Black CATS - Parrish, L: Black CATS
sie ein perfektes Paar abgaben, ein vollkommenes Duo.
So würde es geschehen. Irgendwann würde er sie unterweisen. Mit seiner Hilfe würde sie all ihre Fesseln abschütteln und begreifen, wie er es bereits begriffen hatte, dass sie sein war. Die einzige Frau, die er jemals wirklich begehrt hatte.
Samantha Dalton gehörte zu ihm.
3
Fünf Monate lag es nun zurück, dass Lily Fletchers Team das Ungeheuer, das als »Sensenmann « bekannt geworden war, davon abgehalten hatte, ein unschuldiges Kind zu töten. Seitdem waren ihre Albträume noch schlimmer geworden. Noch drastischer. Noch verstörender.
Der Sensenmann – Seth Covey – hatte dem Schrecken, der sie jede Nacht im Schlaf heimsuchte, eine neue Dimension verliehen. Aber er war nicht allein verantwortlich für ihre nächtliche Pein. Schon lange bevor sie mit diesem Fall ihre Arbeit in Blackstones Team aufgenommen hatte, war ihre Seele von Schreckensvisionen gequält worden.
Lilys düstere Träume hatten eingesetzt, nachdem sie eines Abends im Fenster eines fremden Lieferwagens, der an ihr vorbeifuhr, einen flüchtigen Blick auf das Gesicht ihres Neffen erhascht hatte.
In der Nacht, als Zacharys Leiche gefunden wurde, waren die Träume noch schlimmer geworden.
Und hatten sich in blutige Horrortrips verwandelt, als ihre Schwester, ihre einzige verbliebene Verwandte, sich umgebracht hatte, weil sie den Verlust ihres Sohnes nicht verkraftet hatte.
Es gab nichts, was Lily für die Toten tun konnte. Keine Tränen und kein Wehklagen konnten das, was ihnen angetan worden war, ungeschehen machen oder die nackte Angst aus ihren Augen vertreiben. Ganz egal wie oft Lily versuchte, sich nur auf die schönen Erinnerungen zu konzentrieren; egal wie viele Bilder mit lächelnden Gesichtern sie betrachtete – wenn die beiden nachts zu ihr zurückkehrten, sahen sie immer gleich aus. Übel zugerichtete Erscheinungen, die sich in Lilys Unterbewusstsein eingenistet hatten und in dem Augenblick hervorkamen, wenn sie in unruhigen Schlaf fiel.
Nun wurde sie außerdem auch noch von den furchtbaren Verbrechen verfolgt, die Covey begangen hatte. Sie hatte sie mit eigenen Augen gesehen, hatte die Grausamkeiten erlebt, die er aufgezeichnet und im Internet hochgeladen hatte, damit sich seine kranken, abartigen Freunde auf einer kranken, abartigen Website daran ergötzen konnten.
Diese Website war inzwischen verschwunden. Genau wie Covey – der schließlich seinem eigenen Leben ein Ende gesetzt hatte. Trotzdem sah sie ihn immer noch, Nacht für Nacht. Ein junger Mann, selbst fast noch ein Kind – aber so sehr von Hass und Wut erfüllt, dass er zu einem Ungeheuer in Menschengestalt geworden war.
Manchmal trat an die Stelle seines Gesichts das des miesen Schweins, das Zachary umgebracht hatte. Oder sie erblickte ihren Neffen statt des kleinen Jungen, der damals gerettet worden war. Zachs Rettung war ein oft wiederkehrendes Motiv. Sie stand immer so kurz davor, es zu schaffen – und war erneut am Boden zerstört, wenn es ihr nicht gelang.
Diese Träume brachen ihr das Herz.
Es hieß, man könne alles ertragen, wenn man nur genug betete, genug hoffte, genug liebte. Aber daran glaubte Lily nicht mehr. Gebete, Hoffnung oder Liebe konnten weder Zach noch Laura jemals zurückbringen. Und sie brachten ihr auch nicht die Ruhe und den Frieden, nach denen sie sich in den langen, schweißgebadeten Nächten sehnte, wenn sie sich in ihrem Bett hin und her wälzte, sich im Traum abhetzte, um die irrsinnigen Ereignisse aufzuhalten, bevor sie begannen.
Es gelang ihr nie. Und es würde ihr auch nie gelingen. Am Ende würde sie immer ein totes Kind in den Armen halten, würde immer der ausgezehrte Körper ihrer Schwester in einer Badewanne voll rot gefärbten Wassers liegen, während ihr langsam das Blut von den aufgeschlitzten Handgelenken tropfte.
»Hör auf! « , ermahnte sie sich selbst. Sie musste ihre Gedanken von den Qualen der letzten Nacht losreißen und sich wieder ganz auf das Hier und Jetzt konzentrieren. Es gab andere Dinge, um die sie sich kümmern musste. Nämlich um das Einzige, wofür es sich für sie noch zu leben lohnte. Auch wenn sie festgestellt hatte, dass keine Liebe, kein Beten und kein Hoffen jemals ihren Schmerz stillen konnten: Mit der Hilfe eines ziemlich guten Therapeuten hatte sie einen anderen Grund gefunden, um nach vorn zu schauen.
Die Sehnsucht nach Gerechtigkeit. Den Willen zu verhindern, dass auch nur einer einzigen weiteren Familie das zustieß, was ihrer
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