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Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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sich. Das Messer war eine ausländische Imitation der K-Bar-Klinge, mit der das Marine Corps ausgerüstet ist: rostfreier Stahl, auf der Oberseite gezahnt, schwarzer Aluminiumgriff, an dessen Ende ein kleiner Kompaß eingearbeitet war. Ich erinnerte mich an eine Anzeige in der Sonntagsbeilage der Times-Picayune, in der es für sechs Dollar angeboten wurde.
    Die Hintertür war geschlossen, der gelbe Linoleumfußboden glitzerte im Sonnenlicht vom Fenster, Wasser lief mir von den Haaren und tränkte mein Hemd, als würden Ameisen über die Haut krabbeln, und mein Atem ging so schwer, als läge ich unter Sand begraben. Er ließ die Hand über Brustbein und Bauch zu meinen Lenden wandern, hockte sich auf die Knie, schloß die andere Hand fest um den Griff des Messers und suchte mit den Augen mein Gesicht nach einer Reaktion ab. Ich zerrte an der Kette, mit der die Handschellen am Abflußrohr befestigt waren, versuchte mich zur Seite zu drehen und zog, da mir die Stimme versagte, wie ein hilfloses Kind die Knie an, um meinen Leib zu schützen.
    Er nahm die Hand von meinem Körper und sah mich mit scheinbar grenzenloser Geduld an.
    »Komm schon, Mann. Du mußt mir jetzt einfach vertrauen«, sagte er.
    Hinter der Glasscheibe der Hintertür bewegte sich ein Schatten, dann wurde die Klinke heruntergedrückt, und Clete kam hereingestürmt, als gelte es, einen Stapel Fässer aus dem Weg zu rammen. Die Tür knallte an die rückwärtige Wand, ein Stuhl schlitterte quer über den Fußboden, und der Revolver in Cletes ausgestreckter Hand zielte genau auf das Gesicht des Handzettelmannes. Clete wirkte lächerlich in seinen verschlissenen, rot-weiß gestreiften Budweiser-Shorts, dem T-Shirt unter der blauen Windjacke, dem zerknautschten Filzhut, den Slippern, die er ohne Socken trug, und dem Schulterhalfter aus Nylon, das seine eine Brustwarze einklemmte.
    »Wie läuft’s denn so, Charlie?« sagte er mit vor Erwartung bebender Stimme. »Wirf den Hobel weg, oder dein Scheiß spritzt gleich über Streaks Tapete.«
    Der leere Blick in den blauen Augen des Handzettelmannes änderte sich keine Sekunde lang. Die weißen Fältchen leuchteten so hell, als kündigten sie einen wundersamen Ausweg aus dieser mißlichen Lage an. Grinsend legte er das Messer bedächtig aus der Hand, ließ den rechten Arm auf den Oberschenkel sinken und machte es sich auf einem Knie bequem.
    »Charlie war mir fast durch die Lappen gegangen«, sagte Clete. »Sal hat mir erzählt, daß er seinen Mietwagen nach Missoula zurückgebracht und gestern abend ein Flugzeug genommen hat. Bloß hat sich unser Charlie droben am See gleich ’n Hasen angelacht, und die Ische hat mir verraten, daß sie sich heut abend mit ihm am Flughafen treffen will. Und dabei dacht ich immer, du wärst ’n Profi, Charlie. Du solltest deine Nudel in der Hose lassen, wenn Arbeit angesagt ist. Dreh dich auf den Bauch und nimm die Pfoten hinter den Nacken.«
    Clete kniete sich neben ihn, drückte ihn auf den Boden, klopfte seine Taschen ab und fuhr mit der Hand über die Innenseiten seiner Oberschenkel.
    »Wo ist der Handschellenschlüssel?« fragte Clete.
    Der Handzettelmann lag mit dem Gesicht flach am Boden, sah auf mich. Seine Augen strahlten hell.
    »He, hast du Probleme mit den Ohren?« sagte Clete und trat ihm mit der Schuhspitze zwischen die Rippen.
    Der Handzettelmann antwortete immer noch nicht. Die Luft wich pfeifend aus seiner Lunge, und wie ein Fisch auf dem Trockenen rang er mit offenem Mund nach Luft. Clete trat erneut auf ihn ein, dann fiel sein Blick auf den Küchentisch. Er schubste das Messer mit dem Fuß ein Stück zur Seite und nahm den Handschellenschlüssel vom Tisch. Er kniete sich neben mich und befreite ein Handgelenk. Ich wollte gerade aufstehen, da griff er sich die leere Handfessel, klemmte sie um das Abflußrohr und ließ sie einschnappen.
    »Tut mir leid, Streak, jetzt noch nicht«, sagte er. »Reiß dir das Band vom Mund und entspann dich ein bißchen, während ich mich mit Charlie hier unterhalte.« Er hob den Leinensack vom Boden hoch und schüttete ihn aus. Zwischen Stapeln von Handzetteln fielen die Instamatik, eine Rolle Isolierband und ein Revolver vom Kaliber .22 aufs Linoleum. »Sal wollte wohl Bilder für sein Poesiealbum, was? Und wie’s aussieht, haben wir hier ’ne Ruger mit Magnum-Trommel.
    Streak, was du hier vor dir siehst, ist ein Musterexemplar des typischen amerikanischen Psychopathen. Ich hab ’nen Freund bei der Polizei in Vegas, der mir mal

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