Black CATS - Parrish, L: Black CATS
dieser Vorwurf auch sie wie eine Faust in die Magengrube traf. Denn es stimmte. Sie hatten den Sensenmann nicht früh genug gefunden, um das Leben der letzten jungen Frau zu retten, die ihm über den Weg gelaufen war. Einige Tage nachdem er sie entführt hatte, war ihre Leiche in den Wäldern von Pennsylvania entdeckt worden.
»Wir wollten gerade gehen « , warf Lily ein.
»Ja, richtig. Lass uns abhauen, Tiger Lily « , brummte Brandon und presste grimmig die Zähne aufeinander, als müsste er aufpassen, dass er sich nicht aus Versehen die Zunge abbiss.
Offensichtlich zufrieden, weil es ihm gelungen war, Brandon zu provozieren, wandte Anspaugh sich wieder Lily zu. »Sie sollten vielleicht hierbleiben. Wir machen Fortschritte. Es hat eine Weile gedauert, aber so langsam haben wir Lovesprettyboys eingekesselt. Inzwischen wissen wir ungefähr, wo er sich aufhält; jetzt werden wir seine wahre Identität aufdecken .«
Auf diesen Tag hatte Lily seit Monaten gewartet. Aber nun musste sie an einem anderen Fall arbeiten. Ihr Team brauchte sie, und sie würde keine Zeit haben, um woanders mitzuhelfen, bis sie den Professor geschnappt hatten. »Halten Sie mich auf dem Laufenden, ja? Ich würde gern wissen, wie das Ganze ausgeht .«
Verwirrt runzelte Anspaugh die buschigen Augenbrauen. Lily wartete gar nicht erst ab, bis er fragte, warum sie so tat, als interessiere sie der Kinderschänder nur am Rande. Sie hielt immer noch Brandon am Arm gepackt, zerrte ihn nun zur Tür und ließ nicht eher los, bis sie den Raum verlassen hatten.
»So ein Arschloch! « , zischte Brandon.
»Jepp .«
»Tut so, als ob Wyatt sich verstecken und keinen Mucks mehr von sich geben sollte .«
»Einigen Leuten wäre das wirklich am liebsten .«
Wyatt Blackstone war vom strahlenden Aufsteiger zum verfemten Außenseiter geworden. Nachdem er die Korruptionsaffäre aufgedeckt und eine öffentliche Belobigung erhalten hatte, war er still und leise in die Cyber Division abgeschoben worden und hatte ein Cyber Action Team übertragen bekommen, an dessen Erfolg niemand geglaubt hatte. Dann hatten sie erwartet, dass er den Mund hielt und die nächsten zwanzig Jahre bis zu seiner Pensionierung absaß, ohne wieder von sich reden zu machen.
Zum Glück tickte ihr neuer Chef nicht so. Sie hatten ihm eine Aufgabe übertragen – also würde er diese Aufgabe erfüllen.
»Nach dem Sensenmann-Fall hätte er mehr Anerkennung erhalten müssen. Ganz zu schweigen von mehr Unterstützung und Geld für unser Team .« Brandon klang, als wäre er über die ausbleibende Wertschätzung mindestens genauso enttäuscht wie Lily.
Er hatte völlig recht. Nichts davon hatten sie ihnen gewährt. Natürlich war ihnen Achtung dafür gezollt worden, dass sie den Fall gelöst hatten. Aber die Ermittlung wurde nicht als Erfolg auf der ganzen Linie betrachtet. Das Team hatte gewusst, dass jemand umgebracht werden würde; sie hatten auch gewusst, wie das geschehen sollte. Dennoch war es ihnen nicht gelungen, den Mord zu verhindern. Außerdem hatte sich der Täter, sobald sie ihn identifiziert hatten, jeglicher Rechtssprechung entzogen, indem er sein Leben eigenhändig beendet hatte.
»Was läuft da eigentlich zwischen dir und Anspaugh ?« , fragte Brandon, während sie den Flur entlanggingen. »Bist du mir etwa untreu? Machst mit dem Arbeitsspeicher eines anderen rum ?«
Sie lachte leise. Brandon war ziemlich attraktiv – aber auch sehr jung, wahrscheinlich nicht älter als 25, höchstens 26. Und außerdem ein Aufreißer. Ihre Beziehung war rein platonischer Natur, daher konnte sie sich an seinem Anblick erfreuen, ohne sich die Finger zu verbrennen, und sich von ihm necken lassen, ohne sich kalte Füße zu holen.
»Mal im Ernst. Was ist los ?«
»Ich gehe ihm hier und da bei der Ermittlung gegen Lovesprettyboys zur Hand .«
Mitfühlend betrachtete er sie durch seine modische Brille. Brandon kannte Lilys Vorgeschichte; jeder in ihrem Team kannte sie. Außer Lambert, dem Neuen. »Ich verstehe .«
Sofort begann sie sich zu rechtfertigen und erklärte: »Bevor wir den Sensenmann geschnappt haben, habe ich Wyatt gefragt, ob ich in meiner Freizeit an dem Fall mitarbeiten darf .«
Sie hätte wissen sollen, dass Brandon sich damit nicht zufriedengeben würde. Ungläubig zog er eine Augenbraue hoch. »Und er war einverstanden ?«
Lily biss sich auf die Unterlippe und zögerte. Dann antwortete sie: »Ja. War er .«
Brandon ließ nicht locker. »Und ist er das immer noch? Auch jetzt,
Weitere Kostenlose Bücher