Black Dagger 02 - Blutopfer
klaffende Wunde in der Brust. Der grobe Schnitt reichte von seiner Kehle bis hinunter zum Brustbein, aber die Haut war von Omegas Fingerspitze wieder zugelötet worden. Die Wunde würde höllisch wehtun, zumindest bis zum Morgen. Doch schon morgen Abend bei
Sonnenuntergang würde Billy wieder stark genug sein, um aufzustehen.
Mr X stieg in seinen Hummer und fuhr Richtung Süden. Er hatte eine der Haupteskadrons eingeteilt, um in der Innenstadt auf die Jagd zu gehen, und er wollte sie in Aktion beobachten. Er gab es äußerst ungern zu, aber vielleicht hatte Mr O nicht ganz unrecht damit gehabt, was die mangelnde Motivation betraf. Außerdem musste er mit eigenen Augen sehen, wie seine Truppe als Kampfeinheit funktionierte. Nach Mr Ms Ableben spielte er mit dem Gedanken, Riddle als Ersatz aufzustellen. Doch zuerst musste er einen Eindruck von der derzeitigen Dynamik der Eskadron bekommen. Erst dann konnte er irgendwelche Entscheidungen treffen.
Außerdem musste er Billy besser einschätzen lernen. Da er ihn selbst in den Kampfkünsten trainiert hatte, vertraute Mr X den Fähigkeiten seines neuen Rekruten zwar vollauf. Aber er war sich nicht ganz sicher, wie der Kleine auf sein erstes Todesopfer reagieren würde. Mr X vermutete, dass er begeistert wäre, aber man wusste ja nie. Er hoffte auf jeden Fall, dass Riddle ihn stolz machen würde.
Mr X korrigierte sich lächelnd.
Er hoffe, Mr R würde ihn stolz machen.
Haversgereizte Stimmung verstärkte sich noch. Die menschlichen Nachtschwärmer stellten zwar keine Bedrohung für ihn dar, doch er konnte ihre schlechten Manieren nicht ausstehen. Weiter hinten in der dunklen Gasse knutschte ein Paar, und ein Mann rauchte ganz offen Crack. Inmitten des Gestöhnes und des widerwärtigen Gestanks wollte Havers nur nach Hause.
»Du bist aber ein Hübscher.«
Havers zuckte zusammen. Die Frau vor ihm strahlte puren Sex aus; ein schmaler Spandexstreifen bedeckte notdürftig
ihre Brüste, der Rock war so kurz, dass er kaum ihren Schritt verbarg.
Eine wandelnde Werbung für Viagra und Co. Havers bekam eine Gänsehaut.
»Brauchst du Gesellschaft?«, fragte sie ihn und strich sich mit der Hand zuerst über den Bauch, dann über ihr fettiges kurzes Haar.
»Nein, danke.« Er machte ein paar Schritte zurück, tiefer in die Dunkelheit der Hauswände. »Vielen Dank, aber nein.«
»Und auch noch ein Gentleman.«
Um Himmels Willen, sie wollte ihn berühren.
Er hob die Hände hoch. Ging immer weiter rückwärts. Je weiter er in die Gasse vordrang, desto lauter wurde die Musik. Er näherte sich dem Hinterausgang der Bar.
»Bitte lassen Sie mich in Ruhe«, sagte er, als ein entsetzlicher, obszöner Song aus der Spelunke herausdröhnte.
Plötzlich wich der Frau alle Farbe aus dem Gesicht, und sie rannte davon, als hätte sie eine verfaulte Leiche entdeckt.
»Was zum Teufel machst du hier?« Die männliche Stimme hinter ihm klang dunkel und gemein.
Langsam drehte Havers sich um. Sein Herz fing an zu hämmern. »Zsadist.«
23
Wrath wollte nicht wissen, wer da an die Tür seines Zimmers hämmerte. Er hatte den Arm um die Taille seiner Shellan gelegt und den Kopf an ihrem Hals vergraben. Es müsste schon ein verdammter Notfall eintreten, damit er heute Nacht noch irgendwohin ging.
»Verflucht noch mal.« Entnervt schoss er schließlich aus dem Bett hoch und marschierte nackt durch den Raum.
»Wrath, egal wer da draußen ist, bring ihn nicht gleich um«, meinte Beth belustigt. »Wer dich heute Nacht stört, hat sicher einen guten Grund.«
Er holte tief Luft, bevor er die Tür aufriss. »Wehe du blutest nicht aus mindestens –« Er brach ab. »Tohr.«
»Wir haben ein Problem, Herr.«
Wrath fluchte und nickte, bat den Bruder aber nicht herein. Beth lag nackt im Bett.
Er deutete auf die Tür gegenüber. »Warte da.«
Rasch warf er sich in Boxershorts, küsste Beth und verschloss die Tür. Dann ging er in Darius’ Zimmer.
»Was gibt’s, Bruder?« Er war nicht gerade begeistert über die Störung. Aber es war gut, dass Tohr gekommen war. Vielleicht brach nun doch wieder Tauwetter zwischen ihnen an.
Tohr setzte sich auf die Schreibtischkante. »Ich bin ins Screamer’s gefahren, um dort die anderen zu treffen. Aber ich kam zu spät.«
»Heißt das, du hast verpasst, wie Rhage es mit einer Braut in einer dunklen Ecke getrieben hat? Wie schade.«
»Ich habe Havers in einer dunklen Seitenstraße gesehen. «
Wrath runzelte die Stirn. »Was macht denn der brave Herr Doktor in
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