Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Wohnzimmercouch schlief, nicht zu wecken.
Ich berichtete ihm von Charlie Dodds' Besuch. Von dem Totschläger, mit dem er mir auf den Kopf geschlagen hatte, den Handschellen, der Instamatikkamera und dem Messer, das er mir fast ins Herz gestoßen hatte. Dann erzählte ich ihm von Clete, wie er sich Dodds vorgenommen hatte, von dem zusammengerollten Teppich und von seinem Ausflug mit dem Jeep über abgelegene Waldpfade entweder ins Bitterroot Valley oder in den Blackfoot Canyon.
»Ist Ihnen klar, was Sie mir da erzählen?« sagte Nygurski.
»Dodds kümmert mich einen Dreck. Deshalb hab ich nicht angerufen.«
»Den Cops haben Sie nichts von alledem erzählt?«
»Ich erzähl’s Ihnen. Machen Sie damit, was Sie wollen. Aber ich geh jede Wette ein, daß man Dodds nie finden wird. Clete hat so was schon mal gemacht und ist damit durchgekommen.«
»Sie hätten die Cops anrufen sollen.«
»Schwachsinn. Dann müßte ich mir jetzt den Kopf drüber zerbrechen, wer meine Kaution stellt.«
»Ich muß es melden.«
»Lassen Sie sich nicht aufhalten. Auf einer von eins bis zehn reichenden Skala dürfte sich das Interesse der Cops etwa bei minus acht einpendeln. Schauen Sie, Nygurski, da ist noch jemand, der es auf mich oder meine Tochter abgesehen hat. Dieser Jemand hat sich heute morgen in der Nähe ihrer Schule rumgetrieben. Vielleicht ist es Mapes, vielleicht auch ein anderer von Dios Leuten. Ich brauche Hilfe.«
»Ihre Nerven möchte ich haben. Erst laufen Sie in zwei Staaten mit dem großen Knüppel in der Hand Amok, und dann bitten Sie einen Agenten der Bundespolizei um Hilfe.«
»Wir wollen doch beide dasselbe: Sally Dio hinter Gittern, und zwar möglichst lange.«
»Nein, das sehen Sie falsch. Ich will meinen Job machen. Sie aber glauben, sich die Gesetze auslegen zu können, wie Sie es gerade brauchen können.«
»Dann schlagen Sie mir eine Lösung vor. Bürgen Sie für die Sicherheit meiner Tochter, garantieren Sie mir, daß ich in rund drei Wochen nicht nach Angola verfrachtet werde, und ich mache Ihnen keine weiteren Schwierigkeiten.«
»Welche Art Hilfe stellen Sie sich denn vor?«
»Können Sie rausfinden, ob Dio möglicherweise noch einen Auftragskiller in die Stadt hat kommen lassen?«
»Falls ja, wissen wir davon nichts. Vielleicht hat er nur den Auftrag erteilt und es Dodds überlassen, einen zweiten Mann zu engagieren. Ich sage Ihnen aber, wenn dieser neue Kerl mit Dodds zusammenarbeitet, wird er sich nicht so lange mit dem Vorspiel abgeben, nicht, nachdem Dodds die Sache vermasselt hat. Er wird den Auftrag schnell und sauber durchführen, und wenn Sie merken, daß es soweit ist, wird’s zu spät sein. Ich will nicht ins Detail gehen, Sie wissen ja selber, wie es normalerweise läuft: eine Kugel in den Hinterkopf, eine ins Ohr und drei unters Kinn.«
»Schauen Sie mal, was Ihr Computer über Mapes ausspuckt.«
»Was erwarten Sie denn?«
»Ich weiß nicht. Mein Anwalt meinte, daß er nur eine Vorstrafe hat. Als Siebzehnjähriger soll er einen anderen Jungen mit dem Golfschläger verdroschen haben. Aber ich hab diesen Kerl in Aktion erlebt und kann mir nicht vorstellen, daß er sich nicht mehr als einmal die Finger verbrannt hat.«
»Woher stammt er?«
»Den Jungen hat er in Marshall, Texas, verprügelt.« »Ich will sehen, was ich tun kann.« »Da war noch etwas. Dixie Lee wohnt nicht mehr bei Dio. Er sagt, er ist fertig mit ihm. Sie könnten mal mit ihm reden.« »Worüber?«
»Das fällt in Ihr Fach. Über eine Zeugenaussage, würd ich mal vorschlagen. Man braucht schon Mumm, um Dio einfach so zu verlassen, besonders wenn man ihm Fünfzehntausend schuldet.«
»Wann haben Sie sich denn dazu durchgerungen, an Pughs Geheimnissen teilzuhaben?«
»Er wird wahrscheinlich einige Zeit den Schutz der Bundesbehörden benötigen. Er mag ein Säufer sein, aber sein Kopf saugt Informationen auf wie Löschpapier.«
»Wo ist er jetzt?«
»Er bleibt erst mal bei mir.«
»Und womit haben Sie sich als Kind vergnügt? Reißnägel verschlucken?«
»Der Junge steht mit dem Rücken an der Wand«, sagte ich.
»Nein, ich nehme alles zurück. Das haben Sie geschickt eingefädelt, Robicheaux. Pugh macht den Zeugen für die Bundespolizei, Pugh zieht bei Ihnen ein, und die Leute, die in Ihrem Haus wohnen, stehen natürlich unter unserem Schutz. Stimmt’s?«
»Nicht ganz.«
»Hoffe ich auch nicht. Weil wir schon für die Unterbringung sorgen werden.«
»Nygurski, clevere Leute haben nicht so einen
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