Black CATS - Parrish, L: Black CATS
Zeitungsartikel. Darauf waren Alfred Underwood und seine Mitarbeiter – allesamt Familienangehörige – zu sehen, zusammen mit den Reichen und Berühmten dieser Welt. Politiker. Schauspieler. Musiker. Die meisten hatten ihre vollkommenen Nasen und Lippen wahrscheinlich genau in diesem Gebäude erhalten.
Wyatt bemerkte allerdings auch die vielen Tafeln mit Auszeichnungen. Der Großteil ehrte Dr. Underwood für seine guten Taten, seine Spenden an Hilfseinrichtungen, vor allem solche für Kinder. Vor einem bestimmten Foto blieb Wyatt stehen, eine große gerahmte Aufnahme einer Gruppe von mindestens zwanzig Menschen, die vor einem vornehmen Haus am Strand standen. Underwood in der Mitte, umringt von mehreren strahlenden Erwachsenen. Ein, zwei mürrische, gelangweilte Teenager am Bildrand und ein paar kleine Kinder, die sich auf dem Rasen wälzten. Offenbar ein Foto von der ganzen Familie.
ErgingeinpaarSchritteweiterundbliebdannvoreinemgroßenPorträtbilderneutstehen.Eszeigteeinengutaussehenden,lächelndenMann,ungefährEndevierzig,undstachausderMengeheraus,weilesetwasabseitsamEndedesFlurshing.DieAufnahmewarmindestenseinenMeterhochundsechzigZentimeterbreitundwurdevonuntendurcheinenStrahlerangeleuchtet.DanebenstandineineTafelgraviert: In stillem Gedenken an Dr. Roger Underwood. Geliebter Sohn, Bruder und Ehemann.
Offensichtlich brachte der Stammbaum der Underwoods Mediziner hervor wie ein Apfelbaum die Äpfel.
»War er nicht unheimlich attraktiv?«
Wyatt drehte sich zu der fremden Stimme um. Eine atemberaubend schöne Frau stand in der Tür eines Untersuchungsraums. Ihre Augen leuchteten in einem warmen Blau, die champagnerfarbenen Haare fielen ihr wie ein weicher Vorhang über die Schultern; sie war eine Frau, die Männer um den Verstand brachte.
Männer wie Tom Anspaugh, überlegte Wyatt, und ihm fiel wieder ein, wie der andere Agent angefangen hatte zu stottern, als er die beiden Ärztinnen befragt hatte. Denn Wyatt erkannte in der blonden Dame sofort Dr. Judith Underwood, die Schönheitschirurgin, die ihrer Schwester ein Alibi für die Nacht verschafft hatte, in der das Auto gestohlen worden war.
Wenn sie als Aushängeschild für die Kompetenzen der Praxis dienen sollte, erfüllte sie ihre Aufgabe verdammt gut. Nicht ein Makel war an ihr zu entdecken, und doch gelang es ihr, vollkommen natürlich und unberührt zu wirken.
»Mein verstorbener Mann«, sagte sie, trat neben Wyatt und betrachtete das Porträt. »Vater … ich meine, mein Schwiegervater hat dieses Mahnmal aufgehängt. Ich finde es ein bisschen morbid, aber ich bin ja nur angeheiratet, deswegen hatte ich dabei nicht viel zu sagen.« Traurigkeit lag in ihrem Blick, während sie noch kurz das übergroße Bild betrachtete. »Es fühlt sich an, als sei er immer noch hier.«
Wyatt gab seiner Neugier nach. »Er wirkt sehr jung.«
»Ärzte sind wohl selbst die schlechtesten Patienten. Vor allem lebenslustige, gesunde Ärzte. Offenbar hat er die Brustschmerzen nicht ernst genug genommen. Mit neunundvierzig einen Herzinfarkt, können Sie sich das vorstellen?« Sie schüttelte den Kopf und fügte leise hinzu: »Am Abend vorher haben wir uns noch mit seiner Schwester und ihrem Mann getroffen, die gleich die Straße runter wohnen. Und am nächsten Morgen finde ich ihn tot auf dem Wohnzimmerfußboden, in der Hand noch den abgebrochenen Hals der Weinflasche, die er sich gerade aufgemacht hatte, als er zusammengebrochen ist. Selbst nach all der Zeit kann ich es kaum fassen.«
»Mein herzliches Beileid.«
»Danke.« Sie schaute zu ihm auf und funkelte ihn mit ihren blauen Augen an, die von tiefschwarzen Wimpern umrandet waren. »Ich bin übrigens Judith Underwood.«
Er nickte. »Ich weiß.«
»Sie sind der FBI -Agent, der zu Angela wollte.«
»Stimmt.« Ohne auf die Neugierde zu achten, die in den Augen der jungen Witwe schimmerte, fügte er hinzu: »Und ich fürchte, ich lasse sie gerade warten. Hat mich gefreut.«
Die Sprechstundenhilfe, die schon ungeduldig mit dem Fuß auf die Marmorfliesen tippte, schenkte ihm ein dankbares Lächeln und führte ihn den Flur hinunter. »Da wären wir.« Sie klopfte zweimal an, dann öffnete sie die Tür einen Spalt. »Ihr Besuch ist da, Frau Dr. … «
Abrupt wurde die Tür von innen aufgerissen. Im Rahmen erschien ein großer, elegant wirkender Mann mit dunklem, an den Schläfen ergrautem Haar und frostiger Miene. Ohne die Sprechstundenhilfe oder Wyatt eines Blickes zu würdigen, marschierte er in den Flur hinaus und
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