Black Dagger 01 - Nachtjagd
lauschte den Schritten über ihm, dem Stampfen der Pferde, den Stimmen. Die Angst, jemand könnte die Tür öffnen und ihn hier finden, lähmte ihn. Und er war froh, dass Marissa nicht mehr hier und der Bedrohung durch die Menschen ausgesetzt war.
Das Geräusch von Darius’ Tochter, die nach Hause kam, holte ihn wieder in die Gegenwart. Das Licht in der Wohnung ging an.
Beth warf den Schlüssel achtlos auf das Flurtischchen. Das schnelle Essen mit dem Ironman war erstaunlich locker gewesen. Und er hatte ihr noch ein paar Details über den Bombenanschlag verraten. Man hatte eine dieser frisierten Magnums in der Straße gefunden. Butch hatte auch den Wurfstern erwähnt, den sie Ricky gezeigt hatte. Die Kriminaltechniker arbeiteten fieberhaft an den Waffen, um Fingerabdrücke, Gewebespuren oder sonstige Beweise zu sichern. Die Waffe schien nicht besonders aufschlussreich, aber an dem Wurfstern war – nicht gerade überraschend – Blut, das gerade einer DNS-Analyse unterzogen wurde. Was die Autobombe betraf, ging die Polizei davon aus, dass der Anschlag im Zusammenhang mit dem Drogenmilieu stand. Der BMW war schon früher gesichtet worden, immer auf genau diesem Parkplatz hinter dem Club. Und das Screamer’s war eine Brutstätte für Dealer, die ein bisschen speziell waren, was ihr Territorium betraf.
Beth reckte sich und zog sich ihre Schlafshorts an. Die Nacht war ein weiteres Mal zu heiß, und als sie den Futon
ausklappte, wünschte sie wirklich, die Klimaanlage würde noch funktionieren. Sie stellte den Ventilator an und fütterte Boo. Sobald er seine Portion Gourmet-Katzenfutter verputzt hatte, begann er erneut, vor der Schiebetür zum Garten herumzustreichen.
»Fängst du schon wieder an?«
Es blitzte, und sie schob die Glastür auf, klappte dafür die Fliegengittertür zu und schloss sie ab. Sie würde die Tür nur kurz offen lassen – die Nachtluft roch heute zur Abwechslung mal gut, kein Hauch von Müll.
Mann, war das heiß heute.
Sie ging ins Badezimmer, nahm die Kontaktlinsen heraus, putzte sich die Zähne, schrubbte ihr Gesicht und fuhr sich dann mit einem kalten Waschlappen über den Nacken. Eiskalte Wassertropfen rannen ihr über die Haut, und sie genoss die Schauer, die sie auslösten.
Wieder im Zimmer, runzelte sie die Stirn. Ein merkwürdiger Geruch lag plötzlich im Zimmer. Ein kräftiger, sinnlicher Duft …
Sie trat zur Fliegengittertür und schnupperte. Die Spannung in ihren Schultern ließ spürbar nach.
Da sah sie, dass Boo sich hingesetzt hatte und schnurrte, als hieße er einen guten Bekannten willkommen.
Was zum …
Der Mann aus ihrem Traum stand auf der anderen Seite der Tür.
Beth machte einen Satz zurück und ließ den Waschlappen fallen. Nur schwach drang das nasse Klatschen an ihre Ohren, als das Tuch auf dem Boden auftraf.
Die Fliegengittertür glitt auf. Obwohl Beth sie gerade abgeschlossen hatte.
Und der köstliche Geruch wurde intensiver, als er in ihre Wohnung trat.
Sie geriet in Panik, konnte sich aber nicht rühren.
O Gott, er war einfach gewaltig. Ihr Apartment war ohnehin klein, aber durch ihn wirkte es wie ein Schuhkarton. Und all dieses schwarze Leder ließ ihn nur noch größer wirken. Er musste mindestens zwei Meter groß sein.
Moment mal.
Was machte sie hier eigentlich, nahm sie Maß für einen Anzug? Laufen sollte sie. Um ihr Leben rennen, fliehen.
Aber sie konnte ihn nur anstarren.
Er hatte trotz der Hitze eine Motorradjacke an, und seine langen Beine waren ebenfalls in Leder gehüllt. An den Füßen trug er schwarze Stiefel mit Stahlkappen, und er bewegte sich wie ein Raubtier.
Beth legte den Kopf in den Nacken, um sein Gesicht zu sehen.
Er sah einfach fantastisch aus.
Kantiges Kinn, volle Lippen, ausgeprägte Wangenknochen, die dunkle Schatten auf die Haut darunter warfen. Das Haar war glatt und schwarz und fiel ihm vom spitzen Ansatz in der Stirn bis auf die Schultern. Ein Schatten von schwarzem Bart. Die schwarze Sonnenbrille passte perfekt in sein scharf konturiertes Gesicht und ließ ihn aussehen wie einen Auftragskiller, der nebenher modelt.
Als wäre seine ganze Ausstrahlung nicht schon bedrohlich genug.
Er rauchte eine Art dünne, rötliche Zigarette, von der er eben einen tiefen Zug nahm. Das betörende Aroma im Zimmer kam von dem Rauch, den er ausstieß, und als er in ihre Nase drang, konnte sie sich kaum noch erinnern, wo oder wer sie war.
Ihr Körper schwankte, als der Mann näher trat. Sie war vor Schreck wie gelähmt. Was
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