Black CATS - Parrish, L: Black CATS
etwa nicht, Lil ?«
»Fang du nicht auch noch damit an .«
Abermals ein Kichern. Dann wandten sie sich wieder ihrer Arbeit zu und konzentrierten sich auf den Bildschirm. Der Mann mit der Jacke hatte inzwischen den schmalen Weg zum Hauseingang erreicht. Lily wusste, was er in diesem Moment sah – das Außenlicht brannte, sämtliche Fenster waren erleuchtet. Das war ihr Vorschlag gewesen, obwohl Anspaugh die Idee nicht gefallen hatte. Er dachte, dass der Typ vor der Möglichkeit zurückschrecken würde, vor dem hell erleuchteten Haus entdeckt zu werden. Lily hatte den Vorschlag verteidigt. Genau das würde eine Elfjährige tun, die zum ersten Mal auf ihren kleinen Bruder aufpasst: Sie würde in jedem einzelnen Zimmer das Licht anknipsen.
Ihr Instinkt sagte ihr, dass es die richtige Entscheidung gewesen war.
»Geh schon; worauf wartest du ?« , flüsterte Kowalski, als der Mann zögerte. Sein Blick huschte unablässig umher, wie eine Ratte, die sich nicht entscheiden kann, ob sie sich über den Käse in der Falle hermachen soll oder nicht.
Himmel, sie hoffte inständig, dass diese Ratte sich dafür entschied.
Schließlich schien sein Argwohn beschwichtigt, und der Verdächtige trat einen Schritt auf das Haus zu.
»Er geht weiter !«
Der Mann folgte dem Pfad und tauchte nun in der zweiten Kamera auf, die genau über der Haustür angebracht war. Er erreichte die Veranda und stieg ohne Umschweife die Stufen hinauf.
»Mutig « , bemerkte Vince.
»Stimmt .« Das hatte Lily nicht erwartet. Eigentlich hatte sie gedacht, dass der Typ seitlich um das Haus herumschleichen, in den Hinterhof schlüpfen und dort in aller Ruhe durch ein Fenster einsteigen würde.
Geklingelt hatte er allerdings nicht; so verwegen war er nun doch nicht. Wieder stand er einfach nur da und blickte zur Straße zurück. Dann drückte er sich näher an das Fenster heran, das zur Veranda zeigte. Bis er dicht genug war, um eine hohle Hand zu machen und hineinzuspähen.
»Er will sehen, ob wirklich Kinder drin sind .«
Anspaughs Stimme knackte durch die Leitung. »Was zum Teufel macht er da? Warum legt er nicht los ?«
»Er schaut sich immer noch um« , antwortete Vince.
»Frag ihn, ob er das Spielzeug im Wohnzimmer verstreut hat, sodass man es vom Fenster aus sehen kann. Und ob eine Zeichentricksendung mit voller Lautstärke im Fernseher läuft « , murmelte Lily. Auch ein Vorschlag von ihr: Mom und Dad waren nicht da, die Kinder würden ein bisschen ausflippen.
Anspaugh hatte ihren Rat befolgt.
»Abwarten « , riet Vince ihm. »Der Mistkerl versucht gerade, sich ein Rückgrat zuzulegen, um die Sache durchzuziehen .«
Das klang plausibel. Wenn der Typ wirklich Lovesprettyboys war, dann hatte er bereits bewiesen, dass er sogar andere dafür bezahlen würde, die Drecksarbeit für ihn zu erledigen. Zwar glaubte sie nicht ernsthaft, dass er selbst noch keine Kinder belästigt hatte; tief in ihrem Innersten wusste sie es einfach besser. Aber er war so durch und durch feige – wie eben jemand feige war, der kleine Kinder vergewaltigte – , dass jede unbekannte Situation sein Misstrauen weckte. Es konnte ja schließlich eine Falle sein.
Der Mann setzte sich wieder in Bewegung. Er duckte sich, hielt sich unterhalb des Fensterbretts und huschte quer über die Veranda zur anderen Seite, wo sich die Garage befand. Und wo es eine zweite Eingangstür gab.
»Er hat angebissen « , flüsterte sie.
Der Verdächtige öffnete die Tür und trat hinein. Nun war er ihren Blicken entzogen. Dann hörten sie plötzlich Rufe. Anspaugh bellte einige Befehle und schrie: »Runter mit dir, zum Teufel !«
Noch mehr Rufe. »Nein, Alter, du verstehst das völlig falsch !«
»Erzähl das dem Richter, du Wichser « , kommentierte Vince mit einem breiten Grinsen. Er drehte sich zu Lily um und zeigte ihr freudestrahlend einen erhobenen Daumen.
Lily erwiderte sein Lächeln. Ihn konnte sie sehr viel besser leiden als seinen Vorgesetzten. »Es ist vorbei « , seufzte sie. »Wir haben ihn .«
Zumindest hatten sie irgendjemanden. Lily hoffte wirklich, dass der Mann, den sie in dem Haus geschnappt hatten, Lovesprettyboys war. Aber irgendwie regte sich in ihr die Ahnung, dass sie nicht daran zerbrechen würde, wenn sich der Typ doch als jemand anders herausstellte. Denn so oder so – sie hatte dabei mitgeholfen, ein krankes Schwein festzunehmen, das mit zwei kleinen Kindern ziemlich üble Dinge hatte anstellen wollen.
Sie hatte gehandelt, statt nur zu reagieren. Sie war
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