Black Dagger 05 - Mondspur
… Er lechzte mehr nach dem Schmerz, als er nach Essen lechzte.
Als er in die Umkleidekabine kam, fand er in seiner Kabine seine Laufschuhe und eine kurze Hose. Den Oberkörper hatte er ohnehin lieber frei, vor allem, wenn er allein war.
Er legte die Waffen ab und wollte sich gerade ausziehen, als er ein Geräusch bei den Schließfächern hörte. Lautlos ging er ihm nach und stellte sich … einer halben Portion in den Weg.
Es gab einen metallischen Schlag, als der schmächtige Körper gegen eine der Bänke knallte.
Shit. Das war der Junge. Wie hieß er noch? John Sowieso. Und John-Boy sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht
fallen, seine Augen waren glasig und traten ihm fast aus dem Kopf.
Aus seiner vollen Höhe funkelte Z auf ihn herab. Er hatte wirklich ausgesprochen miese Laune im Augenblick, er fühlte sich schwarz und kalt wie der Weltraum; und doch hatte er keine Lust, Johnny hier, der doch gar nichts gemacht hatte, die Ohren langzuziehen.
»Verschwinde hier, Kleiner.«
John fummelte etwas aus der Tasche. Zettel und Stift. Zsadist schüttelte den Kopf.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich nicht lesen kann. Hör mal, jetzt geh einfach. Tohr ist oben im Haus.«
Z wandte sich ab und riss an seinem T-Shirt. Als er ein Keuchen hörte, sah er über die Schulter. Johns Augen ruhten auf seinem Rücken.
»Verdammt noch mal, Kleiner … jetzt verzieh dich endlich.«
Als Z das Trappeln kleiner Füße hörte, die sich entfernten, ließ er die Hose herunter, zog schwarze Shorts an und setzte sich auf die Bank. Er hob die Laufschuhe an den Schnürsenkeln hoch und ließ sie zwischen den Knien baumeln. Bei diesem Anblick durchzuckte ihn der dumme Gedanke, wie oft er wohl schon seine Füße in diese Schuhe gesteckt und seinen Körper auf eben jener Tretmühle bestraft hatte, auf die er jetzt zusteuerte. Dann überlegte er, wie häufig er sich absichtlich in Kämpfen mit Lessern hatte verletzen lassen. Und wie oft er Phury gebeten hatte, ihn zu schlagen.
Nein, nicht gebeten. Gezwungen. Es hatte Zeiten gegeben, in denen er von seinem Zwilling gefordert hatte, ihn immer wieder zu schlagen, bis sein narbiger Körper grün und blau war und er nichts mehr empfand als den pochenden Schmerz in seinen Knochen. Um ehrlich zu sein, gefiel es ihm nicht, Phury in die Sache mit hineinzuziehen.
Lieber hätte er sich die Verletzungen selbst zugefügt, wenn er das gekonnt hätte. Aber man konnte sich nun mal schlecht selbst die Seele aus dem Leib prügeln.
Langsam stellte Z die Schuhe auf dem Boden ab und lehnte sich rückwärts an den Spind. Er dachte an seinen Zwillingsbruder. Oben im Speisezimmer, neben Bella.
Seine Augen wanderten zu dem Telefon an der Wand der Umkleidekabine. Vielleicht sollte er im Haus anrufen.
Ein leises Pfeifen erklang neben ihm. Er drehte den Kopf nach links und runzelte die Stirn.
Da stand der Junge mit einer Wasserflasche in der Hand, und er näherte sich ihm zaghaft, den Arm weit ausgestreckt, den Kopf halb abgewandt. Als nähme er Kontakt mit einem wilden Panther auf und hoffte, die Erfahrung heil zu überstehen.
John stellte die Flasche etwa einen Meter von ihm entfernt auf die Bank. Dann drehte er sich um und rannte weg.
Z starrte die Tür an, durch die der Junge weggelaufen war. Als sie ganz langsam zufiel, dachte er an andere Türen auf dem Anwesen, insbesondere an die Eingangstür des großen Hauses.
Gütige Jungfrau der Schrift. Bella würde auch bald weggehen. Sie könnte sogar jetzt gerade gehen.
Genau in diesem Augenblick.
J. R. Wards BLACK DAGGER wird fortgesetzt in:
DUNKLES ERWACHEN
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Ein weiteres Beben erschütterte das Haus und brachte die Männer im Raum ins Wanken. Zsadist umklammerte die Tischkante, und damit war er nicht allein. Vishous’ Knöchel waren schon ganz weiß, so verkrampft hielt er sich fest.
Bella … das war Bella. Sie musste es sein. Die Triebigkeit der Vampirin hatte eingesetzt.
Havers hatte ihn gewarnt, dachte Zsadist. Bei der Untersuchung hatte der Arzt festgestellt, dass sie offenbar kurz vor ihrer fruchtbaren Zeit stand.
Hölle und Granaten. Eine triebige Vampirin. In einem Haus mit sechs Männern.
Wäre es nicht helllichter Tag gewesen, hätten sie einfach das Weite suchen können. Doch sie waren auf dem
Anwesen gefangen, und bis es dunkel genug sein würde, um hinauszugehen, wäre es längst zu spät. Wenn ein Vampir diesem Sog zu lange ausgesetzt war, würde er sich instinktiv dagegen sperren, die Nähe der Frau aufzugeben. Egal,
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