Black Dagger 01 - Nachtjagd
verabredete sich nie mit einem der Kollegen, obwohl die meisten von ihnen zumindest den linken Hoden geopfert hätten, um auch nur ihre Hand zu halten.
Eins war sicher: Ihr Angreifer hatte einen verflucht blöden Fehler gemacht, als er ausgerechnet sie ausgesucht hatte. Die gesamte Polizeitruppe würde ihm auf den Fersen sein, wenn herauskam, wer er war.
Und Butch konnte seine Klappe so schlecht halten.
Er stieg in seinen Wagen und fuhr quer durch die Stadt zum St. Francis Hospital. Vor der Notaufnahme parkte er und ging hinein.
Der Wachmann an der Drehtür lächelte ihn an. »Auf dem Weg ins Leichenschauhaus, Detective?«
»Nein. Ich will nur einen Freund besuchen.«
Der Mann winkte ihn durch.
Butch ging am Wartezimmer der Notaufnahme vorbei, mit ihren Plastikbäumen, zerfledderten Zeitschriften und besorgten Menschen. Er schob eine Flügeltür auf und trat in die sterile, weiße Klinikatmosphäre. Viele der Schwestern und Ärzte der Station kannte er und nickte ihnen im Vorbeigehen zu.
»Hey, Doug, erinnerst du dich an den Kerl mit der gebrochenen Nase, den wir vorhin hergebracht haben?«, fragte er am Empfang.
Der Angesprochene sah von einer Tabelle auf, die er gerade studierte. »Ja, der wird gleich entlassen. Da hinten, Zimmer achtundzwanzig.« Der Internist stieß ein kurzes Lachen aus. »Die Nase war noch das kleinste seiner Probleme, das kann ich dir flüstern. Der singt fürs Erste keine tiefen Töne mehr.«
»Danke, Kumpel. Apropos, wie geht’s der werten Gattin? «
»Gut. Hat in einer Woche Termin.«
»Sag Bescheid, wenn es da ist.«
Butch ging nach hinten. Bevor er Zimmer achtundzwanzig betrat, warf er einen Blick den Gang hinunter. Alles war still. Kein medizinisches Personal zu sehen, keine Besucher, keine Patienten.
Er öffnete die Tür und steckte den Kopf hinein.
Billy Riddle sah vom Bett auf. Eine weiße Bandage hing unter seiner Nase. »Was gibt’s, Officer? Haben Sie den Kerl? Ich werde gleich entlassen, und mir wäre schon wohler, wenn Sie ihn in Gewahrsam hätten.«
Butch schloss die Tür und drehte in aller Seelenruhe den Schlüssel um.
Er lächelte, während er quer durch den Raum ging, den Blick starr auf den funkelnden, quadratischen Glitzerstein in Billys Ohr gerichtet. »Was macht die Nase, Billy-Boy?«
»Die ist okay. Und die Schwester hatte vielleicht einen geilen Arsch – «
Butch packte ihn vorne an seinem Poloshirt und riss ihn auf die Füße. Dann schleuderte er Beths Peiniger so hart gegen die Wand, dass die Apparatur hinter dem Bett wackelte.
Er brachte sein Gesicht so nah an das des Jungen, dass sie sich hätten küssen können. »Hast du dich heute Abend gut amüsiert?«
Große blaue Augen blickten ihn an. »Wovon reden Sie – «
Butch schubste ihn noch mal. »Jemand hat dich identifiziert. Die Frau, die du vergewaltigen wolltest.«
»Das war ich nicht!«
»Natürlich nicht. Und wenn man noch deine kleine Drohung mit ihrer Zunge und deinem Messer dazurechnet, könnte das sogar reichen, um dich hinter Gitter zu bringen. Hast du’s schon mal mit einem Kerl getrieben, Billy? Ich wette, du wirst echt beliebt sein. Ein hübsches weißes Jüngelchen wie du.«
Der Junge wurde so weiß wie die Wand, an die er gedrückt wurde. »Ich hab sie nicht angefasst!«
»Ich sag dir mal was, Billy. Wenn du ehrlich zu mir bist und mir sagst, wo dein Kumpel ist, kannst du vielleicht sogar auf deinen eigenen Füßen hier herauslaufen. Wenn nicht, bring ich dich auf einer Trage runter zur Wache.«
Billy schien kurz über den Deal nachzudenken. Dann stieß er hektisch hervor: »Sie wollte es doch! Sie hat praktisch darum gebettelt – «
Butch hob das Knie und drückte es in Billys Schritt. Ein
hohes Jaulen schwirrte durch die Luft. »Musst du deshalb die nächste Woche im Sitzen pinkeln?«
Als der kleine Mistkerl anfing, vor sich hin zu brabbeln, ließ Butch ihn los und sah zu, wie er an der Wand zu Boden glitt. Kaum sah Billy die Handschellen, wurde sein Jammern noch lauter.
Unsanft warf Butch ihn auf den Rücken und zog nicht gerade rücksichtsvoll seine Handgelenke zusammen. Die Handschellen schnappten zu. »Du bist verhaftet. Du hast das Recht, zu schweigen. Alles, was du sagst, kann und wird vor Gericht gegen dich verwendet werden. Du hast das Recht auf einen Anwalt – «
»Wissen Sie nicht, wer mein Vater ist?«, schrie Billy plötzlich hellwach. »Ihre Dienstmarke können Sie vergessen!«
»Wenn du dir keinen leisten kannst, wird dir vom Gericht einer
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