Black CATS - Parrish, L: Black CATS
seines Körpers spannte sich an. Er schloss die Augen, drängte alle Gedanken, alle Gefühle beiseite. Das hatte er sich schon in so jungen Jahren antrainiert, dass es ihm mittlerweile in Fleisch und Blut übergegangen war. Doch auch wenn er seine körperlichen Reaktionen beherrschen konnte – es erwies sich als ungleich schwerer, die zärtlichen Gefühle, die er für die hübsche Frau in seinen Armen empfand, in den Griff zu bekommen.
Er spürte, wie ihr das Herz in der Brust zu rasen begann. Wie es vor Verwirrung und Überraschung immer schneller schlug. Auch die warmen Atemzüge an seinem Hals beschleunigten sich, wurden flacher. Kamen näher. Bis er nicht mehr genau wusste, ob er ihren Atem oder ihre weichen Lippen spürte.
Dann hob sie den Kopf und sah ihn mit ausdrucksvollem Blick an – lag Neugierde darin? Verwunderung?
Verlangen.
Hilflos stöhnte er: »Lily … «
Er wusste nicht, was er als Nächstes sagen würde, ob er sich spontan entschuldigen oder ihr rundheraus erzählen würde, was für Gefühle sie in ihm auslöste. Doch die Entscheidung blieb ihm erspart. Denn plötzlich fuhr Lily hoch und sprang mit einem Schrei des Entsetzens von seinem Schoß. Ihr Blick irrte ziellos umher, und sie schnappte nach Luft. Mit geballten Fäusten stand sie reglos da, steif vor Anspannung.
»Was … ?«
Mit einer energischen Handbewegung schnitt sie ihm das Wort ab. »Pst.«
Dann beugte sie sich in Richtung der Lautsprecher. Lauschte konzentriert.
Sie hatte irgendetwas gehört oder irgendjemanden. Eine vertraute Stimme.
Er erstarrte. Gerade sprach eine Frau – Dr. Kean vielleicht? – über die psychologischen Hintergründe der Schönheitschirurgie und wie diese das Leben der Patienten veränderte.
»Ist Ihre Frage damit beantwortet?«, erkundigte sich die Frau, als sie ihren Beitrag beendete. »Oder möchten Sie, dass ich noch mehr ins Detail gehe?« Da war ein spöttischer Unterton zu hören, als wäre ihr die Person, mit der sie sprach, irgendwie unsympathisch.
»Nicht nötig«, ertönte undeutlich eine Männerstimme aus dem Hintergrund.
»Das ist er«, flüsterte Lily. Sie legte eine zitternde Hand an den Mund und drückte sich die andere fest auf den Bauch, als wäre ihr plötzlich übel geworden. »Wyatt, das ist er!«
Er wusste nicht, ob das stimmte. Er wusste lediglich, dass Lily daran glaubte. Sie war davon überzeugt, dass sie gerade die Stimme des Mannes gehört hatte, der sie umbringen wollte.
Die Aufnahme lief noch einige Sekunden weiter. Beide saßen reglos da und dachten schweigend darüber nach, was diese Entdeckung für Folgen nach sich ziehen würde. Dann erwachte Lily plötzlich aus ihrer Benommenheit. Sie murmelte irgendetwas, beugte sich über den Laptop und fuhr mit den Fingern über das Touchpad. Nachdem sie die Wiedergabe angehalten hatte, spulte sie ungefähr zwei Minuten zurück und drückte wieder auf Play.
»Er hat eine Frage gestellt. Das war es, was ich gehört hatte.«
»Was hat … ?«
»Pst!« Sie schob sich noch dichter an den Lautsprecher heran. Ein Redner kam umständlich zum Ende seines Vortrags und nuschelte dann: »Haben Sie noch irgendwelche Fragen?«
Ein Moment der Stille. Dann ertönte eine Stimme, undeutlich, wie aus weiter Ferne. Wyatt schüttelte den Kopf. Selbst wenn das seine eigene Stimme gewesen wäre, hätte er sie nicht mit Sicherheit wiedererkennen können.
»Könnten Sie bitte das Mikrofon benutzen?«
Ah.
Wieder eine Weile nichts, dann sprach eine Männerstimme, laut und deutlich. »Eine Frage an Dr. Kean: Können Sie uns vielleicht erklären, wie lange man überhaupt versuchen sollte, gegen die Natur anzukämpfen, indem man sich ein neues Gesicht oder einen neuen Körper kauft? Wann ist es an der Zeit, aufzugeben und in Würde zu altern?«
Lily schloss die Augen, nickte knapp und sank tiefer in ihren Sitz. »Das ist der Mann, der mich entführt und gefangen gehalten hat.«
»Bist du dir sicher?«
Sie nickte wieder. »So sicher wie noch nie in meinem Leben. Dieser grausame Tonfall, dieser Hauch von Sarkasmus – hast du das gehört?«
Natürlich hatte er es gehört. Die Frage war eine bewusste Beleidigung gewesen, ein höhnischer Angriff auf Dr. Angela Kean. Als würde der Täter sie verspotten.
War die Ärztin möglicherweise eine wandelnde Reklame für ihre eigene Praxis? Eine Frau, die ihr Altern mit teuren Operationen hinauszögerte?
Wenn das der Fall war, dann bedeutete diese Frage, dass der Zuhörer Dr. Kean zumindest flüchtig
Weitere Kostenlose Bücher