Black Dagger 01 - Nachtjagd
die Tür auf, und sie gingen hinaus.
»Kriegst du auf die Dauer keinen Muskelkater in der linken Hand?«
Butch musste lachen. Beide sahen in den Himmel.
»Was treibst du so, Cherry?«
»Das Übliche.«
Sie steckte sich eine Zigarette zwischen die Zähne und zündete sie an, den Blick aus den Augenwinkeln auf ihn gerichtet.
»Wenn du mal die Schnauze voll hast vom Wichsen, ruf mich einfach an. Ich mach’s dir kostenlos, weil du so ein gut aussehender Kerl bist. Aber kein Wort zu Big Daddy, klar?«
Sie stieß eine Rauchwolke aus und spielte abwesend an ihrem kaputten linken Ohr herum. Die obere Hälfte fehlte.
O Mann, ihr Zuhälter war eine Bestie.
Sie stiegen nebeneinander die Betonstufen hinunter.
»Hast du dir mal das Programm angesehen, von dem ich
dir erzählt habe?«, fragte Butch, als sie auf dem Bürgersteig ankamen. Er half einer Freundin dabei, eine Selbsthilfegruppe für Prostituierte ins Leben zu rufen, um Frauen beizustehen, sich von ihren Zuhältern und ihrem alten Leben zu befreien.
»Ja, klar. Super Sache.« Sie lächelte ihn an. »Bis demnächst. «
»Pass auf dich auf.«
Sie wandte sich um und schlug sich auf die rechte Pobacke. »Das wäre Ihr Preis gewesen!«
Butch sah ihr eine Weile nach, wie sie die Straße hinunter stakste. Und dann stieg er aus einem Impuls heraus in einen zivilen Streifenwagen und fuhr quer durch die Stadt zurück in die Gegend des Screamer’s. Vor dem McGrinder’s hielt er an. Ungefähr fünfzehn Minuten später kam eine Frau in enger Jeans und einem schwarzen bauchfreien T-Shirt heraus. Kurzsichtig blinzelte sie in das helle Tageslicht.
Als sie sein Auto entdeckte, schüttelte sie ihr rotbraunes Haar und kam auf ihn zu. Er kurbelte das Fenster runter und sie beugte sich zu ihm, um ihn auf die Lippen zu küssen.
»Dich hab ich ja schon ewig nicht mehr gesehen, Butch. Bist du einsam?«, raunte sie in sein Ohr.
Sie roch nach schalem Bier und Cocktailkirschen, wie jeder Barkeeper am Ende einer langen Nacht.
»Steig ein«, sagte er.
Ohne zu zögern, ging sie um die Motorhaube herum und glitt auf den Beifahrersitz. Während sie zum Fluss fuhren, sprachen sie über ihre Schicht in der Bar. Das Trinkgeld hatte mal wieder zu wünschen übrig gelassen, und ihre Füße brachten sie fast um nach der vielen Rennerei.
Er parkte unter dem Brückenbogen, der über den Hudson führte und die beiden Teile Caldwells miteinander verband. Sorgfältig achtete er darauf, dass sie weit genug von
den Obdachlosen weg waren, die auf ihren Lumpen schliefen. Auf Publikum konnte er gut verzichten.
Und eins musste er Abbey lassen: Sie war schnell. Noch ehe der Motor abgestellt war, hatte sie schon seine Hose geöffnet und bearbeitete seine Erektion mit geübtem Griff. Er klappte den Sitz zurück, und sie setzte sich rittlings auf ihn und schmiegte sich an seinen Hals. Teilnahmslos sah er an ihrem zerzausten Haar vorbei auf den Fluss.
Das Sonnenlicht glitzerte so wunderschön auf dem Wasser.
»Liebst du mich, Baby?«, flüsterte sie ihm ins Ohr.
»Sicher.« Er strich ihr das Haar zur Seite und sah ihr in die Augen. Sie waren leer. Er hätte jeder x-beliebige Mann sein können, und genau darum funktionierte ihre Beziehung.
Sein Herz war genauso leer wie ihr Blick.
7
Als Mr X den Parkplatz vor der Caldwell Martial Arts Academy überquerte, wehte ihm der Geruch aus dem Dunkin’ Donuts von gegenüber in die Nase. Dieser Duft, dieses wunderbare, dicke Aroma von Mehl und Zucker und heißem Öl, lag schwer in der Morgenluft. Er blickte über die Schulter und sah einen Mann, der mit zwei weiß-rosa Schachteln unter dem Arm und einem riesigen Kaffeebecher in der Hand aus dem Laden kam.
Das wäre mal eine angenehme Art, den Tag zu beginnen, dachte Mr X.
Er erreichte den Weg, der unter der rot-goldenen Markise der Kampfsportschule entlang führte. Kurz blieb er stehen, um einen Plastikbecher aufzuheben. Der Vorbesitzer hatte offenbar extra einen Schluck Cola darin gelassen, damit seine oder ihre Zigarettenkippen lustig darin herumschwimmen konnten. Mr X entsorgte die ekelhafte Hinterlassenschaft und schloss die Tür auf.
Die Gesellschaft der Lesser hatte vergangene Nacht in
ihrem Krieg ein neues Kapitel aufgeschlagen, und er war derjenige gewesen, der das vollbracht hatte. Darius war ein Gigant von einem Vampir gewesen, ein Mitglied der Black Dagger. Was für eine Trophäe.
Verflucht schade nur, dass nichts mehr von ihm übrig war, was man sich hätte an die Wand hängen können. Die
Weitere Kostenlose Bücher