Black Dagger 03 - Ewige Liebe
aber was war mit Mary? Wie dieser blonde Krieger sich in ihrer Gegenwart benommen hatte, verhieß eindeutig Ärger. Mit der Gier nach Sex, die er ausgestrahlt hatte, hätte man einen Ozean zum Kochen bringen können. Und die Mitglieder der Bruderschaft waren Zurückweisung bestimmt nicht gewöhnt. Nach allem, was sie gehört
hatte, nahmen sie sich eine Frau einfach, wenn sie sie haben wollten.
Immerhin waren sie nicht für Vergewaltigungen bekannt; andererseits hatten sie das offenbar auch nicht nötig, der Szene vorhin nach zu urteilen. Sich mit einem von ihnen zu vereinigen, von dieser überwältigenden Kraft besessen zu werden, war sicher eine außergewöhnliche Erfahrung, nach der sich nicht wenige Frauen sehnten.
Obwohl es gut sein konnte, dass Mary als Mensch das nicht so empfand.
Bella blickte den Flur auf und ab, unruhig, angespannt. Niemand war zu sehen, und wenn sie noch lange hier so herumstand, würde sie bald Dreadlocks haben. Sie schüttelte die Zöpfe aus ihren Haaren und wanderte wahllos in irgendeine Richtung. Als sie in der Ferne ein rhythmisches Klopfen hörte, folgte sie dem Geräusch bis zu einer Metalltür. Sie öffnete sie und ging hindurch.
Die Turnhalle, in die sie gelangte, hatte die Größe eines Profi-Basketballplatzes. Der Holzfußboden war auf Hochglanz poliert. Leuchtend blaue Matten waren auf dem Boden ausgelegt, und hier und da hingen Neonleuchten von der Decke. Links befand sich eine erhöhte Tribüne, und darunter hingen einige Punchingbälle.
Ein Prachtkerl von einem Vampir prügelte auf einen davon ein. Er stand mit dem Rücken zu ihr. Leicht wie eine Feder tänzelte er vor dem Ball, landete einen Hieb nach dem anderen, duckte sich, schlug zu, trieb den schweren Sack so kraftvoll vor sich her, dass er schief hing.
Sie konnte sein Gesicht nicht erkennen, aber seine Rückansicht war unbestreitbar attraktiv. Sein kurz geschorenes Haar war hellbraun, und er trug ein hautenges schwarzes langärmeliges T-Shirt und eine weite schwarze Trainingshose. Über seinen breiten Rücken spannte sich ein gekreuztes Halfter.
Hinter ihr fiel die Tür mit einem Klicken ins Schloss.
Blitzschnell zog der Mann einen Dolch mit schwarzer Klinge heraus und versenkte ihn in dem Punchingball. Er riss ihn auf, der Sand ergoss sich in einem Schwall auf die Matte. Und dann wirbelte er herum.
Bella schlug sich die Hand auf den Mund. Er hatte eine riesige Narbe im Gesicht, die aussah, als hätte jemand versucht, ihn in der Mitte durchzuschneiden. Die weiße Linie begann auf der Stirn, verlief über den Nasenrücken und beschrieb einen Bogen über der Wange. Dann zog sie sich hinunter bis in den Mundwinkel, sodass seine Oberlippe von ihr verzerrt wurde.
Zusammengekniffene Augen, schwarz und kalt wie die Nacht, musterten sie und weiteten sich dann kaum merklich. Er schien verblüfft zu sein, doch sein Körper blieb bis auf die tiefen Atemzüge vollkommen reglos.
Der Mann will mich, dachte Bella. Und er ist unsicher, wie er damit umgehen soll.
Doch dann waren Verwirrung und Unsicherheit urplötzlich verschwunden. Stattdessen lag nun in seinem Blick eine eisige Wut, die sie zu Tode erschreckte. Ohne den Blick von ihm zu wenden, ging sie langsam rückwärts zur Tür und tastete nach der Klinke. Sie bewegte sich nicht, und Bella bekam das ungute Gefühl, dass er sie bewusst hier festhielt.
Der Vampir sah ihr eine Weile zu, wie sie sich abmühte, dann kam er auf sie zu. Im Gehen warf er seinen Dolch hoch in die Luft und fing ihn am Griff wieder auf. Warf ihn hoch und fing ihn wieder auf. Wieder und wieder.
»Ich weiß ja nicht, warum du hier bist«, sagte er leise. »Außer, um mir mein Training zu versauen.«
Als die schwarzen Augen über ihr Gesicht und ihren Körper wanderten, war seine Feindseligkeit fast greifbar. Gleichzeitig aber strahlte er eine wilde Hitze aus, eine sexuelle
Bedrohung, die eigentlich nicht so eine Faszination auf sie hätte ausüben dürfen.
»Tut mir leid. Ich wusste nicht …«
»Wusstest was nicht, Frau?«
Mein Gott, er war so nah. Und er war viel größer als sie.
Sie drückte sich flach gegen die Tür. »Tut mir leid –«
Der Mann stützte die Hände auf beiden Seiten ihres Kopfes gegen die Tür. Sie beäugte ängstlich das Messer, doch dann vergaß sie die Waffe völlig, als er sich immer weiter vorbeugte. Kurz bevor ihre Körper sich berührten, verharrte er.
Bella atmete tief ein und nahm dabei seinen Geruch auf. Er fühlte sich fast wie Feuer in ihrer Nase an,
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