Black Dagger 05 - Mondspur
Bellas Haus wurde das Auto langsamer, dann fuhr es in die Einfahrt.
War das ein Bentley? Sah jedenfalls so aus.
Mannomann, so ein teurer Schlitten? Musste ein Mitglied von Bellas Familie sein. Ohne Zweifel waren sie benachrichtigt worden, dass die Alarmanlage eine Weile außer Betrieb gewesen und dann vor etwa zehn Minuten wieder aktiviert worden war.
Verfluchter Mist. Das war jetzt kein guter Zeitpunkt, um einen Rundgang durch das Haus zu machen. Bei Zs Glück würden die Lesser sich genau diesen Moment aussuchen, um ihren Wagen abzuholen – und beschließen, nur so aus Lust und Laune vorher beim Bauernhaus vorbeizuschauen.
Unterdrückt fluchend wartete er darauf, dass sich die Autotür öffnete … aber niemand stieg aus, und der Motor brummte weiter. Das war gut. Solange die Alarmanlage angeschaltet war, würden sie vielleicht nicht ins Haus gehen. Denn die Küche war ein Schlachtfeld.
Z schnüffelte in die kalte Luft, konnte aber keinen Geruch aufschnappen. Sein Instinkt sagte ihm aber, dass in der Limousine ein Mann saß. Ihr Bruder? Sehr wahrscheinlich. Er würde am ehesten nach dem Rechten sehen.
So ist es brav, Kumpel. Schau dir die Fenster von vorne an. Siehst du? Nichts los. Niemand im Haus. Und jetzt tu uns beiden einen Gefallen, und verzieh dich hier.
Der Wagen blieb noch gefühlte fünf Stunden dort stehen. Dann setzte er zurück, wendete auf der Straße und fuhr weg.
Z atmete tief durch. Grundgütiger … Seine Nerven waren heute in keinem guten Zustand.
Die Zeit verstrich. Er stand allein zwischen den Bäumen und starrte zu Bellas Haus hinüber. Und fragte sich, ob sie jetzt Angst vor ihm hatte.
Der Wind frischte auf, die Kälte wurde beißender und kroch ihm in die Knochen. Verzweifelt hieß er den Schmerz, der damit einherging, willkommen.
24
John blickte unverwandt über den Schreibtisch im Arbeitszimmer. Sarelles Kopf war gesenkt, während sie durch eines der uralten Bücher blätterte, das halblange blonde Haar hing ihr vor das Gesicht, sodass er nur ihr Kinn sehen konnte. Die beiden hatten Stunden damit verbracht, eine Liste von Beschwörungsformeln für das Wintersonnwendfest zu erstellen. Unterdessen war Wellsie in der Küche verschwunden und gab Bestellungen für die Zeremonie auf.
Als Sarelle eine Seite umblätterte, dachte er, dass sie wirklich hübsche Hände hatte.
»Gut«, sagte sie jetzt. »Ich glaube, das war der Letzte.«
Sie sah ihm in die Augen, und es war, wie vom Blitz getroffen zu werden: Erst erlitt er einen Hitzeschock und dann eine verstörende Desorientierung. Zudem leuchtete er jetzt auch im Dunkeln; zumindest glaubte er das.
Sie lächelte und klappte das Buch zu. Dann entstand ein langes Schweigen. »Also … ähm, ich glaube, mein Freund Lash ist in deiner Trainingsklasse.«
Lash war ihr Freund? Na großartig.
»Ja … und er sagt, du hast das Mal der Bruderschaft auf der Brust.« Als John nicht reagierte, sagte sie: »Stimmt das?«
John zuckte die Achseln und kritzelte auf dem Rand ihrer Liste herum.
»Darf ich es sehen?«
Er kniff die Augen zu. Wozu? Damit sie seine Hühnerbrust zu sehen bekam? Oder die Narbe, die ihm schon so viel Ärger eingebracht hatte?
»Ich glaube nicht, dass du sie dir selbst zugefügt hast, wie die anderen sagen«, versicherte sie hastig. »Und, ich meine, ich will dich nicht kontrollieren oder so was. Ich weiß noch nicht mal, wie es eigentlich aussehen müsste. Ich bin einfach nur neugierig.«
Sie rückte ihren Stuhl näher an seinen heran, und ein Hauch von ihrem Parfüm stieg ihm in die Nase … oder vielleicht war es auch gar kein Parfüm. Vielleicht war das nur … sie.
»Auf welcher Seite ist es?«
Als gehörte seine Hand ihr, klopfte er sich auf die linke Brust.
»Knöpf dein Hemd ein bisschen auf.« Sie lehnte sich seitlich über den Stuhl, den Kopf so geneigt, dass sie seine Brust sehen konnte. »John? Kann ich es bitte sehen? «
Er schielte zur Tür. Wellsie war immer noch in der Küche am Telefon, würde also wahrscheinlich nicht hereinplatzen. Aber das Arbeitszimmer schien trotzdem irgendwie zu öffentlich, um sich auszuziehen.
O Gott. Würde er das wirklich tun?
»John? Ich will das Mal nur ansehen.«
Okay, er würde es tun.
Er stand auf und nickte zur Tür. Ohne ein Wort folgte ihm Sarelle den Flur hinunter bis in sein Zimmer.
Er zog die Tür halb hinter sich zu und tastete nach dem obersten Knopf. Mühsam hielt er die Hand ruhig, indem er ihr insgeheim androhte, sie abzuhacken, wenn sie ihn
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