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Black Dagger 05 - Mondspur

Black Dagger 05 - Mondspur

Titel: Black Dagger 05 - Mondspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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schaffen.
    Ruckartig riss er das Steuer nach rechts und fuhr auf den Parkplatz des Einkaufszentrums, neben dem früher die Kampfsportschule gestanden hatte, bevor sie abgebrannt war. Er schaltete die Beleuchtung des Bentleys aus und fuhr um das lange, schmale Gebäude herum. Er parkte parallel zu der Ziegelmauer, um im Falle des Falles nur aufs Gas steigen und losrasen zu können.

    Den Motor ließ er laufen, dann zog er den Zobelmantel und die Anzugjacke aus und krempelte den linken Ärmel auf. Durch den roten Dunst hinweg tastete er nach dem Handschuhfach und holte eine Spritze und ein Stück Gummischlauch heraus. Seine Hände zitterten so heftig, dass er die Spritze fallen ließ und sich bücken und sie vom Boden aufheben musste.
    Dann klopfte er seine Jackentaschen ab, bis er ein Glasröhrchen fand, dass den Neuromodulator Dopamin enthielt. Er stellte es auf dem Armaturenbrett ab.
    Er brauchte zwei Versuche, um die sterile Verpackung der Spritze zu öffnen, und dann brach er beinahe die Nadel ab, als er sie durch den Gummiverschluss des Dopaminröhrchens stecken wollte. Als die Spritze endlich aufgezogen war, wickelte er sich den Gummischlauch mit der anderen Hand und den Zähnen um den Oberarm; danach suchte er eine Vene. Da er momentan nur zweidimensional sah, war der ganze Vorgang etwas komplizierter.
    Er konnte einfach nicht genug erkennen. Alles, was er vor Augen hatte, war … rot.
    Rot … rot … rot … Das Wort raste ihm durch den Kopf, prallte von der Innenseite seines Schädels ab. Rot war die Farbe der Panik. Rot war die Farbe der Verzweiflung. Rot war die Farbe seines Selbsthasses.
    Aber Rot war nicht die Farbe seines Blutes. Jetzt im Augenblick zumindest nicht.
    Er riss sich zusammen, befühlte seine Armbeuge und suchte nach einer inneren Abschussrampe für die Droge, eine Hochgeschwindigkeitsautobahn, die das Zeug hinauf zu den Rezeptoren in seinem Gehirn transportieren würde. Leider kollabierten seine Venen gerade.
    Er spürte nichts, als er die Nadel einführte, was er als
gutes Zeichen wertete. Aber dann kam es … ein kleiner Stich an der Injektionsstelle. Die Empfindungslosigkeit, die sein Schutzschild war, hatte bald ein Ende.
    Während er noch unter der Haut nach einer brauchbaren Vene stocherte, spürte er allmählich Empfindungen in seinem Körper: sein eigenes Gewicht auf dem Ledersitz des Wagens. Die Heizung, die ihm um die Knöchel blies. Die Luft, die rasch in seinen Mund hinein- und wieder herausströmte und ihm die Zunge austrocknete.
    Vor Schreck drückte er den Kolben herunter und löste den Gummischlauch. Die Jungfrau allein wusste, ob er die richtige Stelle erwischt hatte.
    Sein Herz pochte laut, und er starrte auf die Uhr.
    »Komm schon«, murmelte er und begann, auf dem Fahrersitz vor- und zurückzuschaukeln. »Komm schon … du sollst wirken.«
    Rot war die Farbe seiner Lügen. Er war gefangen in einer Welt aus Rot. Und eines Tages würde das Dopamin nicht mehr funktionieren. Dann wäre er für immer im Rot verloren.
    Die Ziffern der Uhr sprangen um. Eine Minute verging.
    »Verdammte Scheiße …« Er rieb sich wieder die Augen, als könnte ihm das die Tiefenwahrnehmung und das normale Farbspektrum zurückgeben.
    Sein Handy klingelte, aber er beachtete es nicht.
    Mit einem Schlag kehrte sein Sehvermögen zurück, das Rot sickerte aus seinem Gesichtsfeld heraus, die dreidimensionale Perspektive war wieder da. Es war, als hätte man ihm das Böse aus dem Körper gesaugt. Sein Körper wurde wieder taub, die Empfindungen verdunsteten, bis er nur noch die Gedanken in seinem Kopf wahrnahm. Mit der Droge wurde er zu einer atmenden,
sprechenden, laufenden Hülle, die sich nur noch um vier Sinne kümmern musste, nun, da der Tastsinn medikamentös aufs Nebengleis geschoben worden war.
    Er sank in seinen Sitz zurück. Der ganze Stress wegen Bellas Entführung hatte ihm zugesetzt, mehr, als er zugeben wollte. Deshalb hatte ihn die Attacke so heftig und schnell erwischt. Und vielleicht musste er auch die Dosis neu einstellen. Er sollte zu Havers gehen und sich erkundigen.
    Es dauerte ein Weilchen, bis er den Gang wieder einlegen konnte. Als er sich vom Parkplatz in den Verkehr einfädelte, redete er sich ein, er sei nur ein weiterer Autofahrer in einer langen Schlange von Wagen. Anonym. Genau wie alle anderen.
    Die Lüge entspannte ihn ein bisschen … und verstärkte seine Einsamkeit.
    An einer Ampel hörte er die Nachricht auf seiner Mailbox an.
    Bellas Alarmanlage war für etwa eine

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