Argwohn.
»Lily hat noch nie im Außendienst gearbeitet. Sie ist gänzlich unerfahren, und ich werde nicht zulassen, dass sie während dieses Einsatzes einer Gefahr ausgesetzt wird .«
»Sir, Sie brauchen sich wirklich keine Sorgen um mich zu machen … «
Mit einer knappen Handbewegung brachte er sie zum Schweigen. »Sie wird
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