Black Cherry Blues (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
Schlamassel am Hals wie ich.«
»Ich glaube, da haben Sie ein wahres Wort gelassen ausgesprochen. Ich melde mich wieder bei Ihnen. Passen Sie in der Zwischenzeit auf ihren Arsch auf.«
»Wann hör ich was von Ihnen über Mapes?«
»Ich lege mich für Sie ins Zeug. Stellen Sie den Knüppel in die Ecke, okay? Haben Sie ein bißchen Vertrauen. Und wenn Sie die Sache hinter sich haben, sollten Sie sich wieder ’ne Dienstmarke zulegen. Ich glaube, an Bord sind Sie besser aufgehoben, als wenn Sie uns ständig an den Karren fahren. Da bin ich mir ganz sicher.«
Am nächsten Morgen war Dixie Lee früh auf den Beinen und leistete mir und Alafair am Frühstückstisch Gesellschaft. Er war einer jener Alkoholiker, deren Körper nur vierundzwanzig Stunden ohne Stoff braucht, um sich auffallend zu verändern: Der Blick wird wieder klar, und die Haut gewinnt eine rosa Glätte zurück. An diesem Vormittag strahlte sein frischrasiertes Gesicht, er trug ein paar weiße Sommershorts mit Bügelfalte und ein weißes Sporthemd, das mit grünen Papageien gemustert war. Ich brachte Alafair zur Schule und sorgte dann mit sanftem Druck dafür, daß er mich zu der Sitzung der Anonymen Alkoholiker begleitete, wo ich ihn in die Liste der Arbeitssuchenden eintrug. Auf dem Heimweg war er nicht mehr ganz so fröhlich.
»Alter, die Leute machen mich nervös«, sagte er. »Da kommt man sich ja vor wie ein Stück Scheiße, das in anderer Leute Suppenschüssel rumschwimmt.«
»Es ist der einzige Ort, wo es womöglich Menschen gibt, die Typen wie uns beide verstehen, Dixie.«
»Na gut, aber ich war schon früher bei solchen Sitzungen, und es hat nix gebracht. Manchen Typen geht’s halt so, glaub mir. Jesus hat auch mit dem Finger auf die gezeigt, die er haben wollte. Ich hab niemanden mit dem Finger auf mich zeigen sehen. Hör mal, kannst du dich noch an die Witze erinnern, die wir uns in den Fünfzigern erzählt haben? Zum Beispiel den: Was sagt die Badewanne zur Kloschüssel? ›Ich kriege dieselbe Menge Arsch ab wie du, aber ich muß nicht die ganze Scheiße schlucken.‹«
»Sag schon, Partner, was liegt dir wirklich auf dem Herzen?«
»Ich kann mit dem ganzen Zeug nix anfangen, wie man’s von der vierten oder fünften Stufe schafft und so. Wo man alles durchkäuen muß, was man jemals falsch gemacht hat, und jedem alles gestehen soll. Auf so was steh ich überhaupt nicht. Verdammt noch mal, ich hab genug Schuldgefühle, ich brauch nicht noch drin rumzustochern.«
»Laß es langsam angehen. Am Anfang mußt du so was ja nicht tun. Außerdem, hast du nicht schon ’ne Menge Dinge zugegeben? Als du in Lafayette im Krankenhaus lagst, hast du mir einige ganz schön persönliche Geschichten erzählt.«
»Es gibt genügend Sachen, für die ich mich schäme. Teufel noch mal, als ich Sal im Knast kennengelernt hab, wüßt ich genau, daß er nix taugt. War ’n ziemlich kranker Vogel. Aber er hatte Kohle, Drogen aller Art, und er mochte mich. Folglich mußte ich nicht zittern, weder vor den Raubtieren und den Vergewaltigern noch vor den Typen, die dir schon die Uhr auf Null stellen, wenn sie bloß denken, daß du ein Spitzel sein könntest. Also hab ich die Augen zugemacht vor dem, was in unserer Zelle ablief. Das hab ich einfach hingenommen. Viele Jungs werden im Bau schwul. Mir ist es nicht so gegangen, aber ich verurteile die Kerle nicht, bei denen’s der Fall war. Sal hat also ’n Lustknaben. Na, is ja toll, denk ich mir. Das Scheißsystem, nach dem der Strafvollzug funktioniert, ist schuld daran. Also mach ich jedesmal ’n Spaziergang, wenn der kleine Mex in unsere Zelle kommt. Geht mich ja auch nix an, oder? Bloß daß irgendwann ’ne total verrückte Geschichte passiert.«
Wir setzten uns auf die Treppe der vorderen Veranda. Vögel flogen aus dem Schatten. Es war windstill, und die Ahornbäume standen strahlend vor dem Himmel.
»Weißt du, bei so 'ner Beziehung, im Knast, mein ich, sind die Lustknaben frei verfügbar«, fuhr Dixie Lee fort. »Zwei Schinkenhälften. Ich weiß, das hört sich krank ab, aber so ist es nun mal. Aber der Junge war für Sal so was wie ein echter Liebhaber. Er brachte Lippenstift und Damenunterwäsche mit in die Zelle, er wusch und frisierte Sals Haar, und dann haben sie ’ne Decke an der oberen Koje befestigt, und hinter dem Vorhang ging’s richtig zur Sache. Bloß stellt sich raus, daß der Junge mehr ist als bloß Sals Lustknabe. Sal ist ihm richtig verfallen. Der Junge hatte immer Zigaretten,
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