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Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Black CATS - Parrish, L: Black CATS

Titel: Black CATS - Parrish, L: Black CATS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leslie Parrish
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bereuen.
    »Lassunsgehen«,sagteerzuLilyundstandabruptauf.DerStuhlpoltertegegendieWandhinterihm.ErwarfeinigeGeldscheineaufdenTischundwandtesichdanndemFremdenzu,einemrotnasigenKerlmittrübenAugenundderwettergegerbtenHauteinesHummerfischers.»EntschuldigenSie,Siehabenmichwohlmitjemandemverwechselt.Wirwolltengeradegehen.«
    Der Unbekannte rührte sich nicht vom Fleck. Immer noch taub und blind für Wyatts Gemütslage, entging ihm auch die Anspannung, die sich im gesamten Restaurant ausgebreitet hatte. »Kommen Sie schon, geben Sie wenigstens zu, dass Sie es sind. Damals hat man Sie im Leuchtturm gefunden, stimmt’s? Oder doch im Haus? Jedenfalls waren Sie über und über mit Blut bedeckt. Ich meine, Sie sind der Junge, der überlebt hat, nachdem diese Wahnsinnige … «
    Wyatts Denken setzte aus; er reagierte instinktiv, irgendeinem Urtrieb folgend, den sein eigener Intellekt nicht völlig hatte bezwingen können. Er packte den Mann am Handgelenk, drehte ihm den Arm auf den Rücken, bis er ihm fast die Schulter auskugelte, und drückte ihn gegen die Wand. Dann beugte er sich dicht zu ihm heran, vor den Augen der anderen Anwesenden, die wahrscheinlich erschrocken zuschauten, und knurrte: »Kein Wort mehr davon. Nicht eine Silbe. Verstanden?«
    Der Kerl grunzte. Wyatt riss wieder an seinem Arm.
    »Noch mal: Haben Sie das verstanden?«
    Der Mann zuckte zusammen und nickte rasch. Immerhin erkannte er jetzt, in was für eine Situation er sich gebracht hatte. »Tut mir leid«, flüsterte er. »Wirklich, tut mir echt leid. Anscheinend habe ich Sie verwechselt.«
    So schnell wie Wyatts Zorn hochgekocht war, verrauchte er wieder. Als er den Mann losließ, bereute er bereits seinen unbeherrschten Ausbruch.
    Wenn Lily nicht dabei gewesen wäre und alles mit angehört hätte – hätte er trotzdem so unbeherrscht versucht, einen aufdringlichen Säufer zum Schweigen zu bringen? Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.
    Natürlich, wenn Lily nicht da gewesen wäre, hätte keine Macht der Welt ihn dazu gebracht, sich diesem Ort auf hundert Kilometer zu nähern. Niemals.
    »Wyatt?«, fragte sie leise. Sie stand ein paar Schritte entfernt, und in ihrem Gesicht waren keine Anzeichen von Furcht zu erkennen. Gott sei Dank. Nur Sorge stand in ihre Miene geschrieben. »Wollen wir gehen?«
    Er nickte knapp. Als die Kellnerin den Zwischenfall endlich bemerkte und herbeigeeilt kam, deutete er auf das Bargeld auf dem Tisch. »Vielen Dank, wir brechen jetzt auf«, sagte er. »Damit ist wohl alles beglichen.«
    Die Kellnerin glotzte auf den Haufen Geldscheine. »Klar. Und ob. Kommen Sie jederzeit wieder.«
    Eher unwahrscheinlich. Vor allem jetzt, da er wusste, dass sich die Neuigkeit von seiner Anwesenheit in Windeseile in sämtlichen kleinen Küstendörfern im Umkreis herumsprechen würde. Die Rückkehr des Jungen, der ein so abscheuliches Verbrechen überlebt hatte.
    Ohne nach links oder rechts zu schauen, legte er Lily eine Hand auf den Rücken und führte sie Richtung Ausgang. Die Blicke der anderen Gäste und das Gemurmel an den Tischen ignorierte er.
    Ist er das wirklich? Wie alt war er damals, fünf oder sechs? Hat man je herausgefunden, wie viel er mitbekommen hat? Ob er allein zum Leuchtturm gelaufen war oder ob ihn jemand hingebracht hat? So viel Blut! Ich kann mich an die Bilder in der Zeitung erinnern – so ein hübsches Paar.
    Fast kam es ihm vor, als besäße er einen siebten Sinn, so deutlich konnte er die Gespräche um sich herum hören, die Worte, die ihm immer und immer wieder durch den Kopf schwirrten. Die Fragen waren genau dieselben wie damals, sie gellten durch die Stille, verdrängten das leise Brummen des Motors und Lilys tiefe, gleichmäßige Atemzüge auf dem Beifahrersitz neben ihm.
    Während der Fahrt zurück zum Haus war die Stimmung im Auto angespannt. Ihr Gespräch vorhin war vergessen – jetzt teilten sie nur noch die unangenehme Erinnerung daran, wie Wyatt seine berühmte Gelassenheit verloren hatte.
    Lily stellte keine Fragen. War nicht neugierig, versuchte nicht, ihn aus seiner düsteren Stimmung zu reißen, und drang auch nicht in ihn, dass er nun – der Fairness halber – mit der Sprache herausrücken sollte, so wie sie es zuvor getan hatte.
    Für all das war er überaus dankbar.
    Dennoch setzte er sie am Haus ab, begleitete sie noch bis zur Tür und stieg dann wieder ins Auto, um noch am selben Abend nach Washington zurückzufahren.
    Das Mörderhaus. Wyatts gut aussehender Vater und seine schöne Mutter.

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