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Black Coffee

Black Coffee

Titel: Black Coffee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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nicht, mein Freund«, versetzte Poirot kopfschüttelnd.
    »Wie können Sie da nur so sicher sein?«
    Poirot lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte, wie man es von ihm gewohnt war, die Fingerspitzen aneinander. »Ganz genau weiß ich es nicht, Hastings«, räumte er ein. »Natürlich kann ich nicht sicher sein. Aber ich habe da so eine Ahnung.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Wo befindet sich Ihrer Meinung nach die Formel jetzt, mein kluger Mitstreiter?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Poirot sah Hastings an, als wollte er ihm eine Chance geben, noch einmal über die Frage nachzudenken. Nach einer kleinen Weile sagte er auffordernd: »Überlegen Sie, mein Freund. Gehen Sie methodisch vor. Genau der Reihe nach. Das ist das Geheimnis des Erfolges.«
    Als Hastings nur verwirrt den Kopf schüttelte, versuchte der Detektiv ihm auf die Sprünge zu helfen.
    »Es gibt nur einen Ort, an dem sie sein kann«, erklärte er.
    »Und wo in aller Welt soll das sein?« fragte Hastings, jetzt eindeutig ein wenig verärgert.
    »Natürlich hier in diesem Raum«, verkündete Poirot mit einem wahren Koboldgrinsen.
    »Was ist daran um Himmels willen so natürlich?«
    »Aber das ist doch klar, Hastings. Betrachten Sie die Fakten. Wie wir von dem guten Treadwell wissen, hat Sir Claud dafür gesorgt, daß die Formel nicht aus diesem Zimmer hinausgebracht werden konnte. Es steht also fest, daß der Dieb die Formel noch bei sich hatte, als Sir Claud seine kleine Überraschung bekanntgab und unser Kommen ankündigte. Was tun? Er durfte es nicht darauf ankommen lassen, daß man bei unserem Eintreffen die Formel bei ihm findet. Blieben ihm also zwei Möglichkeiten. Er konnte sie auf die von Sir Claud vorgeschlagene Art und Weise zurückgeben, oder er mußte sie im Schutz der einminütigen totalen Finsternis irgendwo verstecken. Ersteres hat er nicht getan, also muß er letzteres getan haben. Voilà . Für mich liegt damit klar auf der Hand, daß die Formel irgendwo in dieser Bibliothek versteckt ist.«
    »Mein Gott, Poirot!« rief Hastings in höchster Erregung. »Ich glaube, Sie haben recht! Suchen wir sie!«
    Schon sprang er auf und ging an den Schreibtisch.
    »Suchen Sie, wenn es Ihnen Spaß macht«, meinte Poirot. »Es gibt allerdings jemanden, der sie viel leichter finden wird als Sie.«
    »Ach, und wer soll das sein?« fragte Hastings.
    Poirot zwirbelte angelegentlich seinen Schnurrbart.
    » Parbleu! Der sie versteckt hat, natürlich!« rief er mit der Gebärde eines Zauberkünstlers, der ein Kaninchen aus dem Hut zieht.
    »Sie meinen ...«
    »Ich meine«, erklärte Poirot seinem Kollegen geduldig,
    »daß der Dieb früher oder später versuchen wird, die Beute wiederzuerlangen. Einer von uns beiden muß also ständig hier Wache halten –« Er brach ab, als er hörte, wie langsam und vorsichtig der Türknauf gedreht wurde. Schnell sprang er zum Grammophon, wo er von einem Eintretenden nicht gleich gesehen werden konnte, und winkte Hastings zu sich.

10
    Leise ging die Tür auf, und Barbara Amory kam in die Bibliothek geschlichen. Sie trug einen Stuhl an den Bücherschrank, stieg hinauf und griff nach dem Blechkasten, in dem die Medikamente waren. Ausgerechnet in diesem Moment mußte Hastings niesen, und Barbara ließ vor Schreck den Kasten fallen. »Oh!« rief sie in größter Verwirrung. »Ich habe gar nicht bemerkt, daß jemand hier ist.«
    Hastings war sofort bei ihr und hob den Kasten auf, den Poirot ihm gleich aus der Hand nahm. »Sie gestatten, Mademoiselle«, sagte der Detektiv. »Der ist doch zu schwer für Sie.« Er stellte den Kasten auf den Tisch.
    »Was haben Sie denn darin?« fragte er. »Ihre Sammlung? Vogeleier? Muscheln?«
    »Leider gar nichts so Schönes, Monsieur Poirot«, antwortete Barbara mit einem nervösen Lachen. »Da sind nur Pillen und Pülverchen drin.«
    »Aber jemand wie Sie«, sagte Poirot, »so jung, so gesund und voller Lebenskraft, wird doch solchen Krimskrams nicht brauchen!«
    »Es sollte ja auch nicht für mich sein«, beruhigte Barbara ihn. »Sondern für Lucia. Sie hat heute so schreckliches Kopfweh.«
    » La pauvre dame «, murmelte Poirot voller Mitgefühl.
    »Und da sollten Sie ihr diese Pillen holen?«
    »Ja. Ich habe ihr schon ein paar Aspirin gegeben, aber sie möchte was Richtiges. Da habe ich gesagt, ich bringe ihr den ganzen Kasten – das heißt, wenn keiner hiergewesen wäre.«
    »Wenn keiner hiergewesen wäre«, wiederholte Poirot bedächtig, die Hände auf dem Kasten. »Warum war das

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