Black CATS - Parrish, L: Black CATS
abgesehen hatte, ihn in Schwierigkeiten bringen wollte. Bestimmt lag das an Lily Fletcher und ihrer Clique, die nach seinem Blut lechzten.
»Was wollen Sie also unternehmen? Einfach die ganze Nacht dableiben?«
»Es wird langsam kalt«, antwortete er, und seine Stimme nahm einen weinerlichen Tonfall an. »Und ich muss mir überlegen, wo ich heute penne.« Er veränderte seine Position auf dem harten Boden und streckte sich ein bisschen. Dann kam ihm eine zündende Idee. »Sekunde mal. Das Haus hier steht doch leer. An der Tür hängt ein Zettel vom Zwangsvollstrecker.«
»In Blackstones Nachbarschaft?«
»Ja.« Die Vorstellung gefiel ihm immer besser. »Ich kann über den Hof durch ein Fenster oder so einsteigen und erstmal hierbleiben. Dann muss ich kein Geld für ein Hotelzimmer verschwenden und kann mir Fletcher vorknöpfen, sobald sich die Gelegenheit bietet.«
»Und wenn die Gelegenheit da ist? Was werden Sie dann tun?«
»Alles, was nötig ist«, gab er zurück. »Aber es muss aus der Nähe passieren – eine Pistole oder so was habe ich nicht.« Er war noch nicht so richtig dazu gekommen, sich zu überlegen, wie er Fletcher eigentlich beseitigen wollte; bisher hatte er sich lediglich darauf konzentriert, sich zu vergewissern, dass sie wirklich in dem Haus war. Jetzt allerdings fielen ihm ein paar Möglichkeiten ein. Im Hof stand eine alte, kaputte Wäschespinne, von der die Leine lose herunterhing. Das würde ganz schnell und leise gehen. Oder eine Scherbe von einer Flasche aus einem Altglascontainer. Er wusste genau, an welcher Stelle der Kehle man ansetzen musste, damit jemand rasch verblutete. Verflucht, sogar ein Messer aus Blackstones Küchenschublade würde es tun.
Er würde schon eine Waffe finden. Er musste nur auf den richtigen Moment warten, bis er sich ihr nähern konnte.
»Blackstone wird sie keine Sekunde allein lassen.«
»Irgendwann muss er schließlich zur Arbeit, oder nicht?«, antwortete Jesse.
Der Automatenstimme gelang das Kunststück, ungeduldig zu klingen. »Aber nicht vor Montag. Wollen Sie das ganze Wochenende dasitzen und abwarten, bis Fletcher womöglich Sie findet und tötet?«
Ach ja. Richtig.
»Ich glaube, es gibt eine Möglichkeit, wie Sie Blackstone dazu bringen können, das Haus zu verlassen, ohne dass Fletcher davon erfährt. Sie können ihn rauslocken, aber Sie müssen warten, bis es Nacht geworden ist und sich niemand anderes mehr im Haus befindet, der Fletcher beschützen kann, während er weg ist.«
Die Idee gefiel ihm. Den breitschultrigen Kerl und seine ganzen FBI -Kumpel loswerden, sodass nur noch Jesse und das spindeldürre Miststück übrig waren. Das würde fast genauso einfach werden wie damals mit ihrem Neffen.
»Also gut. Sagen Sie mir, was ich tun muss.«
15
Jackie brach an diesem Abend als Letzte auf. Sie blieb bis nach zehn Uhr, als würde sie Lily nur äußerst ungern verlassen, nachdem sie gerade erst herausgefunden hatte, dass sie noch lebte. Die anderen waren etwa eine halbe Stunde früher gegangen, obwohl sie alle ähnlich zu empfinden schienen.
Dafür, dass Lily sich in einer schwierigen Situation befand und sie von Mord und Verrat umgeben waren, hatte der Abend eine unerwartete Wendung genommen. Dean, Alec, Kyle, Brandon und Jackie waren so glücklich gewesen, Lily wiederzuhaben, dass die Krisensitzung zu einer fröhlichen Feierabendfete geworden war – wenn auch ohne Alkohol, schließlich mussten sie sich noch konzentrieren. Die Stimmung war geradezu ausgelassen gewesen. Zumindest hatten sie es eine Zeit lang geschafft zu vergessen, dass Lily sich immer noch versteckt halten musste, weil jemand ihr an den Kragen wollte. Umso mehr hatten sie sich darüber gefreut, dass sie noch am Leben war.
Obwohl das Team im Büro unglaublich eng zusammengewachsen war und ein großartiges Arbeitsverhältnis entwickelt hatte, war es das erste Mal, dass sie alle außerhalb einer Ermittlung zusammenkamen – erst recht in Wyatts eigenem Haus. Zu seiner Überraschung hatte er festgestellt, dass er es genoss. Und Lily hatte so glücklich ausgesehen wie schon seit Monaten nicht mehr.
Doch trotz ihrer Erleichterung, dass ihre Kollegen ihr das Täuschungsmanöver verziehen und sie mit offenen Armen empfingen, wurde sie irgendwann von purer Erschöpfung überwältigt. Ihr gedehntes Gähnen und die müden Augen hatten die anderen – und schließlich auch Jackie – veranlasst, sich zu verabschieden. Genau wie die Männer hatte Jackie versprochen, am
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