Black CATS - Parrish, L: Black CATS
große Warnhinweise. Nur ein Dummkopf würde sie missachten .«
Das hätte sie nicht sagen sollen. Sam richtete sich auf. »Oder ein einsamer, argloser alter Mensch, der keine Ahnung von den Hightech-Tricks hat, die diese Schweine anwenden .« Sam merkte, dass ihre Gefühle ihre Äußerungen färbten, und kam schnell auf das eigentliche Thema zurück – den Grund, warum sie hier waren. Nicht Sams eigene Vorgeschichte. »Oder ein intelligenter Teenager, der glaubt, dass niemand ihn überlisten kann, und der einen ziemlich echt aussehenden Scheck mit einem Haufen Nullen in den Händen hält .«
Nickend musste Stokes ihr recht geben.
Bevor Sam noch irgendetwas hinzufügen konnte, klingelte das Telefon auf ihrem Schreibtisch. Sie ging nicht ran, denn einerseits hatte sie gerade keine Lust, mit irgendjemandem zu sprechen, und andererseits wollte sie auch die beiden Agenten nicht aufhalten, die einfach nur versuchten, ihre Arbeit zu machen. Je früher sie wieder gingen, desto besser. Sam wollte allein sein – sie brauchte die Einsamkeit, um die traurige Nachricht, die Agent Lambert ihr überbracht hatte, zu verdauen.
Lambert und Stokes sahen sie erwartungsvoll an, und als sie begriffen, dass Sam das Telefon klingeln lassen würde, nickten sie dankbar. Leider war jedoch der Anrufbeantworter nicht stumm geschaltet. Daher konnten sie alle drei mit anhören, wie Tricia Scott, die seit der Mittelstufe Sams beste Freundin war, ihr aufs Band sprach – wie üblich in ohrenbetäubender Lautstärke. »Geh schon ran, Mädel! Ich weiß, dass du da bist. Stell dich nicht taub !«
Ach du Schreck!
»Ich muss dir unbedingt was erzählen. Gestern Abend hab ich so einen Typen kennengelernt, und der hat einen Freund, der ist so sexy, dass man ihn am liebsten … «
Sam stürzte zum Telefon und riss den Hörer ans Ohr. »Ich bin da, aber ich kann gerade nicht sprechen .«
»Du musst auch nicht sprechen, hör einfach nur zu! Am Freitagabend gehen wir zusammen weg, und ich dulde keine Widerrede. Denn wenn du nicht bald mal wieder flachgelegt wirst, trocknet dir irgendwann noch die Muschi ein .«
Am anderen Ende des Wohnzimmers fing Agent Stokes an zu prusten und beugte sich mit bebenden Schultern über ihre Kaffeetasse. Ihr Partner hob eine Augenbraue, und um seinen schönen Mund spielte ein leises Lächeln.
In diesem Augenblick begriff Sam, dass ihr Anrufbeantworter immer noch eingeschaltet war und jedes einzelne von Tricias Worten laut und deutlich wiedergab.
»Oh Gott! Tricia, mein AB überträgt alles, was du sagst, in mein Wohnzimmer – und ich bin nicht allein zu Hause !« Ohne ein weiteres Wort legte sie auf, reckte das Kinn und sandte eine stumme Warnung an die beiden Agenten, sich auch das kleinste Augenzwinkern lieber zu verkneifen. Aber das musste sie ihnen lassen: Beiden gelang es, so zu tun, als hätten sie nicht das Geringste gehört. Also riss sie sich zusammen und öffnete den Mund, um da weiterzumachen, wo sie stehen geblieben war.
Im selben Augenblick war ein lautes Piepen von ihrem Anrufbeantworter zu hören – das Signal, dass sie eine Nachricht erhalten hatte. Und Stokes kicherte.
Sam schloss die Augen. Sie wusste nicht, ob sie lachen, weinen – oder einfach das Zimmer verlassen sollte. Ihre Gefühlswelt stand kopf; sie kam sich vor wie ein Tischtennisball, der von Trauer zu Scham hüpfte, von Kummer zu Demütigung. Es fehlte nicht mehr viel, und sie würde in Tränen ausbrechen – oder auf irgendetwas einschlagen.
Agent Lambert schien das zu merken. Irgendwie schaffte er es, wieder dahin zurückzukehren, wo sie aufgehört hatten, und dem Anruf keine weitere Beachtung zu schenken. »Sie haben vorhin über Websites für Kleinanzeigen gesprochen « , sagte er und blickte ihr mit seinen grünen Augen ruhig ins Gesicht. »Wie oft kommen Ihnen Verbrechen zu Ohren, bei denen zwar vielleicht keine gedeckten Schecks oder Überweisungen eine Rolle spielen, die aber zu gewalttätigen Übergriffen führen ?«
Sam holte tief Luft, folgte seinem Beispiel und vergaß den Telefonanruf. Sie setzte sich auf ihren Schreibtischstuhl und antwortete: »Das passiert ständig. Die Leute fahren bei jemandem vorbei, der übers Internet ein Sofa versteigern will, und werden von einem schwer bewaffneten Kerl ausgeraubt. Oder sie wollen ihren spritschluckenden Geländewagen verkaufen, werden zu Boden geschlagen – und dann ist das Auto weg. Solche Geschichten höre ich jeden Tag .« Sie klapperte kurz auf ihrer Tastatur herum
Weitere Kostenlose Bücher